Rallye-ÖM: Exklusiv | 21.03.2007
"Die Herausforderung ist da!"
Beppo Harrach tritt 2007 mit neuem Erdgas-Mitsubishi Evo IX in der Rallye-ÖM, Division I an - motorline.cc bat ihn vor das Diktiergerät.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: OMV/Gepa
Am Montag wurde das neue Projekt von OMV und Stohl Racing präsentiert. Der alte Erdgas-Mitsubishi Evo VI ist Geschichte, es wurde ein nagelneuer Evo IX mit CNG-Aggregat aufgebaut. Mit diesem möchten Stohl Racing-Technikchef Günther Aschacher und Pilot Beppo Harrach (Copilot Andreas Schindlbacher) in der Division I der Rallye-ÖM beweisen, dass man mit CNG-Antrieb nicht nur, wie im Vorjahr, Dieselfahrzeuge, sondern auch Benziner schlagen kann. Eine große Herausforderung auch für Beppo Harrach - wir baten ihn im Rahmen der Pressekonferenz um ein Exklusivinterview.
Beppo, im Vorjahr bist du noch in der Klasse für Diesel- und Alternativkraftstoffe angetreten - heuer tust du das in der Division I. Du hast also einige neue Gegner dazubekommen, nicht wahr?
Genau. Im letzten Jahr war es unser Ziel, das Auto zu entwickeln, sich zuerst einmal in der Alternativ- und Dieselklasse zu orientieren. Heuer ist die Zielsetzung anders. Wir haben härtere Gegner, die uns zu Beginn der Saison auf jeden Fall überlegen sein werden. Aber die Herausforderung ist da.
Wir haben eine sehr gute Basis mit dem Mitsubishi Lancer Evo IX, ich erwarte mir sehr viel davon und dass wir im Lauf der Saison einige Schritte vorwärts machen. Und dass wir dort ansetzen können, wo wir am Ende des letzten Jahres aufgehört haben - denn auch da haben wir bereits begonnen, uns mit den Gruppe N-Autos zu vergleichen - spätestens bei der Waldviertel Rallye.
Günther Aschacher ist davon überzeugt, dass CNG-Autos die Benziner schlagen können. Jetzt hast du am Beginn der Saison noch ein unterlegenes Fahrzeug - wenn aber der Plan von Aschacher aufgeht, sitzt du am Ende des Jahres dann in einem überlegenen Fahrzeug. Wäre dann der Reiz nicht geringer?
Nein, denn wenn du als Fahrer ein Auto entwickeln kannst, das tatsächlich besser geht als alles andere, dann habe ja auch ich das entwickelt. Dem Michael Schumacher wird es auch nicht peinlich gewesen sein, in einem Ferrari zu sitzen, der hat sich trotzdem gefreut darüber, dass das seine Entwicklung war, die das vorangetrieben hat.
Wie weit das Potential von Erdgas geht, kann ich aber nicht abschätzen, ich bin da nur der Fahrer. Ich bin schon auch der Meinung, dass wir in der Lage sind, Benzinautos schlagen zu können. Ich bin der Meinung, dass wir ein Auto brauchen, das genauso gut geht wie ein Benzinauto - dann kann ich die Fahrer schlagen. Ob das CNG-Auto besser geht, weiß ich derzeit noch nicht, das kann ich erst am Ende der Saison sagen. Mir reicht es, wenn es gleich gut wird wie ein Benziner - dann kann ich mich als Fahrer in Szene setzen.
Einer der großen Vorteile des CNG-Motors ist laut Günther Aschacher der größere Drehzahlbereich, in dem der Motor anspricht. In wie weit profitierst du da als Fahrer davon?
Die Leistungsabgabe ist unheimlich konstant. Ich habe bei einem Benzinmotor enorme Drehmomentspitzen - also beispielsweise eine kurze Spitze und danach verliere ich wieder stark. Der Gasmotor hat den Vorteil, dass er sehr kontinuierlich, mit einem sehr kontinuierlichen Drehzahlband die Leistung abgibt. Und das ist für mich als Fahrer interessant, absolut.
Kann man auch sagen, dass der Gasmotor dann mehr Fehler verzeiht?
