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Rallye-Boom ohne Ende

Während hierzulande über die Zukunft nachgedacht wird, fighten in Ungarn neueste WRC's und Kitcars, Benik gewinnt den Saisonauftakt.

Text/Fotos: Daniel Fessl

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    Nach fast sechsmonatiger Winterpause hat am vergangenen Wochenende auch in Ungarn die Rallyesaison 2006 begonnen, in und um die ostungarische Weinbaustadt Eger waren 18 Sonderprüfungen über fast 170 Kilometer an zwei Tagen zu bewältigen, der Fahrbahnbelag war zu 100% Asphalt.

    Bei den Favoriten um den diesjährigen Titel hat sich in den Wintermonaten einiges getan, es wurde allerorts aufgerüstet was sich angesichts der Diskussionen in der heimischen Szene fast schon utopisch anhört, standen doch bereits im Vorjahr zumindest 7-8 WRC's bei jedem Meisterschaftslauf am Start...

    In Sachen Quantität gab es zumindest in Eger noch keine Steigerung zu 2005, allerdings ist die Qualität der eingesetzen Fahrzeuge deutlich gestiegen.

    Der Titelverteidiger Janos Toth blieb zwar Peugeot und dem BSA Team aus Frankreich treu, des Fahrzeug ist aber nicht mehr der 206 WRC sondern ein 307 WRC, das selbe Gerät, das Manfred Stohl in der WM bewegt! Auch Balasz Benik und Tamas Turi blieben Ihren langjährigen Teams und Automarken treu, setzen aber jeweils auf neuere Typen, im Falle von Benik ist dies statt des Ford Focus WRC 02 der Focus RS WRC 03 und Turi stieg vom Skoda Octavia in einen Fabia WRC um.

    Beim Vizemeister von 2005 - Csaba Spitzmüller - hatten sich die Ereignisse im Vorfeld der Eger Rallye überschlagen, bereits Ende das letzten Jahres gab man eine Vertragsunterzeichnung mit dem Italienischen Grifone Team bekannt, es sollte ebenfalls ein Peugeot 307 WRC eingesetzt werden. So weit so gut, vor einem Monat kam dann die etwas Überraschende Nachricht aus Italien, dass man von Peugeot Frankreich beim Verteilen der noch verbliebenen Ex-Werksautos leider leer ausgegangen war.

    Der unterzeichnete Vertrag war damit wertlos, und noch viel schlimmer, „Spici“ stand ohne Auto da! Auf die Schnelle ließ sich natürlich kein gleichwertiger Ersatz auftreiben, aber schliesslich wurde man bei einem in Österreich nicht unbekannten Team fündig. Claudio DeCecco`s Peugeot 206 WRC wurde für diese eine Rallye angemietet, ob Spitzmüller auch die weitere Saison mit diesem Auto bestreitet steht momentan noch nicht fest.

    Weitere WRC´s waren der bekannte Octavia (Ex-Doppelreiter) von Tamas Tagai und der Toyota Corolla von Laszlo Vizin.

    Auch in den kleineren Klassen gab es einige Veränderungen, bei den "Schreihälsen" der S1600 wechselte der Dominator der letzten vier Läufe 2005, Robert Butor die Seiten und stieg vom Citroen C2 in den Suzuki Ignis um, der Gewinner des Gr.N Ignis Cup´s Laszlo Ranga jr. bekam ebenfalls einen Ignis S1600 spendiert, somit sind 2006 gleich vier Suzuki S1600 auf Ungarns Rallyepisten unterwegs.

    Ebenfalls verdoppelt hat sich das VW Lager, neben Zsolt Kakuszi sitzt nun auch Zsolt Palinkas in einem VW Polo S1600.

    Einzig in der Gruppe N gab es keine positiven Änderungen, der Vorjahresmeister Szabo Gergely muss leider vorerst wegen fehlender Sponsoren auf eine Titelverteidigung verzichten, damit sind Krisztian Botka, Mihaly Matics und Tibor Rabocsi (alle Mitsubishi Lancer Evo 6) sowie Istvan Elek im Subaru Impreza die aussichtsreichsten Kandidaten für den vakanten Titel.

