VW Rallye Team Austria 2008 | 31.03.2008
Neue Bescheidenheit
Ein etwas bescheideneres Engagement in der ÖM kündigt das VW Rallye Team Austria für 2008 an - das aber immer noch mit fünf Autos.
Das VW-Rallye-Team Austria unter der Leitung von Ing. Peter Gruber konzentriert sich in dieser Saison ausschließlich auf den Rallyesport, und hier wieder auf drei Eckpfeiler: Das Volumen-Modell Golf, den Frontantrieb und vor allem auf die Weiterentwicklung von Erdgas als Treibstoff auch unter härtesten äußeren Bedingungen.
Daneben wird aber auch auf die ureigenste Domäne der Marke nicht vergessen, den Motorsport mit Dieselmotoren; denn diese Klasse tritt in diesem Jahr in Österreich in eine völlig neue Phase. Und nach den großartigen Resultaten, die in den letzten Jahren mit den guten, alten Benzin-Golf Kit-Cars eingefahren wurde, wird auch ein solches Auto wieder währen der gesamten Saison eingesetzt.
Nachdem sich das Team in den letzten Jahren im Rampenlicht des Erfolgs gesonnt hat, wird man 2008 vorübergehend ein klein wenig kürzer treten, wobei die Betonung ausdrücklich auf „vorübergehend“ liegt. Die Aufmerksamkeit liegt heute stark auf dem Allrad-Antrieb (mit dem sich eine andere Abteilung des Konzerns beschäftigt).
Deshalb liegt es dem Rallye-Team Austria am Herzen, weiterhin unter Beweis zu stellen, dass auch mit Frontantrieb noch immer spektakuläre Erfolge einzufahren sind. Dies mit Fahrern wie zum beispiel Hannes Danzinger, der in seiner bereits neunten Rallye-Saison über wesentlich mehr Erfahrung verfügt als viele ältere Konkurrenten.
Oder mit Willi Rabl jr., der spätestens im Laufe der vergangenen Saison eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte, dass man auch dann noch unter die besten Rallyefahrer des Landes aufsteigen kann, wenn man die 40 bereits überschritten hat, was ihm an gleicher Stelle vor einem Jahr nicht alle zugetraut haben, trotz aller Zuversicht, die der Niederösterreicher – im Nachhinein gesehen zu Recht - an den Tag gelegt hat.
Die Crews des VW Rallye Team Austria in der Saison 2008:
Hannes Danzinger / Pia-Maria Schirnhofer, VW Golf IV Kit-Car CNGWilli Rabl/Uschi Breineßl, VW Golf IV Kit-Car
Hubertus Thum / Ildiko Borda, VW Golf V CNG
Walter und Petra Kunz, VW Golf V TDI
Martin Ertl/Andreas Petrasko, VW Golf V TDI
Hannes Danzinger wird zwar erst 25 Jahre alt, geht aber doch schon in seine zwölfte Motorsport-Saison. Der Niederösterreicher macht das Dutzend mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des VW-Hochleistungs-Erdgas-Projekts voll. Inzwischen hat sich Volkswagen Motorsport in Chemnitz verstärkt der österreichischen Initiative angenommen.
Um die gewonnen Verbesserungen auch in der praktischen Anwendung zu erleben, werden einige Rallye-Techniker von Volkswagen Motorsport unter der Leitung von Dr. Dipl-Phys. Bernd Georgi, dem Motorenchef und Projektmanager des Dakar-Projekts ins Lavanttal reisen.
„Ich bin in der glücklichen Situation, die ganze Entwicklungs-Macht der Motorsport-Abteilung eines der größten Automobil-Produzenten der Welt hinter mir zu wissen“, so Hannes Danzinger. „Das ist eine große Verantwortung, aber auch eine noch viel größere Herausforderung. Ich bin sicher, dass wir uns wesentlich stärker präsentieren können als 2007. Die Entwicklung wird natürlich über die ganze Saison hinweg weiter gehen, weshalb bereits entschieden ist, dass wir nicht nur die gesamte Staatsmeisterschaft, sondern auch den einen oder anderen Lauf zur Austrian Rallye-Challenge bestreiten werden. Das Ziel für die Meisterschaftsläufe ist ganz klar, dass ich natürlich immer unter den sechs schnellsten Österreichern sein möchte. Bei Challenge-Läufen auf Asphalt erwarte ich mir schon einen Stockerlplatz. Das ist ehrgeizig, aber nach Einschätzung des gesamten Teams mehr als realistisch.“
Nachdem die Diesel-Kit-Cars in die verdiente Motorsport-Pension geschickt worden sind, ergab sich für Willi Rabl jun. in der Winterpause die Frage, wie es weitergehen sollte. Er legte Wert darauf, leistungsmäßig nach Möglichkeit weiter aufzurüsten, ohne das Team verlassen zu müssen. Deshalb entschloss man sich im Management, das von Kris Rosenberger bei der Ostarrichi-Rallye 2007 ein wenig verbogene VW Golf IV Kit-Car wieder aufzubauen.
