Rallye: Exklusiv | 09.01.2007
Kris Rosenberger & Tina Maria Monego im Gespräch mit motorline.cc
Kris Rosenberger und seine Co-Pilotin Tina Maria Monego im motorline.cc-Talk: Die Verletzung. Die Saison 2007. Und warum die Korsika Rallye lockt…
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Christoph Aschauer
Kris Rosenberger und seine Co-Pilotin Tina Maria Monego waren zu Gast bei der Planai Classic - auf der Gröbminger Trabrennbahn brannte das Duo im Lancia Fulvia die Bestzeit in den vereisten Schnee. Nach der Bergprüfung nahmen sich die beiden Zeit für ein kurzes Gespräch mit motorline.cc.
Kris, du hast die Rallye-Fans schockiert mit deiner schweren Verletzung.
Kris Rosenberger (KR): Ja, ich war selber ein bisschen schockiert, als ich die Meldungen in den Medien las - weil selber glaubt man nie, dass man so schwer verletzt ist. Als sie mich mit dem Hubschrauber ins Spital brachten, dachte ich mir, dass es relativ schlecht ist, wenn sie einen mit dem Hubschrauber transportieren. Als sie dann das Röntgen gemacht haben und feststellten, dass es keine Wirbelverletzungen gab, dachte ich wiederum, ich könne aufstehen und nachhause gehen.
Doch dann sagten sie mir, dass leider vier Rippen gebrochen waren, eine davon steckte in der Lunge, es gab einen Lungenriss und die Leber hatte ein Hämatom - so bin ich also drei Wochen im Spital geblieben. Und ich hatte bis jetzt Sportverbot - ich beginne jetzt erst wieder damit, ein bisschen Fitnesstraining zu machen und fuhr gestern das erste Mal ein wenig schneller mit dem Auto. Und das lief eigentlich ganz gut.
Kann man das mit der Verletzung des Sébastien Loeb vergleichen?
KR: Jeder Rallyepilot wird natürlich gern mit dem Sébastien Loeb verglichen (lacht). Mein Glück war, dass ich vom Bewegungsapparat her verschont blieb, wo man motorisch wieder lernen muss, sich zu bewegen. Dafür hatte der Loeb wieder den Vorteil, dass er 'nur' eine äußere Verletzung hatte, wo keinerlei Spätfolgen zu erwarten sind.
Musst du Spätfolgen fürchten?
KR: Mit der Niere muss ich ein bisschen aufpassen. Die Niere war ja gerissen, und da muss man dann ein bisschen darauf schauen, muss sich regelmäßig überprüfen lassen, von der Funktion her, ob alles passt. Man hat zwar zwei Nieren, aber trotzdem. Und meine Lunge ist für den normalen Gebrauch wieder bestens geeignet - ich habe noch nicht so viel Sport betrieben, aber eine halbe Stunde Laufen geht bereits wieder.
War das der schwerste Unfall deiner Karriere?
KR: Das war sicher der schwerste Unfall, ja. Unfall nicht im Sinn von Hinfallen, aber von den Verletzungen her mit Sicherheit.
Wie hat sich das genau zugetragen?
KR: Ich fuhr ein Hobby-Motocrossrennen in meinem Klub, dem MSC Langenlois, und bin leider nach dem Start hingefallen. Und eine alte Motocross-Weisheit besagt, dass man, wenn man relativ weit vorne ist, besser nicht hinfallen sollte, wenn da 20 oder 30 andere nachkommen.
Es fuhr also jemand über dich?
KR: Ja, das ist leider passiert.
Fürchterliche Vorstellung...
KR: Man spürt es in dem Moment gar nicht so schlimm, aber nachher halt. Der Letzte hat nicht mehr ausweichen können.
Ihr habt dann alle Rallyeeinsätze abgesagt - möglicherweise wirst du aber dein Comeback bei der Jänner Rallye geben?
KR: Die Jänner Rallye ist jetzt noch ein Fragezeichen - ob ich mit einem konkurrenzfähigen Auto fahren oder nur des Spaßes wegen dabei sein werde.
Wie sehen eure weiteren Pläne für 2007 aus?
KR: Wir wollen die gesamte österreichische Meisterschaft mit dem VW Golf Kitcar vom letzten Jahr bestreiten - weil nun vom Reglement her die A8-Autos wegfallen, dürfte es auch für uns besser aussehen. Und wenn dann auch noch das Wetter mitspielen sollte, könnte schon das eine oder andere gute Ergebnis möglich sein.
Mit einem guten Ergebnis meinst du Platz 3?
