RALLYE

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Kyrie Eleison

Verfolgt wurde WM-Champion Stig Blomqvist aus Schweden bei der Jänner-Rallye von zwei Audis, den Schnelleren fuhr Christof Klausner.

Am Anfang stand das große Duell: Stig Blomqvist, seines Zeichens eine Rallye-Legende von höchstem Format, führte mit einem von Grabner-Motorsport geliehenen Mitsubishi Lancer Evo III die Gruppe H-Wertung an. Und wie jeder weiß, ist Stig Blomqvist, Weltmeister von 1984, bei Rallyes auf Eis und Schnee absolute Weltklasse, heute wie vor 25 oder 35 Jahren.

Und alle wußten, so als ob sie es geahnt hätten: Wenn der spaßige Oberösterreicher mit seinem Audi quer über die schneebedeckten Straßen fetzt, dann ist Schluss mit lustig. Um das zu unterstreichen, fuhr Christof Klausner auf der zweiten Prüfung Bestzeit in der Gruppe H. Stig Blomqvist wurde überdies von den Königswiesener Mitsubishi-Newcomern Baumgartner & Baumgartner überrascht, blieb aber vorne. Auch nach einer erneuten Bestmarke von Christof Klausner und Daniela Stummer, aber der Vorsprung war nun fast nur mehr ein Wimpernschlag.

Danach begann erstmals der große Krafteinsatz des noch eher unbekannten Daniel Kaar, der mit seinem VW Golf G60 unerwartet fulminant durchstartete und zu seiner ersten Bestzeit ansetzte. Nun hatte Christof Klausner die Gruppe H-Führung inne: Mit einem Vorsprung von 6,6 Sekunden, was zwar auch nicht die Welt ist, aber man bedenke: Der Gegner heißt Stig Blomqvist, und Christof Klausner hätte früher einmal wohl sicher nicht daran gedacht, dass es einmal zu so etwas kommen würde.

Folglich blieb die Rallye dramatisch, auch wenn Christof Klausner seinen Vorsprung auf der fünften Prüfung um zusätzliche sieben Sekunden ausbauen konnte. Der offenbar nun schon mit technischen Schwierigkeiten kämpfende Stig Blomqvist sollte auf der sechsten Prüfung eine erneute Vergrößerung seines Rückstandes erleiden, er betrug nun schon knappe 26 Sekunden auf Christof Klausner. Ab der siebenten Prüfung waren in der Gruppe H die Österreich-Teams unter sich, und der Urquattro von Christof Klausner und Daniela Stummer sollte mit einem Vorsprung von weit mehr als einer Minute auf Daniel Kaar eine gesicherte Führung haben. Dachte man.

So einfach war das aber nicht. Der Unmut seitens des Teams war ziemlich groß, als eine Zeitkontrolle aufgrund eines nicht eindeutigen Eintrages in die Zeitkarte zu früh angefahren wurde und dafür eine Zeitstrafe von vier Minuten verteilt wurde (eine Vier wurde für eine Null gehalten). Zwar konnte Christof Klausner davon schon einen beträchtlichen Teil abziehen, weil er ja schon so weit vor dem Zweitplazierten war, aber einen Rückstand auf den nun Führenden von 2 Minuten 24 aufzuholen, bedurfte eines Gewaltaktes, so viel war klar. Immerhin hatte der Verlauf der Rallye angedeutet: Es ist möglich. Am Ende des ersten Tages waren es nur mehr eine Minute 43. Auch noch viel, aber es gibt ja noch den Klausner-Faktor...

Der Samstag begann dennoch mit einem herben Rückschlag auf den ersten beiden Prüfungen – weiterer Zeitverlust. Wahrscheinlich hat der Druck, unbedingt schnell sein zu müssen, die gewohnte Top-Form ein wenig in Unruhe gebracht. Zusätzlich zu beachten ist außerdem, dass die Spikes auf den Hakkapelitta-Reifen schon ziemlich abgenützt waren und kaum noch eine Wirkung zeigen konnten.

Ein riesenhaftes Erfolgserlebnis hingegen auf der 15. Prüfung, dem zweiten Durchlauf von Pierbach – Mötlas: Christof Klausner um mehr als eine halbe Minute schneller als der Zweitbeste (in diesem Fall Gerhard Aigner/Mitsubishi)! Dennoch zerschlugen sich die Siegeshoffnungen immer mehr – die Zeit lief davon, die Rallye ging allmählich ihrem Ende zu. Zumindest der zweite Platz wäre theoretisch möglich gewesen, denn Daniel Kaar und Johann Seiberl fielen aus, es wäre nur noch Severin Katzensteiner (Mazda 323) vor Christof Klausner gewesen.

Doch es kam anders: Im Anfangsteil der Prüfung Aisttal, generell eine harte Nuss, erlitten Christof Klausner und Daniela Stummer ein typisches Jännerrallye-Schicksal: Die Reifen waren schon etwas schwach, Schnee lag in großer Menge, nachlassen will man aber trotzdem nicht – eine Rechts-Drei wurde schlichtweg zu schnell angegangen. Der Urquattro überschlug sich einige Male über einen Abhang und wurde gewaltig zerstört. Beifahrerin Daniela Stummer musste mit dem Verdacht auf Rippenverletzungen, Milzriss und Gehirnerschütterung ins Krankenhaus, konnte dieses aber zum Glück bald wieder verlassen. Die Nachwirkungen werden aber noch eine Weile zu spüren sein.

Fazit: Die mit Sicherheit bisher stärkste Rallye von Christof Klausner – er schaffte auf Pierbach II mit dem 25 Jahre alten Auto eine viertschnellste Gesamtzeit und war auf einer Freitagesprüfung schneller als der Sechsfach-Staatsmeister Raimund Baumschlager! (Grippe hatten beide) – endete mit einem grässlichen Desaster, das man vielleicht auch als indirekte Folgewirkung des vorangegangenen Funktionärsfehlers betrachten kann (unleserlicher bzw. nicht eindeutiger Eintrag in die Zeitkarte). Wann und wie es weitergehen wird, läßt sich im Moment schwer abschätzen.

Klar ist, dass Christof Klausner nach seinen bisherigen sportlichen Leistungen, vor allem dieser letzten, auf jeden Fall wieder zurückkehren wird. Seine Sponsoren werden hoffentlich wieder dabei sein, wenn es wieder ans Blomqvist-Jagen geht, denn auch der Ex-Weltmeister aus Schweden hat mit der Jännerrallye noch eine Rechnung offen: Vier Starts, vier Ausfälle! Christof Klausners Bilanz ist zum Glück besser...zumindest hier!

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