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Tina Maria Monego im Gespräch mit motorline.cc

Tina Maria Monego spricht über den schweren Judenburg-Unfall – nie habe sie ans Aufhören gedacht, beim Comeback wehrte sich kurzzeitig der Körper…

Michael Noir Trawniczek

Im motorline.cc-Interview spricht Co-Pilotin Tina Maria Monego über ihren schweren Unfall bei der Castrol Judenburg-Pölstal-Rallye, die Rehabilitation und das Comeback beim Harrach-Sprint, an der Seite von Albert Prinz von Thurn und Taxis, der dort seine erste Rallye absolvierte.

Du hattest einen sehr schweren Unfall, mit dem Suzuki Super 1600 bei der Castrol Judenburg-Pölstal-Rallye – hast du sofort gespürt, dass es eine schwere Verletzung ist?

Eigentlich gar nicht. Es war der Manfred Wolf gleich bei mir – der Wagen lag auf der Seite, ich lag unten. Der Manfred wollte mir raus helfen, er hat mich gefragt wie es mir geht. Ich sagte: ‚Alles okay, nur die Schulter tut weh’. Dann wollte ich rausklettern – und da habe ich dann gemerkt, dass es doch nicht geht.

Da hattest du noch so viel Adrenalin im Körper, dass du gar nicht gespürt hast, wie schwer deine Verletzung ist?

Genau. Mir fehlen dann wieder einige Minuten – in dieser Zeit haben sie mich rausgeholt.

Du warst bewusstlos?

Ja, ich zwar zwischendurch auch bewusstlos, ich hatte eine schwere Gehirnerschütterung und war zwischendurch immer wieder ein bisschen weg beziehungsweise fehlt mir einfach die Erinnerung. Ein Detail zum Beispiel wurde mir nachher erzählt: Nachdem sie mich geborgen haben, habe ich darauf bestanden, zu Fuß zum Rettungsauto zu gehen und ich bin auch gegangen mit dem Schambeinbruch. Aber daran kann ich mich nicht erinnern.

Das stell ich mir recht schmerzhaft vor…

(lacht) Ich weiß es nicht mehr.

Und dann bist du ins Spital eingeliefert worden…

Ja, dort war ich bei vollem Bewusstsein. Da war der große Schock, als der Arzt kam und mir erklärt hat: Vier Rippen gebrochen, Schambeinbruch. Da habe mir gedacht: ‚Ui, da werden sich jetzt einige Rallyes nicht ausgehen!’

Und da hattest du noch immer keine Schmerzen?

Doch, ziemliche sogar. Ich habe erst nach dem Röntgen Schmerzmittel erhalten und das war dann doch ein bisschen sehr schmerzhaft.

Und trotzdem war der schlimmste Gedanke nur: Da werden sich jetzt einige Rallyes nicht ausgehen?

(lacht) Ja.

Du hast keine Sekunde lang etwas gedacht wie: Das mach ich nie wieder?

Nein, absolut nicht. Keine Sekunde lang.

Dann kam eine lange Rehabilitationsphase, oder?

Ja, das waren viereinhalb Wochen auf Krücken, danach ein paar Wochen Physiotherapie. Aber am 15. August bin ich beim Harrach-Sprint schon wieder im Auto gesessen. Nachdem die Krücken weg waren, ging es sehrschnell.

Da bist du aber nicht mit dem Hermann Neubauer gefahren…

Nein, da erhielt ich das Angebot, dass ich mit dem Albert Prinz von Thurn und Taxis fahren kann, das konnte ich natürlich nicht ausschlagen.

Er fuhr seine erste Rallye. Ist das nicht besonders schwierig, nach einem so schweren Unfall mit jemanden zu fahren, der seine erste Rallye bestreitet?