KR: Platz 3 ist das höchste der Gefühle - weil gegen einen Raimund Baumschlager und einen Achim Mörtl in ihren Allrad-Autos wird es relativ schwer werden, da zu bestehen, aber wir werden sehen. Ich habe das letzte Mal 1997 gewonnen - und nach zehn Jahren wäre es ganz nett, wieder einmal ganz oben auf dem Podium zu stehen.
Das ist ja im Rallyesport vom Alter her noch möglich...
KR: Ich bin mit meinen 37 Jahren noch kein Oldtimer - wenn ich ein Auto wäre, dann wäre das natürlich schon der Fall.
Tina, wie lange fährt ihr schon gemeinsam?
Tina Maria Monego (TMM): Ein Jahr. Als Co-Pilotin bin ich bereits seit sieben Jahren im Rallyesport tätig.
Ihr seid 2006 bei der Rallye Deutschland gefahren - war das deine erste WM-Rallye?
TMM: Ja, das war meine erste WM-Rallye.
Da seid ihr ja 34. geworden?
TMM: Ich glaube sogar 29. - oder?
KR: Ja, 29.
Sind für 2007 weitere WM-Einsätze geplant?
TMM: Das liegt an den Sponsoren.
KR: Irgendwann muss man sich auch eingestehen, dass man nicht mehr wirklich zur Weltelite gehört.
Das klingt sehr ehrlich. Also auch mit Spitzenmaterial glaubst du, dass du nicht an der Spitze mitfahren könntest?
KR: Keine Chance. Die Top 10 würde ich schaffen, aber weiter vorne wäre ich sicher nicht.
Woran liegt das? Woran mangelt es?
KR: An der Risikobereitschaft. An den fehlenden Tests. Auch was die ganzen Abstimmungsdetails anbelangt. Ich habe mich mit der Materie, mit der Abstimmung eines solchen Autos nicht so intensiv beschäftigt wie das ein Sébastien Loeb tut.
Das heißt du bist kein Unbedingtsiegenwollender, sondern du genießt das Fahren?
KR: Ja, so wie ein anderer Golf spielen geht, gehe ich eben Rallyefahren. Ein reines Hobby. Aber so lange ich das tun kann und überraschenderweise noch weit vorne bin, macht das für mich Sinn.
Tina, siehst du das auch so wie Kris?
TMM: Also wenn wir an den Start gehen, dann wollen wir schon so schnell wie möglich sein, was halt möglich ist. Weil wenn wir da nicht schnell genug sind, dann ärgern wir uns beide.
Gutes Stichwort. Der Manfred Stohl sagt ja, dass die Grönholms und Loebs dieser Rallyewelt vor allem eines tun: Sie ärgern sich keine Zehntelsekunde wenn sie Fehler begehen sondern sind sofort wieder im Jetzt zuhause, konzentrieren sich sofort wieder auf das Fahren.
TMM: Naja, wir brauchen schon noch zwei, drei Kurven. Obwohl - der Kris braucht die auch nicht unbedingt oder?
Kris, wie lange ärgerst du dich nach einem Fahrfehler?
KR: Wenn ich mich in einer Spitzkehre drehe, dann ärgere ich mich schon. Aber was in diesem Sport die Erfahrung ausmacht, ist, dass man lernt, Höhen und Tiefen weg zu stecken. Dass man nicht unnötig das Auto wegwirft, weil man sich gedreht hat oder es Probleme am Auto gab. Dass man dann noch immer versucht, ins Ziel zu kommen.
Es prallt dann also an einem ab, wenn man einen Fehler gemacht hat?
KR: Sagen wir so: Für die Nerven und die Konzentration, für die Gemütsstimmung ist Rallye ein sehr guter Ausgleichssport.
Der Rallyesport als eine Schule fürs Leben?
KR: Wenn man etwas Positives aus diesem Sport mitnehmen kann, dann ist es, dass man lernt, auch mit Niederlagen umzugehen. Und da hatten wir viele (lacht).
Aber nicht nur - ich meine, du bist ja unter den Kollegen bekannt und geschätzt. Tina, ist Kris Rosenberger ein Meister im Understatement?
TMM: Nein, das sehe ich nicht so. Er weiß einfach, wie gut er ist - ich glaube, er schätzt sich da sehr gut ein.
Und wie lang werdet ihr gemeinsam weitermachen?
TMM: Ich weiß es nicht, aber auf jeden Fall die bevorstehende Saison. Wobei man beim Kris nie weiß, ob er das nächste Jahr weitermachen möchte. Und er hat ja auch eine Firma zu betreuen.
Und falls ihr in diesem Jahr an einer WM-Rallye teilnehmen würdet, habt ihr da schon eine im Auge?
TMM: Ja, die Korsika Rallye wäre toll. Die würden wir sehr gern bestreiten.
Naja, vielleicht liest das ja ein Sponsor und spendiert euch die Korsika Rallye, ich drück euch schon mal die Daumen.