
Rallye: Exklusiv | 01.01.2008
Sigi Schwarz im motorline.cc-Interview:
"22 Jahre Motorsport sind eigentlich mehr als genug!"
Der langjährige Copilot zahlreicher heimischer Rallyecracks blickt zurück auf 22 Jahre auf dem heißen Sitz - und analysiert die Gegenwart des österreichischen Rallyesports.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: www.kaiserin-elisabeth.at, www.sigischwarz.at
Wer sich mit dem österreichischen Rallyesport auseinandersetzt, kommt an Sigi Schwarz nicht vorbei. Der 40jährige Gastronom aus Steyrling hat sich den Traum, als Copilot in den Rallyesport einzusteigen erfüllt, gleich mit 18 Jahren ging es los.
In 22 Jahren saß Sigi Schwarz auf dem heißen Sitz von zahlreichen österreichischen Piloten: Ronny Grassegger, Matthias Moosleitner, Franz Atzinger, Raphael Sperrer, Kris Rosenberger, Jörg Ramsauer, Dieter Quester, Willi Stengg, Kiwi Kowald, Walter Totschnig, Beppo Harrach, Gerwald Grössing, Achim Mörtl, Georg Reitsperger, Niki Glisic und Georg Silbermayr.
Mit Kris Rosenberger wurde er 1992 Österreichischer Rallye-Staatsmeister in der Gruppe N, 1997 holte das Gespann den Titel in der Gruppe A. In seinem letzten Jahr als aktiver Motorsportler, im Jahr 2006, eroberte er gemeinsam mit Achim Mörtl noch einmal den Titel in der Gruppe N.
motorline.cc traf den schillernden Charakterkopf in seinem urig-gemütlichen Gasthaus 'Kaiserin Elisabeth' im oberösterreichischen Steyrling - dort, wo Sigi Schwarz die Sportprominenz im Rahmen seiner legendären Partys mit kulinarischen Schmankerln verwöhnt...
Sigi, du hast 2006 deine letzte Saison bestritten, bist am Jahresende 2006 zurückgetreten...
Ich wollte eigentlich schon 2006 nicht mehr fahren, doch das Arrangement in der tschechischen Meisterschaft, dort noch einmal mit dem Achim zu fahren - das hat eine Herausforderung für mich dargestellt. Dass wir dann in Tschechien und in Österreich Meisterschaftsführende waren, war eher dem Zufall und natürlich auch der fahrerischen Leistung von Achim zu verdanken. Und so sind wir dann die tschechische Meisterschaft nicht mehr zu Ende gefahren - weil die Sponsoren gesagt haben: Wenn ihr in Österreich führt, dann hätten wir gerne den österreichischen Titel. Nach dem Jahr 2006 bin ich dann zurückgetreten.
Aus welchem Grund?
Ich habe mit 18 begonnen und bin mit 40 zurückgetreten - 22 Jahre Motorsport sind eigentlich mehr als genug. Wir haben eigentlich schon zum alten Eisen gehört.
Der Achim auch?
Ja. Nicht fahrerisch - aber die Jungen, die nachkommen, sind teilweise um 20 Jahre jünger. Von den Alten sind Freunde geblieben wie der Willy Stengg, der Kris Rosenberger oder der Raimund Baumschlager, die zu den alten Eisen gehören. Von den Jungen kommt eigentlich niemand nach, muss man sagen.
Jetzt, dank dem Ford Fiesta ST Cup, gibt es den Patrick Winter - da gibt es einige Piloten, die dort aufzeigen können. Der Suzuki Motorsport Cup ist auch ein sehr gutes Arrangement - aber beim Ford Fiesta Cup sieht man schon einen Unterschied, was den Kampf der Piloten gegeneinander anbelangt. Patrick Winter ist heuer seine erste Saison Rallye gefahren - er war auch ein Schüler von mir, und auch vom Achim Mörtl. Der Patrick Winter war der erste, der, noch bevor er mit dem Rallyesport begonnen hat, zu uns gekommen ist, der beim Achim Mörtl ein Rallye-Fahrtraining gebucht hat. Das muss man ihm hoch anrechnen. Ich bin nächtelang mit ihm durch die Wälder gefahren und habe ihm als Beifahrer Tipps gegeben
Du bist schon öfter bei jungen Talenten auf dem heißen Sitz gesessen?