„Mein persönlicher Hauptsponsor hat mir dieses tolle Projekt ermöglicht, wofür ich mich herzlich bedanken möchte. Vielen Dank natürlich auch an das Team für die vielen Stunden, die man damit verbracht hat, den Wagen wieder fit zu bekommen. Im Lavanttal, das ich aus dem Vorjahr ja nicht in allerbester Erinnerung habe, möchte ich mich jetzt einmal an das im Vergleich zum TDI doch noch wesentlich stärkere Benzin-Kit-Car gewöhnen, wobei ich einen 10. Gesamtplatz im Visier habe. Ab der Castrol-Rallye Ende Mai möchte ich dann regelmäßig in den ersten Sechs zu finden sein und schnellster ÖM-Pilot mit einem zweiradgetriebenen Fahrzeug sein.“
Die inzwischen schon legendäre „Red Bull Driver Search 2004“ brachte nicht nur den Steirer Andreas Aigner innerhalb von zwei Jahren in die Weltmeisterschaft, sondern auch einige andere Piloten dazu, in den Rallyesport einzusteigen – so auch Hubertus Thum.
Nach turbulenter Saison 2006 musste er im vergangenen Jahr eine Pause einlegen, weil Sponsor-Verhandlungen nicht die erhofften Ergebnisse gebracht hatten. Er nutzte diese jedoch, sein Jus-Studium voran zu treiben, und promovierte vor wenigen Tagen zum Magister.
„Ich möchte mich herzlich bei Teamchef Ing. Peter Gruber für das Vertrauen bedanken, mich ins Team zurück geholt zu haben. Mit dem Erdgas-Golf V GTI hat man mir ein tolles Projekt anvertraut, obwohl es natürlich ein Sprung ins kalte Wasser ist. Daher ersuche ich alle Medienvertreter, nicht enttäuscht zu sein, wenn ich im Lavanttal vielleicht noch nicht die Plazierung holen kann wie sie im vergangenen Sommer und Herbst bereits realisiert werden konnten. Spätestens bei der nächsten Station, der Bosch Super plus-Rallye, wollen wir aber schon zu den allerschnellsten Teams gehören, die in der Staatsmeisterschaft nicht auf Allrad-Antrieb vertrauen."
Nach seinen ausgezeichneten Leistungen mit dem VW Golf V GTI CNG in der zweiten Hälfte der Saison 2007 stand für das Team nie in Frage, Martin Ertl weiterhin im Aufgebot zu halten. Aus beruflichen Gründen pilotiert der 26jährige aus der Buckligen Welt in dieser Saison jedoch erstmals einen Diesel.
„Bei mir stehen in nächster Zeit einige Entscheidungen in Sachen beruflicher Karriere an. Da mir dies etwas weniger Zeit lässt als noch letzte Saison, haben wir vereinbart, dass ich in dieser Saison ein bereits weitgehend ausgereiftes Projekt, nämlich die TDI-Technik im VW Golf V betreue. Ich bin schon sehr gespannt, wie ich mich mit der doch recht unterschiedlichen Motor-Charakteristik zurecht finden werde, bin aber ausgesprochen zuversichtlich, das in kürzester Zeit zu schaffen. Vor allem wird es im Lavanttal sicher kein Hoppala wie im vergangenen Jahr mehr geben. So etwas passiert jedem nur einmal im Leben und heute können wir alle schon darüber schmunzeln.“
Den 7. September 2007 werden Norbert und Petra Kunz wohl nicht so schnell vergessen. Am Nachmittag dieses verregneten Tages endete nämlich bis auf weiteres ihre Karriere in der historischen Rallye-Szene durch einen schweren Unfall, bei der ihr grüner Porsche 911 T völlig zertrümmert wurde. Obwohl der Unfall auch eine längere Rekonvaleszenz zur Folge hatte, stand für beide nie in Frage, das gemeinsame Hobby Motorsport nun einfach aufzugeben.
„Es war zwar eine schmerzhafte Erfahrung, aber letztendlich ist Motorsport weit weniger gefährlich als viele andere Freizeit-Aktivitäten, die viel mehr im Licht der Öffentlichkeit stehen. Man gibt ja auch das Skifahren nicht einfach auf, nur weil einmal ein Missgeschick passiert ist. Nachdem wir eine Weile überlegt hatten, wie wir weitermachen, hat uns ein Freund mit Ing. Peter Gruber zusammen gebracht. So sind wir dazu gekommen, von Heckmotor mit Heckantrieb zu Frontmotor und Frontantrieb zu wechseln. Im Prinzip sind wir die Verkörperung der immer engeren Zusammenarbeit zwischen Porsche und Volkswagen auf internationaler Ebene. Daher freuen wir uns sehr auf die Aufgabe, aber ich hoffe, dass man uns ein wenig Zeit für die doch recht große Umstellung gibt und uns nicht sofort an den Zeiten jener Piloten misst, die schon seit Jahren in der Diesel-Meisterschaft unterwegs sind.“