Die Saisonziele von Waldherr, Kogler & Co. | 30.03.2010
VW blickt voraus
Die Vertreter der Volkswagen-Teams blicken in die Rallye-Saison 2010: Verflixtes drittes Jahr für Waldherr, Kogler verteidigt seinen Titel.
Das „verflixte“ dritte Jahr ist für Andreas Waldherr ein ganz entscheidendes: Nach jeweils einem Gesamtsieg in den ersten beiden Saisonen mit dem VW Polo S2000 gilt es 2010 die Zuverlässigkeit so zu optimieren, dass mehr als nur Einzelerfolge erzielbar sind.
„Wir hatten das Glück, das Budget für die neue Saison schon sehr frühzeitig fixiert zu haben“, so Waldherr. „Daher konnten wir uns über den Winter darauf konzentrieren, an der Zuverlässigkeit des VW Polo S2000 zu arbeiten. Die verlängerte Winterpause ist uns noch dazu entgegen gekommen. Was aber natürlich nicht bedeuten soll, dass wir über die Absage der Jänner-Rallye froh wären – ganz im Gegenteil.“
Hat man die Technik nun im Griff, wäre da nicht der Griff nach dem Meistertitel das erklärte Ziel?
„Schön wär’s“, so Waldherr. „Aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Man sieht es in der Weltmeisterschaft, wie es zwischen privat eingesetzten S2000 und den Werksautos aussieht. Du hast gegen die Werksautos unter normalen Umständen keine wirkliche Chance. Und in Österreich ist es im S2000-Bereich nicht anders. Raimund Baumschlager mit seinem Skoda bleibt einfach das Maß der Dinge. Sich da mit einem von privaten Enthusiasten auf die Beine gestellten Projekt etwas vormachen zu wollen, wäre Realitätsverweigerung."
Neuer Co für Waldherr
"Der Raimund jammert zwar schon wieder ganz laut, wie wenig Zeit ihm die internationalen Projekte seiner Firma lassen. Aber das kennen wir doch alle schon aus den letzten Jahren. Letztendlich waren er und sein Fabia bei jeder Rallye topfit vorbereitet. Unser Ziel muss daher lauten, zumindest wieder Stockerlplätze einzufahren und den einen oder anderen Lauf zu gewinnen. Am Ende des Jahres sollten die Konzernprodukte von Volkswagen an der Spitze der Meisterschaft stehen. In welcher Reihenfolge auch immer.“Nach vielen Jahren gibt es von Andreas Waldherr auch Neues in Sachen Co-Pilot zu berichten. Richard Jeitler muss berufsbedingt eine Auszeit nehmen. Vollwertiger Ersatz war aber rasch gefunden:
„Ich fahre dieses Jahr mit Bernhard Ettel, der sicher einer der international routiniertesten österreichischen Co-Piloten ist, nicht nur aufgrund seines IRC-Jahres mit Franz Wittmann jun. Die erste Zusammenarbeit, sozusagen als Leih-Co, bei der Maribor-Rallye im letzten Jahr hat so gut geklappt, dass ich mir nur das Beste erwarte.“
Welches Ziel gibt’s nun für den verspäteten Saisonauftakt im Lavanttal?
„Ich bin immerhin Titelverteidiger, damit ist die Vorgabe schon gegeben. Wir werden sicher von Beginn an volle Attacke gehen und sehen, was die Konkurrenz macht. Die Veranstaltung ist enorm anspruchsvoll und ganz ohne Fehler wird es bei niemandem abgehen. Damit ist die Frage der Fehlergröße gegeben.“
Titelverteidigung das große Ziel von Michael Kogler
Gleich zwei Championate haben die regierenden Diesel-Meister Michael Kogler/Roland Rieben im Auge. Im Vordergrund steht natürlich die erfolgreiche Titelverteidigung in der nunmehrigen Division IV der Staatsmeisterschaft, sprich bei den Dieseln. Andererseits gibt es erstmals einen Titel für zweiradgetriebene Fahrzeuge, bei denen auch ihr VW Scirocco punkteberechtigt ist.„Da Fiat sich wegen Diesel-Erfolgslosigkeit anderweitig orientiert, werden neue Teams auftauchen. Wobei zu bemerken ist, dass in den eigenen VW-Diesel-Reihen genügend Konkurrenz auf meinen Sohn Michael wartet, die vor dem ersten Meisterschaftslauf im Lavanttal noch schwer einzuschätzen ist“, so Vater Gottfried Kogler, der ab 2010, gemeinsam mit Gerhard Hofbauer die Leitung des VW Rallye Team Austria übernommen hat.
