RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Andreas Aigner & Raimund Baumschlager im motorline.cc-Doppelinterview

motorline.cc im Gespräch mit Andi Aigner und Red Bull Rallye Team-Chef Raimund Baumschlager. Bald kommt der erste Einsatz in der WM, der Testeinsatz bei der Monte...

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Christoph Aschauer, motorline.cc

Bald ist es so weit - am übernächsten Wochenende steigt die erste WM-Rallye in Monte Carlo. Dort fahren Andreas Aigner und Klaus Wicha mit dem Mitsubishi Evo IX eine Test-Rallye, um für die P-WRC gerüstet zu sein. Manfred Stohl sieht Aigner als Sieganwärter in der Gruppe N.

motorline.cc hat mit Aigner und seinem Red Bull Rallye Team-Chef Raimund Baumschlager ein Doppelinterview geführt.

Armin Schwarz schreibt auf seiner Homepage, das Ziel sei es, dass Andi in der Saison 2007 zirka 15 Rallyes bestreiten soll - auf crash.net hieß es deshalb gleich, Andi würde fix diese 15 Rallyes bestreiten. Offiziell bestätigt sind derzeit aber nur acht Rallyes - die sechs P-WRC Läufe sowie die Monte und Norwegen.

Raimund Baumschlager (RB): Unser Ziel ist es natürlich, dass Andi so viel wie möglich fahren kann. Vielleicht ist das ein bisschen komisch geschrieben worden...

Ist das leistungsabhängig - dass gewisse Ergebnisse notwendig sind, um weitere Rallyes bestreiten zu können? Dass man dann sagt: Okay, jetzt ist Andi dort soundsovielter geworden, jetzt legen wir noch zwei Rallyes drauf?

RB: So etwas kann passieren - aber das ist genau der Grund, warum man nicht mehr Rallyes angegeben hat. Er fährt die P-WRC plus diese zwei Rallyes - den Rest muss man sich anschauen. Denn es ist jetzt einfach noch zu früh - es hat sich ja alles erst so spät ergeben. Bis zur Monte sind die meisten Entscheidungsträger kaum in ihre Büros zurückgekehrt.

Und das Auto, der Mitsubishi Evo IX - steht der bereits bei dir in der Firma, Raimund?

RB: Ja. Der steht schon bei uns in der Halle.

Und schon drin gesessen, Andi?

Andreas Aigner (AA): Ja, aber gefahren bin ich noch nicht damit.

Sind Testfahrten geplant?

RB: Der Andi ist jetzt mit dem Mitsubishi Evo VIII gefahren - da besteht kein so großer Unterschied. Wir werden vor der Monte noch schauen, dass wir mit dem Evo IX einen gescheiten Shakedown fahren können. Das reicht auch für den Andi - für ihn ist so ein Mitsubishi ja nichts Neues.

Du fühlst dich auch wohl in diesem Auto?

AA: Ja, absolut. Es ist schon ein Unterschied zum WRC, aber ich kenne den Wagen - sicher ist es der Evo IX - aber wie Raimund schon gesagt hat: der Unterschied vom Evo VIII zum Evo IX wird nicht allzu groß sein.

Der stärkere WRC - verzeiht der nicht im Grunde mehr Fehler als das Gruppe N-Fahrzeug? Musst du jetzt noch runder fahren?

AA: Im Prinzip stimmt das - aber du musst heute auch mit einem WRC rund und sauber fahren, weil du auch im WRC ansonsten den Schwung und den Zug verlieren würdest. Von dem her wird sich nicht viel ändern.

Wenn dir jedoch der Gruppe N-Motor in den Keller fällt, ist das Manko größer als beim stärkeren WRC, oder?

AA: Du verlierst mit dem Gruppe N-Fahrzeug sicher etwas mehr Zeit, bis du wieder auf Touren, wieder in den Schwung kommst, als das mit einem WRC der Fall ist.

Ist es dann also für einen guten Fahrer im Grunde sogar einfacher mit einem WRC?

AA: Einfacher ist es nicht - es wird sowohl im WRC als auch im Gruppe N-Auto richtig schnell gefahren. In beiden Klassen wird das Maximum gefahren, das mit den jeweiligen Autos möglich ist. Und es ist auch egal, ob der Fahrer jetzt Al Attiyah heißt oder Kristian Sohlberg - die fahren alle richtig hurtig und da muss man erst einmal schauen, dass man dabei ist.

Mittlerweile weiß man ja schon mehr über das Starterfeld in der P-WRC.

RB: Der Kristian Sohlberg fährt. Toshihiro Arai.

