Rallye-ÖM: Castrol-Rallye | 26.05.2010
Es wird wieder spannend
Mit zwei Siegen gilt Baumschlager als Top-Favorit, doch der Oberösterreicher stapelt tief. Aigner ist wieder fit, der Kreis der Podiumsanwärter groß.
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Die sportliche Ausgangsposition ist klar: Raimund Baumschlager hat sich mit seinen Siegen bei den ersten zwei ÖM-Läufen, im Lavanttal bzw. Pinggau, selbst in die Rolle des Gejagten manövriert. Der Staatsmeister hat mit der Castrol-Rallye noch eine Rechnung offen. Letztes Jahr hat er hier seinen ersten Matchball zum Titelgewinn vergeben. Nach einem Regelverstoß gab er freiwillig auf. Auch vor der heurigen Auflage stapelt er tief.„Besonders durch den Rundkurs in Judenburg, wo immer eine Menge Zuschauer sind, zählt die Castrol-Rallye zu den attraktivsten in Österreich. Trotzdem wäre ich mit einem Stockerlplatz schon zufrieden.“ Warum er sich nicht zu den Top-Sieganwärtern zählt, erklärt er so: „Ich fürchte, dass ich auf den langen Bergauf-Tempostücken von der Endgeschwindigkeit her mit meinem S2000-Skoda gegen die bärenstarken Mitsubishis keine Chance haben werde. Trotzdem könnte ich mit einer fehlerfreien Fahrt am Ende meine Chance haben. Mit zwei Saisonsiegen habe ich ja meine Hausaufgaben auch bisher ganz gut gemacht.“
Baumschlagers Jäger kommen in erster Linie aus dem Mitsubishi-Lager. Dass einer davon überhaupt bei der Castrol-Rallye dabei sein kann, verdankt er einer Menge Glück, aber auch dem Beweis, dass die Rallye-Autos ihren Piloten eine unglaubliche Sicherheit bieten. Nach seinem bösen Crash bei der Bosch-Rallye hat Andreas Aigner vom MCC Team sowohl seinen Mitsubishi Lancer Evo X als auch seinen Körper wieder auf Touren gebracht. Im Lavanttal kostete den PWRC-Weltmeister ein einziger Fehler den Sieg.
In Judenburg startet der junge Steirer einen neuen Anlauf, um Baumschlager zu bezwingen. Obwohl er die Prüfungen rund um Judenburg nicht kennt. „Ich bin fit und voll motiviert“, sagt Aigner, der Baumschlagers Theorie von einem Kräftenachteil nicht ganz nachvollziehen kann. „Das wäre die erste Rallye, wo ich dabei bin, wo ein S2000 keinen Vorteil gegenüber einem Gruppe-N-Auto hätte.“
Patrick Winter hantelt sich in Ermangelung ständiger Geldgeber von Rallye zu Rallye und vermag trotzdem immer zu überzeugen. Der 23-jährige Oberösterreicher zählt zu den Wildesten und Talentiertesten im Zirkus. Mit Platz drei zum Saisonauftakt und Rang zwei zuletzt in Pinggau hat er dies eindrucksvoll bestätigt. In Judenburg steht Winter wie zum Saisonstart mit einem Mitsubishi Evo IX des ungarischen Dynamic Rallyeteams am Start.