    Da die Eger Rallye auch zur Slowakischen Meisterschaft zählte, waren noch einige Interessante Leute am Start, hervorzuheben sind hier der Slowakische Meister und JWRC Pilot Jozef Beres jr., der wie in der Junior-WM einen Suzuki Ignis nach Ungarn brachte.

    Anwesend auch Mr. Drift höchstpersönlich, der Tschechische Haudegen Emil Triner, der heuer in der Slowakischen Meisterschaft jenen Skoda Fabia S1600 fährt mit dem "Honza" Kopecky bei der Jänner Rallye für Furore sorgte.

    Los ging es wie in Ungarn üblich am Freitagnachmittag mit einem Prolog. Auf einem aufgelassenem Militärflugplatz war neben dieser Superspezialprüfung auch eine sehr grosszügig angelegter Servicepark untergebracht.

    Schnellste im Prolog waren zeitgleich Skoda-Pilot Tamas Turi und der „Bad Boy“ der Ungarischen Szene Gyorgi „Asi“ Aschenbrenner.
    Asi war im Vorjahr nach seinem Sieg bei der Savaria Rallye diqualifiziert und für ein Jahr vom Motorsportverband gesperrt worden, diese Sperre läuft eigentlich noch bis Juni 2006, aber nach einem ansuchen von Asi wurde die Sperre aufgehoben und einem Start in Eger schien nichts im wege zu stehen...

    Doch anscheinend ist Aschenbrenner der Meinung Regeln sind dazu da um gebrochen zu werden, denn anders ist seine abermalige Disziplinlosigkeit nicht zu erklären. Er wurde vom Veranstalter mehrmals mit zu hoher Geschwindigkeit beim Besichtigen erwischt und daraufhin von der Teilnahme an der Rallye ausgeschlossen...

    Am Samstag waren ingesamt 12 Sonderprüfungen zu bewältigen, 4 verschiedene Strecken (darunter auch die Superspecial auf dem Flugplatz) waren je 3 mal zu absolvieren.

    Auf den ersten drei Sp´s des Samstages war jeder der drei Topfavoriten einmal der Schnellste! Auf SP1 Turi im FabiaWRC, auf SP2 folgte die erste Bestzeit von „Janika“ Toth im 307 und auf SP3 war Benik im Focus der schnellste Mann.

    Als es zum ersten mal auf der Superspecial am Flugplatz zur Sache ging kam leider das Aus für den in der Gesamtwertung führenden Tamas Turi, das Getriebe des kleinen Tschechischen Kraftzwerges machte schlapp. Zwar konnte Turi die 4. Prüfung noch mit knapp 20 Sekunden Rückstand auf Sieger Toth beenden, aber im anschliessenden Service musste mann leider die Segel streichen.

    Die zweite Schleife ging klar an Peugeot-Pilot Janos Toth, er war auf drei der vier Prüfungen der schnellste, nur einmal konnte Ford Mann Benik die Oberhand behalten. Erneut etwas zu erhrgeizig war Tamas Tagai unterwegs, er hakte bei einem Reifenstapel mit dem rechten Vorderrad ein, dabei wurde der Octavia WRC ausgehebelt und man fand sich auf dem Dach liegend wieder...

    Tagai verlor durch diesen Zwischenfall auf SP5 mehr als 2:40 min und weitere 1:30, da er auf den folgenden 3 Sp´s durch die gebrochene Windschutzscheibe nur sehr eingeschränkte Sicht nach vorne hatte.

    Auf den nun folgenden 4 Sonderprüfungen war jedesmal Toth der schnellste, allerdings immer nur knapp vor Benik, der auf jeder Prüfung die zweitbeste Zeit fuhr.

    In der Zwischenwertung nach Tag 1 lag Benik nur mehr knappe 4,3 Sekunden vor Toth, Csaba Spitzmüller tat sein möglichstes, mehr als Platz 3 war allerdings nicht drin. Bei den S1600 konnte Robert Butor einen knappen Vorsprung von 9 Sekunden gegenüber Jozef Beres herausfahren.

    Am zweiten Tag waren nocheinmal 6 SP´s zu absolvieren, der Tag begann bei nunmehr regnerischen Wetter, welches die ohnehin schwierigen Prüfungen noch rutschiger und anspruchsvoller machte.