Ja - bei sehr vielen eigentlich. Wir haben auch sehr viel Pionierarbeit geleistet auf dem Beifahrersektor.
Auf dem heißen Sitz bei Achim Mörtl zu sitzen ist sicher etwas anderes als neben einem absoluten Jungspund zu sitzen, oder? Das stell ich mir noch um einen Tick aufregender vor...
Das ist wirklich aufregender - aber ich muss ehrlich sagen: Es hat einige Jungs gegeben, wo man eine gewisse Sicherheit gespürt hat, wo man sich gedacht hat, dass aus dem etwas werden kann. Da gab es nicht den Gedanken: Hoffentlich legt er jetzt nicht das Auto weg. Da gab es das Gefühl, dass der sicher fährt und er auch über ein Talent verfügt.
Der Patrick Winter zum Beispiel. Und vor zehn oder zwölf Jahren wäre es der Christoph Wagner gewesen - der ist eine Rallye gefahren mit dem Fiat Cinquecento, die Pyhrn Eisenwurzen Rallye, der hat dort alles nieder gebogen - mit dem bin ich auch viel in der Nacht gefahren, leider hatte er das nötige Geld nicht, um durchzustarten. Aber vom Talent her wäre Wagner eigentlich der Größte gewesen. Wie gesagt haben wir mit dem World Rallye Club Steyrling sehr viel Pionierarbeit geleistet auf dem Beifahrersektor, in Form von Schulungen - da sind einige, sechs bis sieben Personen, die heute noch als Beifahrer tätig sind, die bei uns eine Ausbildung genossen haben.
Hat es irgendwann einen Jungspund gegeben, wo du es bereut hast, dich auf den heißen Sitz zu setzen?
Eigentlich nicht, denn so weit habe ich es gar nicht kommen lassen, dass ich bei jemandem einsteige, bei dem ich mich nicht wohl fühle. Man erkennt ja bereits am Auftreten und Benehmen schon sehr viel. Da erkennst du auch, ob einer will oder ob er nicht will.
Es gibt ja mittlerweile Rallyefahrer, die schon vor ihrer ersten Rallye die Teambekleidung und die Sponsorkleber drucken lassen, bevor sie sich um die Technik, um Reifen und um den Aufschrieb kümmern. Viele jammern ja, das Auto habe zu wenig Leistung, die Bremsen passen nicht, die Reifen auch nicht - ich denke, dass es in Wirklichkeit immer noch am Fahrer liegt, ob einer schnelle Zeiten fahren kann, aber auch am Beifahrer. Der muss einmal einen ordentlichen Schrieb aufstellen, sodass die beiden sicher durch die Wälder fahren können. Und dann erst würde ich richtig Geld in die Hand nehmen. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass man zunächst einmal das Organisatorische, den ganzen Ablauf einer Rallye in den Griff bekommt.
Der Achim Mörtl ist nach deinem Rücktritt mit Ralph Edelmann weitergefahren, doch wenig später erklärte auch er den Rücktritt.
Er ist aus familiären Gründen zurückgetreten - doch er hat mir gesagt, dass es im Nachhinein betrachtet besser gewesen wäre, wenn er zugleich mit mir zurückgetreten wäre - als Meister. Aber er wollte es noch einmal wissen. Er wollte dem Subaru noch einmal eine Chance geben, und dem Team. Doch dann hat er familiäre Probleme bekommen und hat dann das Handtuch geworfen.
