
Rallye-ÖM 2009 | 24.03.2009
Dr. Czekal, Mr. Waldherr & der doppelte Polo
Andreas Waldherr stellte in Wien sein Programm für 2009 vor, er hat jetzt zwei VW Polo S2000 in der Garage - Mentor der Szene: Helmut Czekal.
Nach dem äußerst vielversprechenden, aber nicht mit Meisterschaftspunkten gekrönten Saisonauftakt im Mühlviertel gehen die Speerspitzen im österreichischen VW-Motorsport-Programm, Andreas Waldherr und Richard Jeitler, mit großem Optimismus in die Frühjahrs-Saison.
Trotz des Jänner-Rallye-Ausfalls in Leader-Position oder vielleicht gerade deshalb?
„Schwerpunkt ist bis zum Sommer jetzt einmal die österreichische Meisterschaft“, so Andreas Waldherr. „Die neuen Entwicklungen, sprich die unerwartete Reduktion von sieben auf sechs Läufe, machen unser Vorhaben mit dem Meistertitel natürlich nicht leichter. Selbst wenn wir die verbleibenden fünf Läufe alle gewinnen, holen wir nicht zwangsläufig für VW den Staatsmeistertitel.
Andererseits ist ja nicht gesagt, dass nicht andere auch einmal einen Fehler machen oder schlicht Pech mit irgendeinem Gebrechen haben. Nicht, dass ich irgendjemandem so etwas wünschen würde, aber passieren kann es allemal.
Nach den drei nächsten Meisterschaftsläufen, der BP ultimate im Lavanttal, der Bosch Super plus und der Castrol, werden wir eine Zwischenbilanz ziehen und dann endgültig entscheiden, mit welchem Rallye-Programm es weitergehen soll.“
Das Ausland ruft
Nach Absprache mit Teamchef Dr. Helmut Czekal blickt Andreas Waldherr auch ein wenig über die heimischen Grenzen hinaus:„Es ist richtig, dass ich gerne zwei Einsätze in der Intercontinental Rally Challenge absolvieren würde. Einerseits bei der Ypern-Westhoek-Rallye in Belgien Ende Juni, andererseits bei der Barum-Rallye in Tschechien Ende August.
Aus Belgien haben wir eine Einladung erhalten, allerdings muss da noch die endgültige Finanzierung dieses Einsatzes geklärt werden. In Zeiten wie diesen ist das ja leider gar nicht so leicht.
Die Barum in der Tschechischen Republik passt vom Termin her und ihrer Nähe zu Österreich sehr gut. Sie würde die Sommerpause in der Meisterschaft von fast vier Monaten auf zweieinhalb reduzieren.
Dass gerade meine Heimrallye in der Buckligen Welt nach dem Verlust ihres langjährigen Hauptsponsors in diesem Jahr nicht stattfinden wird, tut mir natürlich besonders weh. Gerade vor meiner Haustüre hätte ich so gerne einmal gewonnen.“
Helmut Czekal: unser aller Rallye-Doktor
Viele sitzen nach ihren vollendeten Lebenswerken schon gemütlich in ihren Wohnzimmern oder schwimmen während der kalten Wintermonate von Österreich in der Südsee und genießen das Leben. Aber „Czeky“, wie der Gemeindearzt von Lasberg im Mühlviertel in der Rallyeszene liebevoll genannt wird, kommt von seinem jahrzehntelangen Hobby nicht los und pflegt es mehr denn je.Der Motorsportvirus infizierte diesen „Evergreen“ des Rallyesports erstmals 1965, als er mit einem Puch 500 sein erstes Bergrennen bestritt. Eine unheilbare Infektion, würde er als praktizierender Arzt sagen.
Zwei Jahre später stand für ihn in Freistadt die erste Rallye mit einem Opel Commodore auf dem Programm. Es war der Auftakt zu einer Vielzahl von Veranstaltungen im In- und Ausland, die er immer dann bestritt, wenn ihm sein Beruf dazu Zeit ließ. Auch einige WM-Läufe waren darunter.
Mundls Mentor
Die knappe Zeit erlaubte ihm trotzdem, ab 1982 auch für andere Piloten da zu sein. Das geliebte Hobby führte zu diesem Zeitpunkt mit der Gründung des legendären „Interunfall-Rallye-Teams“ ins Motorsport-Management. Erster Klient war der Mühlviertler Loisl Pfeiffer.1986 folgte ein junger Mann, dem eine ganz große Karriere bevorstehen sollte und dessen kometenhafter Aufstieg wohl ohne die Unterstützung des „Rallye-Doktors“ nicht möglich gewesen wäre.
Es handelt sich dabei um niemand anderen als den inzwischen achtfachen Staatsmeister Raimund Baumschlager, der 1986 bereits seine zweite Rallye im Team von Dr. Czekal mit dem Gesamtsieg beenden konnte: die längst vergessene Sprint-Rallye mit Start und Ziel am – ebenfalls schon fast vergessenen - Österreichring.
Zwei Jahre zuvor – also 1984 – absolvierte Czekal mit dem damaligen Slalom-Herren-Trainer des Austria Skiteams, Hans Pum am heißen Sitz seine letzte Rallye: Stilgerecht bei der damals noch ziemlich urtümlichen Akropolis-Rallye in Griechenland in einem Opel Manta 400.
Das WM-Abenteuer endete leider vorzeitig auf dem Dach desselben. Hans Pum, den mit Dr. Czekal noch immer eine tiefe Freundschaft verbindet: „Neben Czeky im Rallyeauto zu sitzen war eine reine Mutprobe, man sagt auch Überlebenskampf dazu.“
Hier & heute
Zu den Motorsport-Klienten von Dr. Helmut Czekal zählten über die Jahre auch Staatsmeister Wilfried Wiedner, David Doppelreiter, der leider viel zu früh verstorbene Herbert Lettner und last but not least Andreas Waldherr.Mit ihm ist „Czeky“ gelungen, was wenige Monate davor noch niemand für möglich gehalten hatte: Ein S2000-Auto in Österreich über die komplette Meisterschaft einzusetzen.
Kürzlich gelang es dem Team sogar, einen zweiten VW Polo S2000 anzukaufen. Wer könnte das Auto aus jener Klasse, die Mitte 2010 die WRC als WM-Fahrzeug der Werksteams ablösen wird, pilotieren?
„Das ist noch völlig offen. Im Moment dient es einmal als fahrendes Ersatzteillager für den Andi. Übereilte Entscheidungen darüber wird’s sicher nicht geben. Eile mit Weile, das war schon immer ein Prinzip von mir – im Motorsport ebenso wie im Beruf.
Nur auf den Sonderprüfungen als aktiver Fahrer hab’ ich das manchmal vergessen, was mir dann das eine oder andere Mal die Zielankunft gekostet hat.“