    Ford Pilot Balasz Benik fand den perfekten Reifen für diese Bedingungen und stürmte gleich auf der ersten Sonntags SP seinem Verfolger, Janos Toth, um 13 Sekunden davon! Doch damit nicht genug, auch auf den folgenden 2 Prüfungen fuhr Benik Bestzeit, woraus sich vor den letzten 3 Sonderprüfungen eine halbwegs beruhigende Führung von 17,5 Sekunden für Benik ergab.

    Auf den letzen drei Prüfungen zeigte Benik ganz deutlich, dass mit ihm heuer wieder zu rechnen ist, er war abermals schnellster auf SP16 und 17, auf der abschliessenden Superspecial lies er Janika den Vortritt, aber am Sieg für Balasz Benik änderte das nichts mehr, somit gewann Benik den Saisonauftakt in Ungarn mit 16 Sekunden vor Toth und 2 Minuten vor Csaba Spitzmüller.

    Toth klagte im Ziel über zuwenig Vertrauen in das neue Auto und zudem war er mit seiner Reifenwahl auf nasser Strecke nicht ganz glücklich, Spitzmüller bedauerte ebenfalls dass er vor der Rallye nur einen kurzen Shakedown im Peugeot 206 absolvieren konnte und darum erst während der Rallye das Setup seinem Fahrstil anpassen konnte, er war aber unter diesen Umständen mit Platz 3 sehr zufrieden.

    Im Duell der beiden Suzukis konnte sich erwartungsgemäss Robert Butor gegen Jozef Beres durchsetzten, Beres gewann aber seinerseits die Wertung zur Slowakischen Meisterschaft.

    Damit ging mit einem nicht ganz erwarteten Sieg für Benik des erste Aufeinandertreffen zu Ende, man darf auf eine extrem spannende Meisterschaft in Ungarn hoffen, Toth wird seinen Löwen mit Sicherheit noch in den Griff kriegen, Turi war mit dem Fabia bis zum Ausfall der Schnellste und wenn Spitzmüller auf der Suche nach einem Konkkurenzfähigen Auto fündig wird kommen vier Mann für den Titel in Frage.

    Fortgesetzt wird die Meisterschaft vom 28.-30. April mit der Miskolc Rallye, ebenfalls im Osten Ungarns und wie die Eger eine reine Asphaltrallye.

    Noch eine Anmerkung: die Ungarische Meisterschaft floriert wie noch nie, aber es gibt in Ungarn heuer 7 (!!!) Meisterschaftsläufe, 4 Rallyes auf Asphalt und 3 mal auf 100% Schotter.

    Startberechtigt ist vom Top WRC über S1600 bis hin zum Historischen Lada so ziemlich alles was je homologiert wurde, es gibt für jede Klasse einen Meistertitel (sogar einen A8 Meister – Nicht-WRC gibt es!) im Durschnitt gibt es 120 Starter pro Rallye, die Zuschauer strömen in Massen an die Sonderprüfungen und im Fernsehen gibt es 1 Stündige Tageszusammenfassungen noch am Tag der Veranstaltung.

    Vielleicht kann man diese Fakten in die Diskussion die derzeit in Österreich geführt wird miteinbeziehen.

    Endergebnis Eger Rallye 2006

    1. Benik/Varga, Ford Focus WRC, 1h25'19"2
    2. Tóth/Bahor, Peugeot 307 WRC, +16"0
    3. Spitzmüller/Kazár, Peugeot 206 WRC, +02'00"9
    4. Vizin/Táborszki, Toyota Corolla WRC, +04'02"9
    5. Angyalfi/Nyírfás, Mitsubishi EVO VI, +04'55"5
    6. Bútor/Tóth, Suzuki Ignis S1600, +05'04"6
    7. Botka/Gabura, Mitsubishi EVO VI, +05'05"2
    8. Botka/Mihalik, Mitsubishi EVO VI, +05'18"4
    9. BÉREŠ/STARÝ, Suzuki Ignis S1600, +05'21"9
    10. Tóth/Szabó, Mitsubishi EVO VI, +06'51"6

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