
Rallye: Exklusiv | 07.03.2009
Verliebt ins „böse Tier“ -
„Mundl“ bald im Skoda Fabia S2000?
Auch Seriensieger haben noch Träume: Raimund Baumschlager wünscht sich nichts mehr, als den Skoda Fabia S2000 in der ÖM pilotieren zu dürfen.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull Rallye Team, staatsmeister.at
Raimund Baumschlager und der neue Skoda Fabia Super 2000-Bolide - eine Liebesbeziehung, könnte man sagen. Schließlich war der siebenfache Staatsmeister als Testpilot in die mehr als ein Jahr andauernde Entwicklungsarbeit des Boliden involviert.
Wie sehr es der kleine, leichtfüßige Flitzer dem Rosenauer angetan hat, konnte man im letzten Herbst spüren, als Baumschlager im Rahmen von Schottertests in einer der Servicepausen mit funkelnden Augen erklärte: „Dieses Auto muss man mit hohen Drehzahlen fahren, das musst du prügeln, das ist wie ein böses Tier. Du musst immer attackieren und zeigen, dass du der Chef im Ring bist. Man muss sich das vorstellen: 300 Kilogramm leichter als ein herkömmlicher Gruppe N-Wagen! Das ist halt ein richtiges Rennauto – ich sage es, wie es ist: Ich habe mich gleich in diesen Wagen verliebt!“
Fabia-Erfolge auf internationaler Bühne
Nach den ausgiebigen Tests bzw. inoffiziellen Testrenneinsätzen im Vorjahr gab der Skoda Fabia Super 2000 beim Auftakt zur IRC-Serie, der Rallye Monte Carlo ein bemerkenswertes Debüt – Juho Hänninen konnte sogar die Rallye anführen, nach seinem Ausritt sprang Jan Kopecky als Vierter in die Presche.
Baumschlager Rallye Racing unternahm den zweiten offiziellen Renneinsatz des Skoda Fabia S2000 – bei der WM-Premiere des Boliden konnte der Schwede Patrick Sandell Motorsportgeschichte schreiben: Der erste Sieg eines Super 2000-Autos in der PWRC! Sandell kam bekanntlich als Nachfolger des regierenden PWRC-Weltmeisters Andi Aigner ins Red Bull Rallye Team.
Auch wenn die Konkurrenz in Norwegen nicht allzu groß war – nur zwei weitere S2000-Boliden waren am Start: der vorjährige RBRT-Pilot Bernardo Sousa und der Tscheche Jaromir Tarabus, die jeweils einen Fiat Grande Punto S2000 pilotiert haben, zudem mussten beispielsweise Sousa und der frühere PWRC-Champion Toshihiro Arai (Subaru Impreza WRX STi) am ersten Tag mit Motorschaden aufgeben – betont Baumschlager. „Während unsere Gegner der Reihe nach patzten, fuhr Patrick fehlerlos und taktisch klug, das Auto war perfekt.“ Einer dieser Gegner war der vorjährige Ford Focus WRC-Pilot Andreas Mikkelsen, dessen Vater dem Filius heuer „nur“ mehr einen Subaru Impreza WRX STi anvertraut. Der norwegische Jungpilot konnte Sandell zunächst jagen, flog dann jedoch, wie so oft, von der Piste.
Wie auch immer – das Team rund um Raimund Baumschlager hat in Norwegen den Premierensieg des neuen Skoda Fabia S2000 erringen können. Was nicht nur bei Skoda Motorsport begrüßt wurde – Baumschlager berichtet im Gespräch mit motorline.cc: „Es gibt internationales Interesse an diesem Auto. Die Super 2000 sind mit Sicherheit die Zukunft des Rallyesports.“ In der PWRC wird heuer erneut der Titel angestrebt, es wäre der erste WM-Titel eines S2000-Autos – schon am kommenden Wochenende steht der nächste Lauf in Zypern auf dem Programm.
“Casharing“ mit Sandell
In den Rallye-Foren wird lebhaft diskutiert, ob und wann Raimund Baumschlager den Skoda Fabia Super 2000 in der Österreichischen Staatsmeisterschaft zum Einsatz bringen wird. „Mundl“ nimmt sich diesbezüglich kein Blatt vor den Mund: „Ich sage es offen und ehrlich: Natürlich möchte ich mit dem Skoda Fabia S2000 in der ÖM antreten, das reizt mich ungemein! Dieses Auto ist einfach der totale Wahnsinn! Und wir überlegen auch sehr intensiv, ob und wie das realisierbar wäre.“
Konkret würde eine Art „Carsharing“ angestrebt werden – Baumschlager würde dann also mit dem Sandell-Auto in der ÖM um den Titel kämpfen. Die oberste Prämisse lautet jedoch: „Die Einsätze von Patrick Sandell dürfen dabei in keiner Weise beeinträchtigt werden. Es muss garantiert sein, dass die PWRC-Einsätze nicht gestört werden.“
Testeinsätze unter Wettkampfbedingungen
Skoda Motorsport würde die ÖM-Einsätze des Serienstaatsmeisters als Testeinsätze unter Wettkampfbedingungen betrachten. Zudem gilt Raimund Baumschlager auch heuer als Topfavorit in der heimischen Meisterschaft, ein weiterer Titel könnte so das Premierenjahr des Skoda Fabia Super 2000 schmücken. Die Leistungen von Andreas Waldherr demonstrieren jedoch auch, dass man „künftig nur mit einem S2000 die Meisterschaft gewinnen kann“, wie Baumschlager schon seit längerem erkannt hat. Die Nullrunde bei der Jänner-Rallye haben die Chancen des VW Polo S2000-Piloten jedoch verringert. Für Baumschlager stellt ein möglicher Einsatz des Fabia S2000 kein erhöhtes Ausfallsrisiko dar: „Der Wagen ist ausgereift und zuverlässig, er wurde nicht umsonst so lange getestet.“
Logistisch wäre das „Carsharing“ mit Patrick Sandell möglich: „Um die Kosten niedrig zu halten, würde ich mit der sehr aufwändigen und kostenintensiven Lackierung des Sandell-Autos an den Start gehen, wir müssten nur die persönlichen Sponsoren austauschen.“ Rein theoretisch könnten Baumschlager und sein Co-Pilot Thomas Zeltner schon bei der nächsten ÖM-Rallye, der BP Ultimate Rallye im Lavanttal (27. und 28. März) mit dem blitzblauen Flitzer über die Startrampe rollen.
Im motorline.cc-Telefonat am Freitagnachmittag erklärte Baumschlager: „Es gibt noch keine endgültige Entscheidung, ich sitze auf Nadeln. Denn ich hoffe sehr, dass wir dieses Projekt umsetzen können.“ Für die Rallye-ÖM wäre der Skoda Fabia S2000 eine weitere Bereicherung in Sachen Markenvielfalt.