Das Jahr mit ihm war für mich eine der schönsten Zeiten, leider sind wir zu spät zusammengekommen - wir sind ja nur ein Jahr gemeinsam gefahren, aber in diesem Jahr sind wir sehr viel gefahren, eben in Tschechien und in Österreich. In Österreich darfst du jede Sonderprüfung so oft besichtigen, wie du möchtest - in Tschechien darfst du nur einmal schreiben und kontrollieren, und wir waren dort sehr schnell. Weil wir sehr gut aufeinander eingespielt waren und weil wir einfach auch sehr viel Spaß und Freude beim Autofahren hatten.
Wie siehst du die Zukunft des österreichischen Rallyesports?
Es wird immer schwerer, weil die Jugend nicht mehr den Geist hat, den es früher gab. Ein Raimund Baumschlager ist in die Wälder gegangen und hat Holz gefällt, damit er sich den Rallyesport leisten kann. Viele andere Leute habe auch Opfer gebracht. Aber heute gibt es Fahrer, die wollen gar kein Opfer bringen.
Früher haben die Piloten auch noch bei anderen Teams mitgearbeitet, damit sie nationale Rallyes bestreiten können. Meiner Meinung nach sollten die Jungen dort fahren, wo sie finanziell keinen Schaden oder gar Schiffbruch erleiden. Es gibt ja verschiedene Klassen - doch jeder möchte gleich einen Mitsubishi Lancer Evo 7 oder 8 fahren. Nur, das ist leider nicht mehr leistbar. Darum werden ja auch diese Markenpokale von Suzuki und Ford auch vom Verband, also von der OSK, lobenswert in den Vordergrund gestellt. Trotzdem muss man sagen: Das Niveau ist in Österreich derzeit leider wie in Deutschland.
Also eher schlecht?
Ja, nicht so gut. Es gibt eben sehr viele Fahrer, die Ausreden haben. Die fahren sieben oder acht Jahre Rallyes und lassen sich als Superstars feiern! Und dann gibt es Herrenfahrer wie einen Herren Gerwald Grössing, der pro Jahr drei oder vier Rallyes fährt, der das zum Spaß macht, der das neben Beruf und Familie macht, und der dann den anderen um die Ohren fährt!
So sehe ich das bei anderen Fahrern auch - ein Mario Saibel fährt nicht die ganze Meisterschaft, ist beruflich gefordert, hat Verantwortung in der Firma, steigt ins Rallyeauto, nur zum Spaß. Aber selbst wenn einer sagt, dass er es sich leisten kann - wenn der sein Auto weglegt sind das auch gleich einmal 70.000 Euro Schaden oder gleich 100.000 Euro. Die Jungen heutzutage wollen nicht mit einem normalen Auto fahren. Ich bin mit dem Kris Rosenberger mit einem Mini Cooper gefahren, wir haben zum Rallyefahren begonnen, weil es uns Spaß bereitet hat.
Wie war dein Einstieg in den Rallyesport?
Ich wollte immer schon Rallye-Beifahrer werden, ich habe mit 18 Jahren begonnen, mit dem Ronny Grassegger. Am 23. Dezember habe ich meinen Führerschein abgeholt - vorher wurde er mir für sechs Monate gesperrt, weil ich schwarz, also ohne Führerschein gefahren bin. Ich bin dann am 1. Jänner zur Jänner-Rallye nach Freistadt gefahren, das war 1986. Ich bin dann dort die erste Rallye gefahren - null Ahnung vom Schrieb, null Ahnung von irgendwas. Ich habe mir dann über erfahrene Piloten wie Jörg Pattermann Tipps geholt, der Beifahrer vom Alois Pfeiffer hat mir sehr viel geholfen. Und somit bin ich immer mehr in die Szene hinein gewachsen.
Du hast dir Tipps geholt...