AA: Fumio Mutahara. Juha Hänninen. Aki Teiskonen.


Ein sehr gutes Feld.

AA: Absolut, so stark wie noch nie.

Der Titel wäre dann gleich noch mehr wert.

AA: Das auf alle Fälle. Konkurrenz belebt das Geschäft (lacht).

Und einen Teamkollegen gibt es nicht für den Andi?

RB: Derzeit nicht. Das ist auch so eine Geschichte. Das muss Sinn machen. Da muss das Budget passen. Man muss da einfach ein entsprechendes Budget haben, denn die P-WRC ist einfach teuer, weil auch einige Überseeläufe dabei sind.

Ist ein Teamkollege überhaupt vorgesehen? Gibt es einen oder mehrere Kandidaten?

RB: Momentan nicht, wir konzentrieren uns jetzt einmal auf den Andreas - das ist unsere hauptsächliche Aufgabe. Wenn sich ein zweiter Pilot finden sollte, wird er sicher nicht benachteiligt werden. Aber wir sind auf nicht auf der Suche, wir müssen nicht unbedingt einen zweiten Fahrer einsetzen.

Aber wäre ein Teamkollege nicht auch notwendig oder zumindest vorteilhaft - für den teaminternen Vergleich, für den teaminternen gesunden Konkurrenzkampf, für die Abstimmungsarbeit?

AA: Vergleiche kann ich mit der Konkurrenz ziehen.

Aber die verraten dir nichts in punkto Abstimmung.

AA: (lacht) Naja, das ist nicht so tragisch.

Im Vorjahr war es aber doch gut, dass du mit deinen arrivierten Teamkollegen mithalten und du sie zum Teil auch in den Schatten stellen konntest. Das gibt einem als Fahrer ja sicher auch eine gute Portion Selbstvertrauen - als einziger Fahrer im Team fällt das dann aber weg.

AA: Ich glaube, dass es in der WRC schon anders ist, weil dort der Teamkollege der erste Maßstab ist, der herangezogen wird. Weil die Autos einfach viel unterschiedlicher sind als das in der Gruppe N der Fall ist. In der P-WRC geht es sehr eng zu, da ist alles ziemlich gleich - da geht es einfach nur noch darum, ordentlich Gas zu geben - dann passt es auch.

Schaut ihr da ganz besonders auf die anderen Mitsubishi, die in der P-WRC mitfahren?

RB: Wir wollen gewinnen - und so lange wir nicht gewinnen, müssen wir lernen. Wie gesagt: Der Andreas ist schon mit einem solchen Auto gefahren, kennt das Auto also im Großen und Ganzen.

Was kann man als Team aus einem solchen seriennahen Gruppe N-Fahrzeug herausholen? Wo kann man sich Vorteile verschaffen, zum Beispiel in punkto Anstimmung?

RB: So sehr seriennah sind diese Fahrzeuge gar nicht mehr. Weil die von der Homologation her ziemlich stark aufgerüstet wurden. Jetzt gilt es halt einmal, die Autos abzustimmen - auf 18 Zoll-Räder, auf die große Bremse, die Stabilisatoren sind abzustimmen und so weiter. Wo sehr viel zu holen ist, das ist beim Motor und bei der Differenzialsteuerung. Und eben fahrwerktechnisch gibt es auch noch einige Möglichkeiten. Aber an sich ist es egal. Ich sage immer: Ein Auto fährt oder es fährt nicht. So lange du nicht ganz vorne mitfahren kannst, musste du andere Lösungen suchen - aber ich denke, dass wir ganz gut gerüstet sind.

Kann man also damit rechnen, dass es da keine großen technischen Probleme gehen wird, sondern dass es für den Andi in dieser Saison wirklich viel mehr ums Fahren gehen wird?

AA: Dass man keine technischen Probleme haben wird, das hofft man eigentlich immer. Aber ich denke, dass wir mit dem Mitsubishi Evo IX sehr gut gerüstet sind und wir mit diesem Auto keine gröberen technischen Probleme befürchten müssen. Und es war im Vorjahr mit dem Skoda Fabia WRC auch nicht anders - da hatten wir auch keine technischen Probleme.

Nochmals zu dem zurzeit nicht vorhandenen Teamkollegen: Wenn du das zweite Auto fährst, Raimund? Hast du dir das schon einmal überlegt? Wäre das nicht ein großartiges Paar?

RB: Ich fahre ja - aber in der österreichischen Meisterschaft (lacht).

Würde dich das nicht reizen?

RB: Reizen würde es mich schon. Nur weiß ich nicht, wie man das finanzieren soll.

