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"Alles hat seine Grenzen!"

Teamchef Eddy Schlager erklärt, warum er seinem Fahrer Patrick Winter mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit aufgekündigt hat.

Michael Noir Trawniczek

Eigentlich könnten sie das Traumduo der heimischen Rallyewelt sein – Teamchef Eddy Schlager machte dem früheren Ford Racing Rookie Patrick Winter, der im Frühjahr ohne Cockpit war, ein gutes Angebot. Mit dem Schlager-Evo 9 sorgte Winter für Aufsehen in der Rallye-ÖM: Höhepunkt war der 1. ÖM-Platz bei der Castrol-Rallye.

Doch im Hintergrund brodelte es offenbar schon eine Weile zwischen dem Teamchef und seinem Piloten – jetzt hat Eddy Schlager - für einige wohl überraschend - die Zusammenarbeit mit Patrick Winter aufgekündigt. Im motorline.cc-Interview erklärt er seine Beweggründe.

Eddy, du hast leider schlechte Nachrichten für uns – du wirst ab sofort nicht mehr mit Patrick Winter zusammenarbeiten, hast ihm gestern per Mail die Zusammenarbeit gekündigt.

Schlechte Nachricht – das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es tatsächlich eine schlechte Nachricht, weil es schade ist um einen jungen und guten Fahrer im Team. Die andere Seite ist aber: Wie sehr kann man sich, auch gesundheitlich, belasten, wenn man alles für einen jungen Menschen tut – und dann wird man eigentlich nur in die Pfanne geworfen. Nachdem das ja für mich ein Hobby ist und ich daran nichts verdiene, sagt man sich dann irgendwann: Aus! Schluss! Der Blutdruck ist so hoch, jetzt reicht’s!

Die Disziplinlosigkeiten des Patrick Winter haben mich gestern dazu veranlasst, auf die Bremse zu steigen und dem Vater von Patrick mitzuteilen, dass ich die Zusammenarbeit eben beenden muss. Denn so kann es einfach nicht gehen. Ich habe das auch gleich gestern erledigt, damit Patrick die nötige Zeit hat, sich ein anderes Auto zu suchen.

Diese Entscheidung kam aber nicht kurzfristig - es hat schon früher gekriselt?

Es ist so, wie ich es im Rally & more-Interview [Nr. 8/2009, derzeit im Handel erhältlich, d. Red.] angedeutet habe: Patrick ist einfach ein emotioneller Mensch und denkt nicht sehr viel nach, wenn er explodiert. Das war ab und zu ganz und gar nicht einfach – aber okay, das hätte ich noch geschluckt. Nur, sein Benehmen jetzt, nach diesem Rally & more-Artikel, der eigentlich bei 99 Prozent der Leute, die ihn gelesen haben, gut ankommt, den die Leute als ehrliches Interview einordnen – da gab es Reaktionen von Patrick, die für mich absolut unverständlich sind.

Mich da jetzt als Karrierezerstörer hinzustellen, wo ich in diesem Jahr genau das Gegenteil getan habe – das ist einfach nicht fair, das ist nicht in Ordnung. Der Umgang, wie man mit mir gesprochen hat, wie man mich verteufelt hat – das kann ich mir einfach nicht bieten lassen! Nach allem, was ich für den Burschen getan habe. Ich habe mich bemüht, ich habe eigentlich dazugelegt. Das kann ich einfach nicht mehr tun, da gehe ich gesundheitlich kaputt dabei, und das ist es mir nicht wert.

Wobei ich als Autor des Rally & more-Artikels dazusagen möchte, dass du mir damals ja schon gesagt hast, dass es Probleme gibt. Und dass wir überlegt haben, wie wir es anstellen, dass wir einerseits bei der Wahrheit bleiben und andererseits wir dem Patrick nicht schaden. Und wer den Artikel liest, wird erkennen, dass der einzige Kritikpunkt deinerseits eben das Prädikat „schwer im Umgang“ war – und ein schneller Fahrer darf ja auch Ecken und Kanten haben, das ist rein medial gesehen ja sogar begrüßenswert, Stichwort Charakterkopf. Schnelle Fahrer haben halt oft eine ganz eigene Art…

Ja, nur gibt es Grenzen – bei der Disziplin und im Charakter. Wenn man sich in einem Team bewegt und wenn man mit jemandem arbeitet, der doppelt so alt ist und wenn man genau weiß, dass der alles tut, damit es klappt – ist einfach eine gewisse Disziplin und eine gewisse Charakterstärke gefragt. Da zählen dann keine Emotionen und Wutausbrüche – da kann man nicht den Teamchef verletzend behandeln.

Das ist dann einfach nicht mehr drinnen. Es ist wie in jedem anderen Sport, egal ob Fußball, Skisport oder was auch immer – man muss einfach eine gewisse Disziplin haben. Und auch wenn es manchmal schwer ist, muss man eben manchmal den Mund halten. Und wenn das nicht möglich ist, dann macht man sich alles kaputt. Und es ist ja auch den anderen Teammitgliedern gegenüber nicht angenehm, wenn man nicht einmal mehr miteinander essen gehen kann – weil einer die ganze Atmosphäre kaputt macht. Das ist sehr schwierig – und wenn es zu viel wird, muss man einfach auf die Bremse steigen. Alles hat seine Grenzen.

Jetzt bist du ja bekannt dafür, junge Talente zu fördern – damit wirst du ja jetzt hoffentlich nicht aufhören, oder?

Sicher nicht. Natürlich gibt es Augenblicke, wo man sich fragt: Warum mache ich das überhaupt? Ich könnte es viel schöner haben, wenn ich den ganzen Kram verkaufe. Wenn ich für die Tochter zwei Pferde kaufe und mir ein gemütliches schönes Wochenende mache…

Aber ich werde selbstverständlich mit meinen Möglichkeiten, mit den Autos, den Mechanikern, unserer Erfahrung und allem, was vorhanden ist, versuchen, dies weiter einzubringen. Ich versuche auch bereits wieder, junge Talente zu finden, in Hinblick auf das nächste Jahr. Es wird uns auch nächstes Jahr wieder geben und wir werden sehr wohl weitermachen. Ob wir gleich wieder einen Patrick Winter aus der Tasche ziehen können, weiß ich nicht – aber es gibt Leute, die annähernd die gleichen Möglichkeiten haben, die vielleicht eine Spur länger brauchen. Und da werden wir sicher den einen oder anderen im Team haben.

Wirst du bei der nächsten Rallye in Admont jemanden anderen in das Auto von Patrick Winter setzen oder bleibt es leer?

Auf Druck werden wir diesbezüglich nichts unternehmen. Wir werden zwar ein zusätzliches Auto einsetzen, aber das hat sich unabhängig von Patrick ergeben. Das wird der Willi Rabl sein, der seinen Golf verkauft hat und jetzt mit einem Auto die Meisterschaft fertig fahren möchte. Der kam zu mir und das ist jetzt einmal für die Admont-Rallye fixiert. Das hat aber nichts mit Patrick Winter zu tun, da wir ja drei Autos zur Verfügung haben. Sollte noch ein zusätzlicher Fahrer kommen, dann werden wir Patrick Winter ersetzen – wenn nicht, fahren wir eben nur mit Willi Rabl und Alexander Tazreiter.

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