Ich bin nach Deutschland gefahren zum Hubert Stadler, habe den angerufen, habe gefragt: 'Darf ich einen Tag zu dir kommen?'. Ich habe mich mit dem Jörg Pattermann getroffen, auch mit dem Norbert Mitterhuber. Da war ich dann vier oder fünf Abende beim Norbert Mitterhuber - der hat mir den Rallyesport von der Picke auf gelernt. Und ich bin auch mitgefahren und ich habe mitgeholfen - bei Rallyes, wo ich nicht als Copilot dabei war. Eben um Erfahrungen zu sammeln. Ich bin bei Besichtigungsfahrten bei irgendwelchen Fahrern hinten sitzend mitgefahren, um daraus zu lernen.
Und genau das fehlt deiner Meinung nach den heutigen Piloten? Dass diese also beispielsweise zu dir kommen und dich um Tipps bitten?
Allgemein - wir haben zum Beispiel bei Rallyes Besichtigungsfahrten durchgeführt, da sind bei einer Runde der Kris Rosenberger und ich hinten drin gesessen und der Willy Stengg oder ein anderer ist gefahren mit dem Auto. Umgekehrt war es genauso. Wir sind auch mit dem Wittmann durch den Langauer Forst gefahren - er ist seine drei Besichtigungsfahrten gefahren und wir sind unsere drei Besichtigungsfahrten gefahren. Indem wir mit anderen hinten sitzend mitgefahren sind, haben wir uns eine zusätzliche Besichtigung verdient - und dabei haben wir zudem Tipps und Tricks erhalten und haben so das Augenmerk auf die wichtigen Dinge legen können.
Und das gibt es heute nicht mehr?
Das siehst du heute nicht mehr.
Und woran liegt das? Meinst du, dass die heutigen Fahrer zu verwöhnt sind? Oder wie kann man das, was du meinst so formulieren, dass man niemandem weh tut?
Es gibt viele, die glauben, dass sie bereits fertige Rallyepiloten sind. Die glauben, dass sie als Rallyepiloten in die Welt hineingeboren wurden. Es gibt Leute, die verkaufen sich und sagen, sie waren bei der Red Bull-Sichtung im Finale - nur das hilft denen ja nicht. Der kann ja deshalb nicht weiter gelangen. Der einzige, der diese Chance bekommen hat ist der Andi Aigner - da muss man dem Red Bull Rallye Team oder dem BRR-Team von Raimund Baumschlager danken. Solche Sichtungen hat es ja früher auch immer wieder gegeben - es gab in Deutschland eine Sichtung, aus der Matthias Kahle herausgegangen ist. Es hat auch Arrangements gegeben seinerzeit mit Ford, mit dem Christoph Diertl.
Das Projekt Andi Aigner ist ganz sicher eine Bereicherung für den Rallyesport, sowohl national als auch international. Mir ist jedoch in verschiedenen Gesprächen aufgefallen, dass es für manchen Jungen, der sein Leben lang Rallyepilot werden wollte, offensichtlich eine Art Affront war, dass man bei der Red Bull-Sichtung einen Piloten gewählt hat, der zuvor nichts mit dem Rallyesport zu tun hatte.
Sie haben den Besten ausgesucht. Der Andi Aigner ist durch Zufall zu der Red Bull-Sichtung gekommen, wie man hört, und er hat dort halt gewonnen. Die Chance muss er genützt haben, denn er hat seinen Rivalen, den Quirin Müller geschlagen - der zu dieser Zeit aus dem Formelrennsport gekommen ist. Aigner hatte also einen unmittelbaren Gegner und er hat die Chance genützt.
Ich sage immer: Wenn einer nicht schnell ist, dann ist er noch nicht auf dem Dach gelegen. Der Colin McRae hat sehr viele Autos zerstört. Wer noch nicht auf dem Dach gelegen ist, war noch nie schnell unterwegs. Das gehört eben dazu. Aber der Andi Aigner hat mittlerweile sicher Konkurrenz von außen dazu bekommen. Weil das Team steht - und sie können ja jederzeit einen Fahrerwechsel vornehmen.