Castrol sprang diesmal als Hauptsponsor ein. „Dafür bin ich sehr dankbar“, erklärt Winter, der sich mit einem weiteren Podestplatz erkenntlich zeigen möchte. „Und natürlich will ich durch eine neuerliche Top-3-Platzierung Werbung für mich machen, denn nach der Castrol beginnt sofort die mühsame Suche nach einem Sponsor für den nächsten Lauf.“
Ebenfalls im Mitsubishi Evo IX, allerdings mit weit stabilerem finanziellen Background, ist heuer Beppo Harrach in die Meisterschaft gestartet. In Kärnten schrammte er knapp am Podest vorbei, bei der Bosch-Rallye kostete ihn ein Turbolader-Problem knapp vor Schluss den bereits sicher scheinenden zweiten Platz. „Ich bin aber trotzdem glücklich, weil wir gesehen haben, dass wir den Abstand zur Spitze, der zum Saisonauftakt noch relativ groß war, zuletzt um einiges verringern konnten.“
In der Meisterschaft liegt der Brucker auf dem dritten Gesamtrang. An die Castrol-Rallye hat er nur gute Erinnerungen: „Jedes Mal wenn ich dabei war, bin ich in meiner Wertung auf dem Stockerl gestanden.“ 2004 hat er sie sogar gewonnen. „Da sind wir aber noch in Althofen in Kärnten gefahren.“
Noch nicht ganz so rund läuft es im VW-Lager für Andreas Waldherr. Dementsprechend heiß wäre der Polo-S2000-Pilot bei der Castrol-Rallye auf einen Spitzenplatz. „Die Entwicklung des neuen Polo S2000 liegt ganz allein bei uns in Österreich“, sagt Waldherr, „und da hab' ich leider bisher kein glückliches Händchen bewiesen. Das Setup passt einfach noch nicht. Aber für die Castrol-Rallye haben wir ein neues Fahrwerk bekommen. Mal sehen, wie's damit ausschaut. Günstig wäre für uns sicher Regen, da sind wir an den Mitsubishis dran. Mit Raimunds Skoda, so ehrlich muss man sein, ist unser Auto kräftemäßig nicht vergleichbar.“
In dieselbe Kerbe schlägt Manfred Stohl, dessen Erdgas-S2000-Peugeot ebenfalls seine Power noch nicht ganz ausspielen konnte. In Judenburg ist Stohl wieder mit seinem Original-Auto und seiner WM-erfahrenen Copilotin Ilka Minor unterwegs. Zuletzt in Pinggau musste er auf einen geborgten Boliden aus Polen zurückgreifen, weil sein Peugeot beim IRC-Lauf auf Gran Canaria im Kunden-Einsatz war.
Ilka Minor war beim WM-Lauf Neuseeland engagiert und wurde bei der Bosch-Rallye von der fehlerfreien Tina Maria-Monego ersetzt. Fehlerfrei war auch Stohl unterwegs: „Das Auto hat sich gut angefühlt, und auch ich habe mich gut gefühlt. Trotzdem waren wir nicht an der Spitze dran. Deshalb haben wir viel zum Analysieren gehabt. Ich denke aber, wir haben einiges gefunden, das uns optimistisch stimmt.“
Im Kampf um die Top-10 im Gesamtklassement der Castrol-Rallye sind eine Reihe von Piloten zu nennen. Der Wiener Mario Saibel im Mitsubishi Lancer Evo X ist das zweite heiße Eisen des MCC Teams. Der St. Pöltner Reinhard Pasteiner im Bioethanol Mitsubishi Lancer Evo IX holte zuletzt mit Platz acht sein bestes Karriere-Ergebnis in seiner erst zweiten Rallye-Saison. Und Routinier Willi Stengg, aus dessen Schmiede auch Pasteiners Gefährt kommt, machte im Subaru Impreza WRX bislang durchaus gute Figur. Ebenso wie der Niederösterreicher Gerwald Grössing im Mitsubishi Evo IX, zuletzt Siebenter sowohl in Wolfsberg als auch in Pinggau.
Beachtenswert ist sicher auch die Startnummer 23. Der Ex-Rallyecross-Staatsmeister und Vize-Europameister des Jahres 1982, Walter Mayer, kommt mit einem Mitsubishi Evo IX heuer zu jenem Einsatz, den ihm Castrol eigentlich schon im Vorjahr ermöglichen wollte. Damals machte ihm jedoch ein Reitunfall einen Strich durch die Rechnung. An Mayers Seite sitzt mit Harald Gottlieb ebenfalls ein motorsportliches Urgestein.
Weitere Infos zu Castrol-Rallye folgen laufend!