(lacht) Ich habe natürlich zuerst mit dem Beppo Harrach gesprochen, in dessen Rallyeschule Drift Company der Albert Unterricht genommen hatte. Beppo hat mit ihm geübt und ihn getestet und mir dann gesagt: ‚Das passt, da kannst du dich reinsetzen’. Also es gab schon am Anfang ein paar Überlegungen – und ich habe auch jeden Abend beim Beppo angerufen und gefragt: ‚Wie schaut es aus? Wie stellt er sich an?’ Aber was ich zu hören bekam, war stets sehr beruhigend – und es war wirklich genial, mit ihm zu fahren.

Bei der ersten Rallye mit dem Hermann hattet ihr gleich wieder einen Unfall…

Ja, genau – nach nur fünf Kilometern.

Verliert man nicht irgendwann das Vertrauen in einen Fahrer?

Nein, eigentlich nicht. Man ist natürlich im ersten Moment extrem sauer, weil extrem viel Aufwand dahinter steckt. Aber was soll’s – er ist jung und einem jungen Fahrer passieren halt einmal Fehler. Und er hat sehr viel Talent und ich steige bei ihm ohne jede Bedenken wieder ein.

Man hört oft, dass sich bei den Piloten beim Comeback nach einem schweren Unfall der Körper dagegen wehrt, ins Cockpit zu steigen – mit Haare aufstellen, Schweißausbrüchen und so weiter. Hat es bei dir keinerlei Reaktionen deines Körpers gegeben?

Ich habe mir schon auch, im Vorfeld meine Gedanken dazu gemacht – ich habe auch dem Albert gesagt: ‚Für mich ist es das erste Mal seit dem Unfall, ich werde sicher zucken, wenn es einmal eng werden sollte’. Aber es ist dann eigentlich gar nichts passiert – das einzige, was ich an mir beobachtet habe – und was ich in meinem ganzen Leben noch nie getan habe: Ich habe die ersten Kilometer über mitgebremst. Aber nach der zweiten oder dritten Sonderprüfung war das auch wieder weg. Aber das war schon seltsam und ungewohnt.

Also auch bei deiner allerersten Mitfahrt hast du nicht mitgebremst – nur bei diesem Comeback?

Ja. Ich habe bis dahin noch nie mitgebremst, noch nie!

Dein Körper hat sich diesen schweren Unfall also doch ziemlich eingeprägt…

Dadurch, dass Albert noch nie eine Rallye gefahren ist, war die Unsicherheit sicher etwas größer. Aber sobald ich gemerkt habe, dass ich ihm vertrauen kann, hat sich das ja gelegt.

Und die Verletzungen sind völlig ausgeheilt?

Ich spüre schon noch etwas, aber nur ganz leicht, die Rippen zum Beispiel. Aber es sind keine wirklichen Schmerzen.

Wie geht es weiter?

Bei der Waldviertel-Rallye ist noch offen, mit welchem Fahrer ich antrete. Ich habe zu Saisonbeginn dem Kris Rosenberger versprochen, wenn er die Waldviertel fährt, fahre ich mit ihm. Das weiß auch der Hermann Neubauer – bei ihm ist es auch noch nicht sicher, ob er im Waldviertel fährt.

Und 2010?

Da müssen wir schauen – aber es wird eher mehr in Richtung Historische Europameisterschaft gehen, ich hoffe mit dem Kris Rosenberger oder mit Oliver Schrammel.

In wie weit spielt da die Sicherheit eine Rolle – historische Autos können ja nicht exakt jenen Sicherheitsstandard bieten, den moderne Fahrzeuge haben?

Man geht schon ans Limit – aber auch Kris ist sich immer darüber im Klaren, dass es sich um ein historisches Auto handelt. Sicher geht er auch ans Limit und wir fahren auch sehr, sehr schnell – aber es bleibt doch mehr Reserve als in einem modernen Auto.

Und du kannst das Fahren genau so gut genießen wie vor dem Unfall?

Ja, total. Absolut! Sonst würde ich es nicht machen. Es ist einfach genial, wenn man merkt, dass der Fahrer jetzt hart ans Limit geht. Das ist das Schöne daran, und das wird auch immer so bleiben.

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