Wie siehst du die Zukunft für die Österreicher in der Rallye-Weltmeisterschaft?
Schade ist, dass die OMV ausgestiegen ist. Der Manfred Stohl war für Österreich ein Aushängeschild. Er hat die österreichische Fahne im Ausland hoch gehalten. Dadurch kannte Österreich im Ausland jeder. Er hat durch das OMV-Engagement auch sehr viele andere junge Fahrer nach Österreich gebracht, zu verschiedenen Veranstaltungen, sei es die Waldviertel- oder die Lavanttal-Rallye. Wo also die Rallyepiloten aus den Nachbarländern angereist sind - jetzt wird wahrscheinlich keiner mehr kommen. Denn das OMV-Arrangement war ja eine Partnerschaft, sodass die Tschechen und die Ungarn ins Waldviertel kamen. Das ist wird nun fehlen, das ist ein großes Minus - das vergessen sehr viele.
Der Manfred Stohl war eigentlich ein guter Motocrosser, der dann in den Rallyesport gewechselt ist. Er hat sehr viel Pionierarbeit geleistet in der Rallye-WM. Man sieht seinen Erfolg. Man muss aber auch dazu sagen: Der Manfred ist auch einer, der seine Opfer gebracht hat. Der Manfred Stohl hat auch seine Rallyekiste von Griechenland nach Hause geschleppt. Und ist am nächsten Tag in die Arbeit gegangen. Und das sind Opfer, die heute keiner mehr bringt.
Der Rudi Stohl und der Manfred Stohl, die haben etwas geschafft - der Manfred ist selbst mit dem Trainingsauto nach Griechenland gefahren, hat dort noch an seinem Auto geschraubt. Der hat auch nie damit gerechnet, dass er einmal mit dem Rallyesport Geld verdient, dass er einmal einen Tuningbetrieb aufziehen wird. Der Manfred hat das aus Spaß heraus gemacht.
Ich war mit den Stohls in Portugal - und da muss ich ehrlich sagen: Hut ab, was die für den österreichischen Rallyesport getan haben! Auch in punkto Medien. Durch diese Familie wurde das Niveau des österreichischen Sports gehoben - es wurde besser, als es medial dargestellt wird.
Was muss passieren, damit du wieder ins Auto steigst?
Ich habe eigentlich zu mir selbst gesagt: 'Ich steige sicher nicht mehr ins Auto!' Aber ich habe auch dem Achim Mörtl gesagt, dass es schön wäre, einmal eine Rallye mit dem Porsche zu fahren - mit diesen neuen Geräten, die es da jetzt gibt.
So ein Porsche würde dich schwach machen?
Der würde mich schwach machen - aber eigentlich habe ich im Moment kein Interesse.
Und auch keine 'Entzugserscheinungen'?
Nein, keine Entzugserscheinungen. Mein Entzug findet am Golfplatz statt - dort habe ich mehr oder weniger meine Ersatzfreude. Ich bin so lange in Österreich gefahren, ich kenne die Strecken auswendig. Du kennst alles...wenn es ein Revival geben würde, wo die Alten alle fahren - Mitterbauer, Stengg, Rosenberger, Wittmann - wo du am Abend dann deinen Spaß hast - dann würde ich sagen: 'Okay, noch eine Saison wäre nicht schlecht'.
Aber genau das fehlt ja auch in der heimischen Meisterschaft. Früher warst du fast eine Woche lang auf der Rallye. Du bist am Abend mit den anderen Piloten essen gegangen - heute siehst du die Fahrer beim McDonalds oder beim Würstelstand. Diese Form hat sich ein wenig verändert. Das war eben vor einigen Jahren noch anders. Du bist am Abend oder auch am Nachmittag bei der Besichtigung in ein Lokal gegangen, da waren halt gleich einmal sieben Fahrer beieinander - das macht schon sehr viel aus. Das gibt es eben leider nicht mehr.