Kogler weiter: „Es ist also ganz gut, dass es jetzt auch diese längst überfällige Klasse für alle zweiradgetriebenen Autos in der Meisterschaft gibt. Ohne unser auf dem Papier überlegenes VW Golf IV Kit Car ist dort alles so offen wie schon lange keine Meisterschaft mehr. Die vielen unterschiedlichen Autos machen diese Gruppe enorm spannend.“
Großer Umstieg für Daniel Wollinger
2009 war der Südoststeirer Daniel Wollinger aus Lasnitzhöhe der Mann, den es in der Meisterschaft für zweiradgetriebene Gruppe N-Autos zu schlagen galt. Bei den meisten Rallyes wurde sein Vorsprung auf die Konkurrenz am Ende weniger in Sekunden als in Minuten gezählt.Kein Wunder, dass der legendäre Talentescout und Teamchef von VW Motorsport Austria, Dr. Helmuth Czekal, auf ihn aufmerksam wurde. Man war sich recht rasch einig und so wechseln Wollinger und sein Co-Pilot Martin Kleibenzettl 2010 mit einem VW Scirocco in die Diesel-Klasse. Wo sie im Marken-Duell versuchen werden, ihren VW-Kollegen Kogler/Rieben das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Ganz einfach wird das sicher nicht, denn der Umstieg von Benzin- auf Dieselmotor ist aufgrund der völlig unterschiedlichen Charakteristik der beiden Aggregate ausgesprochen schwierig, wie sich in der Vergangenheit schon bei einigen Piloten gezeigt hat. Wollinger ist sich dessen bewusst:
„Von Anfang an mit einem Piloten wie Michael Kogler mitzufahren, der das Dieselfahren im Blut hat, wird wohl kaum möglich sein. Für das Lavanttal ist jetzt einmal das Ziel, unter die ersten drei zu kommen. Spätestens nach der Hälfte der Saison werden wir das Defizit aber wohl aufgearbeitet haben. Wobei ich natürlich insgeheim schon auf den zweiten Lauf, die Bosch Super plus-Rallye schiele. Ich hoffe, das ist nicht allzu vermessen.“
Kris Rosenbergers Comeback mit Porsche als „Hofbauer-Werkspilot“
Nachdem sich der bisherige Werkspilot der Firma Hofbauer, Hannes Danzinger, 2010 anders orientiert, ergaben sich bei einem der am engsten mit dem österreichischen Rallyesport verbundenen Autohäuser Österreichs, der Firma Hofbauer, freie Kapazitäten. Es traf sich also gut, dass mit Kris Rosenberger ein alter Bekannter wieder in den Rallyesport zurück strebte, nachdem er 2009 mit Ausnahme eines kurzen Einsatzes im Jänner abstinent geblieben war.„Es hat mir schon immer Spaß gemacht, historische Rallyeautos zu bewegen“, so Kris Rosenberger. „Insofern ist es natürlich besonders schön, ins Team eines guten Freundes und Rallye-Enthusiasten zurückkehren zu können, wo ich 2008 eine sensationelle Saison verbringen durfte.“
Einen Widerspruch zu VW gibt es natürlich nicht: „Ich fahre zwar einen Porsche Carrera RS, aber Porsche ist jetzt ja eine weitere Marke innerhalb der großen VW-Familie. Früher war Porsche so etwas wie ein Cousin von VW, jetzt ist sie ein adoptiertes Kind. Der Urvater ist bei beiden derselbe, wie man weiß.“
Nachdem er in der Vergangenheit schon einzelne Einsätze mit historischen Autos bestritten hat, steht nun erstmals eine komplette Meisterschafts-Saison auf dem Programm:
„Der Sieg zu Saisonbeginn bei der 100er-Rallye im Lavanttal war ein hervorragender Test. Ich fühle mich trotz des ungewohnten Antriebs mit dem Heckmotor sehr wohl und kann die Einstufung als großer Titelanwärter wohl nicht so einfach von mir weisen. Schade nur, dass die Schneebergland-Rallye im Sommer nicht zur Historic-Meisterschaft zählt. Gerade Schotter hätten meinem Porsche, meiner Copilotin und mir unheimlichen Spaß gemacht."
"Einige Leute sprechen schon von einer gemähten Wiese für mich und meiner Dame am heißen Sitz, Tina-Maria Monego, aber ich bin da etwas vorsichtiger. Historisch bin ich ja nach wie vor Anfänger. Aber ich freue mich schon sehr, wenn es endlich los geht. Vor allem mit einer Veranstaltung wie der BP ultimate-Rallye, wo das fahrerische Element ganz klar die Oberhand über die reine Technik hat.“
Zusätzlich plant Kris Rosenberger auch das Antreten bei dem einen oder anderen Lauf zur historischen Rallye-Europameisterschaft.