AA: Eine Gaudi wäre es (lacht).

RB: Das wäre sicher lustig - aber das ist ein reines Wunschdenken.

Wie viel würde es kosten? Angenommen, es liest ein potentieller Geldgeber diese Zeilen - was müsste der bezahlen, um dem Raimund Baumschlager das zweite Auto im Red Bull Rallye Team für die P-WRC zu finanzieren?

RB: Er müsste mit 1 bis 1,5 Millionen Euro rechnen, wenn man die ganze P-WRC fahren möchte. Inklusive Auto. Bei den Überseeläufen brauchst du Container....das ist halt ein wahnsinniger Aufwand.

Das Ziel bleibt der Titel?

AA: Das Ziel bleibt der Titel - das ist ein realistisches Ziel, dass man auch erreichen kann. Natürlich gehört auch viel Glück dazu - ohne dem geht es sowieso nicht. Denn ohne Mousse-Reifen braucht man nur einen oder zwei Reifenschäden zu haben und man wird durchgereicht. Weil so viele starke Leute dabei sind, die verlorenen WM-Punkte gehen dir dann ab bei nur sechs Rallyes. Ausfälle wären sicher auch nicht wirklich geschickt - weshalb es vielleicht doch gescheiter ist, wenn man ab und zu ein bisschen zurücksteckt und einen zweiten oder einen dritten Platz nachhause fährt. Und dass man eben darauf achtet, dass man immer ins Ziel kommt.

Dass du nur zwei der sechs P-WRC Strecken kennst...

AA: Das macht die Sache sicher nicht leichter, aber mein Beifahrer Klaus Wicha und ich sind mittlerweile so gut eingespielt, dass wir relativ schnell vom Start weg auch auf Schrieb fahren können.

Und du bist das Lernen von neuen Strecken auch gewohnt.

AA: Ja, die ersten sechs Läufe der vorjährigen WM waren für mich auch alle neu. Andererseits hat man in Deutschland gesehen, dass es schon eine große Erleichterung ist, wenn man schon einmal dort war, wenn man schon einmal die Prüfungen gefahren ist. Auch hinsichtlich der Vorbereitung - man weiß wo man hin fährt, man weiß was los ist, man weiß was einen erwartet. Das alleine ist schon eine große Hilfe.

Dein Co-Pilot Klaus Wicha kennt aber alle Strecken?

AA: Ja - obwohl ich sage einmal, dass der Raimund und der Armin Schwarz auch fast alle Strecken und Prüfungen kennen. Aber es sind immer zwei verschiedene Paar Schuhe, ob einem das vorher gesagt wird oder ob man es selbst gesehen hat. Wenn man es dann selber sieht, ist es meistens wieder etwas ganz anderes.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Lavanttal-Rallye: Bericht ORM3/Junioren

Stengg gelingt Revanche, Dirnberger Junioren-Sieg

Roland Stengg beendet bei der Lavanttal-Rallye die Siegesserie des bisherigen Saison Dominators Marcel Neulinger und lässt damit seine knappe Niederlage aus dem Vorjahr vergessen. Lukas Dirnberger & Lukas Martinelli siegen 2025 erstmals bei den Junioren.

KI-Kameras für mehr Sicherheit

So werden Zuschauer in Sperrzonen erkannt

Die FIA hat bei der Rallye-Europameisterschaft ein neues KI-Kamerasystem getestet, das Zuschauer in Sperrzonen identifizieren soll, um die Sicherheit zu erhöhen

Lavanttal-Rallye: Bericht ARC

Dirnberger und Maier teilen sich den ARC-Sieg

Titelverteidiger Lukas Dirnberger und sein Herausforderer Max Maier holen beim Saisonauftakt im Lavanttal je 40 Punkte. Großartiges Debüt der Lavanttal-Rallye als selektiver Saisonauftakt der Austrian Rallye Challenge 2025.

AARC: Quattro River Rallye

Alpe Adria Cup feierte Saisonstart

4. QUATTRO RIVER RALLY in Kroatien - 22 AARC/AART Teams aus 8 Nationen, trafen sich am 5./6. April in Karlovac südlich von Zagreb.

Lavanttal-Rallye: Bericht HRM

Auch in der HRM hieß der Sieger Wagner

Schnelle Ehepaare, schnelle Lokalmatadore in bildhübschen historischen Boliden, begeisterte Fans an den Strecken - der dritte Lauf zur TEC7 HRM war ein Knüller! Gewonnen haben im Lavanttal Karl Wagner/Gerda Zauner im Porsche