Hm, wir werden das sehen. Ich kenne es beim Evo IX noch nicht - beim Evo VI war es definitiv so, dass wenn ich in dem Drehmomentbereich war, wo das gut funktioniert, dann hat es sehr gut funktioniert. Beim Evo VI hatten wir den Drehmomentbereich noch nicht im Optimalbereich, beim Evo IX, das haben auch die Prüfstandtests bisher gezeigt, erwarte ich mir, dass es im Optimalbereich ist. Schauen wir mal, wo die Vorteile dann fahrerisch liegen - das kann ich natürlich noch nicht sagen, weil ich dafür noch nicht die nötigen Kilometer mit dem Auto zurückgelegt habe.
In noch nicht bestimmter Zukunft möchte man mit dem Erdgasauto auch in der WM antreten, beispielsweise in der PWRC. Günther Aschacher meint, man könne mit dem CNG-Mitsubishi von den Zeiten her sehr wohl in der PWRC mitmischen und beispielsweise auch die Zeiten eines Andi Aigner fahren. Was sagst du dazu?
(lacht) Ich finde, es ist noch sehr früh, da etwas zu sagen. Jetzt schauen wir einmal, dass wir die Zeiten in Österreich fahren, das ist schwierig genug. Das ist die Zielsetzung für heuer und dann reden wir weiter.
Aber du hättest nichts dagegen, in die WM zu gehen?
Ich hätte natürlich nichts dagegen - eigentlich hoffe ich seit Jahren darauf, WM-Läufe fahren zu können und das hier ist ein Projekt, das die Chance wieder bietet. Für einen Fahrer ist das eine tolle Sache.
Spielt es auch menschlich eine Rolle für dich, dass man mit dem Gasauto zwar die Landschaft durchackert, aber dass einem dann nicht mehr vorgeworfen wird, dass man die Luft damit "verpestet"?
Es gibt zwei Dinge. Zum einen bin ich Sportler, ich bin in einem Sport tätig, der mir unheimlich viel Freude und Spaß bereitet. Es ist schade, dass dieser Sport immer wieder verteufelt wird - Luftverpester, Rowdys, was auch immer. Und jetzt kann ich einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass wir diesen Sport auf ein neues Level heben und den Gegnern dieses Sports den Wind aus den Segeln nehmen. Indem wir sagen: Mit CNG sind wir mit einem Alternativkraftstoff unterwegs, wir versuchen die CO2-Emissionen zu reduzieren und wir versuchen ein Produkt zu entwickeln, das auch in der Serie eine Alternative zu den derzeitigen Benzinautos bieten kann.
Wobei die Luft ja weniger von den Rallyeautos als vielmehr von den mit ihren Benzin- und Dieselautos anreisenden Zuschauern "verpestet" wird...
Wenn die Infrastruktur einmal komplett da ist für Erdgas, dann muss ich ehrlich sagen, dass ich denke, dass es auch für die Zuschauer eine interessante Alternative darstellen wird. Weil sie dann vielleicht sagen: Wenn der Harrach damit schnell ist - warum soll mir das nicht auch Spaß machen? Um zurück zu kommen zu Punkt zwei: Für einen Fahrer ist es natürlich interessant, ein Projekt zu entwickeln, das umweltfreundlich und aber auch schnell ist. Daher ist das natürlich auch eine Motivation für mich.
Gibt es ein konkretes sportliches Ziel? Einen Endrang oder einen Bereich in der Tabelle?
Das sind ungelegte Eier - über die spreche ich nicht so gerne. Weil ich vorher noch ein bisschen Zeit mit dem Auto verbringen möchte. Ich kann das, wenn ich ein Auto getestet habe, ziemlich genau einschätzen. Ich habe letztes Jahr unsere Positionen ziemlich gut vorhergesagt - außer bei der Waldviertel Rallye, da habe ich selbst nicht gedacht, dass es so gut laufen wird. Aber zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich mir da noch die Türen offen lassen.
Den Bericht von der Pressekonferenz sowie ein Interview mit Stohl Racing-Cheftechniker und Teamchef Günther Aschacherfinden Sie in der Navigation rechts.