Gibt es noch etwas, das du unbedingt sagen möchtest?
Das einzige, was ich noch sagen möchte ist, dass die Fahrer viel mehr Respekt bringen müssen gegenüber ihren Journalisten. Es gibt in Österreich wenige Journalisten, die recherchieren, die sich für den Sport einsetzen. Man hat es leider nicht erkannt, dass Leute wie der Peter Klein oder wie jetzt der Gerhard Schütze für den Sport leben. Die machen diesen Job, weil es ihr Job ist beim ORF, aber: Sie recherchieren, und sie leben für den Sport! Man muss froh sein, dass diese Menschen jahrelang gekämpft haben.
Und dann schreiben Leute in den verschiedenen Internetforen schlecht über sie, hauen denen eine auf die Birne - ohne diese Leute hätten wir gar nicht so viel Motorsport im Fernsehen! Wir haben eh wenig. Aber ohne diese Leute hätten wir noch weniger. Die haben sich ja zum Teil sogar mit ihren Arbeitgebern zerstritten, weil sie eben für den Sport gelebt haben. Das ist auch bei den anderen Medien so.
Diese Leute, die in Österreich über Motorsport schreiben, die über die heimische Meisterschaft schreiben - die sollte man nicht so schlecht behandeln, weil sie eben für den Sport leben - und genau das wird dann oft kritisiert. Da heißt es dann: Der schreibt nur über den oder über den oder über den. Die Leute sollen froh sein, dass es mittlerweile so viele Medien gibt.
Es hat früher nicht diese Medienvielfalt gegeben. Jetzt, mit Internet, mit Privatfernsehen, mit Gratiszeitungen wurde viel mehr Raum geschaffen - für den Sportler, auch regional. Es gibt in jedem Bundesland Zeitungen, die einmal wöchentlich gratis verteilt werden. Man hat die Chance, sich im Internet zu präsentieren. Und darum würde ich da eher mehr Zusammenarbeit anstreben, mit den freundlichen Journalisten.
Natürlich: Man braucht auch einen gewissen Schliff. Du musst auch irgendwo einen Fight haben - wo der eine dem anderen eine in die Gosch'n haut...
Klar, nur einander zunicken ist auch fad. Diskussionen beleben die Sinne. Andererseits sollten Konfrontationen halt einen gewissen Stil haben.
Das ist alles relevant. Aber man braucht nicht unter die Gürtellinie zu gehen! Wo man beispielsweise Sponsoren vorwirft, dass sie nur einen bestimmten Piloten gefördert hätten und so weiter. Bitte, wo sind wir? Wenn ein Österreicher in der Formel 1 fährt, dann ist die Rundstreckenpresse beim Formel 1-Rennen. Und ein Manfred Stohl ist in der Rallye-WM gefahren - da muss man dieses Engagement auch unterstützen. Weil dadurch eben auch das Niveau im eigenen Land gehoben wird.
Naja, die Neidgenossenschaft ist halt leider auch typisch für unser Land...
Ja, aber wenn ich in Österreich gegen den Andi Aigner gefahren wäre und sagen wir er wäre Erster geworden und ich wäre Zweiter geworden, dann hätte das für mich international viel mehr Stellenwert. Weil wenn ich weiß, dass der WM-Rallyes in der Gruppe N gewinnt, dann kann ich sagen: Schau her, da ist unser Level, hier stehen wir in etwa.
Der Vergleich war für uns immer sehr interessant, wenn der Manfred Stohl im Ausland gefahren ist - weil dann kann ich sagen: Dort ist der Manfred und wir sind da. Das ist ja für die gesamte Meisterschaft ein Gewinn - wir hatten nach außen hin ja einen guten Ruf. Da hat man gesagt, dass die Österreicher schnell sind - eben weil der Stohl so gut war.