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Rallye-ÖM: EXKLUSIV

„Die OSK soll den Rallyesport an einen Fachverband delegieren“

Nach seiner Kritik wollte Sepp Pointinger etwas Konstruktives in die Diskussion um den heimischen Rallyesport einbringen – sein Vorschlag: Ein Fachverband, von der OSK beauftragt…

Nach den kritischen Äußerungen, welche der bei der Obersten Nationalen Sportbehörde (OSK) zurückgetretene Fahrervertreter der Historischen Josef Pointinger gemeinsam mit Kurt Göttlicher im Rahmen eines motorline.cc-Interviews getätigt hatte, wandte sich Pointinger nun erneut an uns: Er habe sehr viel Resonanz innerhalb der Rallyeszene erhalten, wolle nun aber nicht mehr nur kritisieren und anklagen, sondern einen Vorschlag, eine Idee unterbreiten, einen Denkanstoß geben – dafür räumen wir gerne den nötigen Platz ein…

Nach Deinem Rücktritt und dem motorline.cc-Interview gab es doch einige Unruhe in der Szene - wie siehst Du das?

Ich glaube, es war an der Zeit, Punkte anzusprechen, die einigen Aktiven am Herzen lagen.

Was hat sich bei Dir in der Zwischenzeit getan?

Ich bekam viele Anrufe und Emails. Auch wurde ich persönlich angesprochen. Der Grundtenor: Von ‚Super!‘ über ‚Das war schon längst fällig!‘ bis ‚Sensationelles Interview!‘ war alles dabei.

Gab es auch Kontakt zur OSK?

Nein, gab es keinen, wie ich gehört habe wurde das Ganze aber nicht mit Freuden aufgenommen.

Was könnte man Deiner Meinung nach machen, um dem Rallyesport neue Impulse zu versetzen?

Grundsätzlich bin ich der Meinung: Nur schimpfen und herumnörgeln ist nicht zielführend. Wenn jemand meine Arbeit kritisiert, frage ich mich auch wieso und warum. Wenn ich finde, dass derjenige im Recht ist, muss ich an meiner Arbeitsweise etwas ändern.

Aus diesem Grund habe ich mir einige Gedanken gemacht, wieso der Rallyesport in Österreich so ist wie er ist und was man eventuell daran ändern müsste oder könnte, um dem Sport neue Impulse zu verleihen.

Wie schauen diese Gedanken aus?

Da lasse ich meinen Gedanken mal freien Lauf - auch auf die Gefahr hin, dass man sagt, ich müsste ‚wo angrennt‘ sein, das wäre nicht das erste Mal.

Der Rallyesport vegetiert seit Jahrzehnten dahin und bis jetzt ist es keinem gelungen, den Rallyesport dort zu positionieren wo er hingehört. In die Köpfe der Leute, die etwas zu sagen haben und für die der Rallyesport auch eine Herzensangelegenheit ist.

Die OSK ist weder ein Förderverein noch die Interessensvertretung der Rallyefahrer bzw. Veranstalter. Aus diesem Grund wäre es an der Zeit, eine solche zu schaffen und das kann nur ein Fachverband sein. Einem solchen muss es auch möglich sein, als vollwertiges Mitglied in der BSO aufgenommen zu werden, um einerseits als Sport auch anerkannt zu sein und andererseits auch am Förderungskuchen etwas mitnaschen zu können.

Was wir brauchen ist eine starke Lobby über einen Fachverband der sich um die Belange des Rallyesports annimmt, vermarktet , nach außen hin vertritt und nicht nur Vollstrecker von FIA Bestimmungen ist.

Einen Fachverband, der den österreichischen Rallyesport fest im Griff hat , wo es keine Extratouren und Eigenmächtigkeiten gibt und der auf unsere Anliegen eingeht. Wo alle Beteiligten, vom Veranstalter über Fahrer auch die Sportbehörde etc. an einem Strang ziehen, miteinander Entscheidungen treffen und diese auch anerkennen und einhalten.

Wie soll das gehen - mit oder ohne OSK?

Das sollte mit der OSK geschehen, es gibt ja dort auch kluge Köpfe - warum sollte man auf die verzichten? Grundvoraussetzung ist eine Verlagerung der Kompetenzen und der Verantwortung.

Ist das möglich?

Ich sag mal, ja. Im ISG der FIA kann man im Kapitel I unter allgemeine Grundsätze folgendes nachlesen:

‚5. Delegation der sportlichen Vollmachten: Jeder ASN hat das Recht, die sportlichen Vollmachten, die ihm durch das vorliegende Gesetz zugeteilt sind, einen oder mehreren anderen Clubs seines Landes ganz oder teilweise zu delegieren, jedoch nur mit vorheriger Zustimmung der FIA.‘

Das heißt: Die OSK könnte nach erfolgter Zustimmung der FIA die sportliche Vollmacht, in diesem Fall für den Rallyesport an einen Verband weitergeben?

So sehe ich das.

Wie könnte das in der Praxis aussehen?

Schaffung eines Verbandes mit dem Ziel: Verbesserung der Bedingungen für alle Beteiligten (Fahrer, Veranstalter, Funktionäre etc) und Aufnahme in die BSO. Dazu bedarf es auch der Schaffung von Landesverbänden, mit etwas gutem Willen und Einsatzbereitschaft sollte das machbar sein.

Wie sollte sich dieser Verband zusammensetzen?

Könnte ich mir so vorstellen: Ein Präsident, der sich um das Amt bewirbt und vom Verband (bzw. Landesverbänden) gewählt wird soll den Rallyesport nach Außen repräsentieren, über gute Kontakte zu Wirtschaft, Politik etc. verfügen und auch bei Bedarf finanziellen Rückhalt bieten können.

Ein Vorstand, der sich aus jeweils einem Vertreter der Fachgruppen zusammensetzt. Was der Vorstand beschließt, ist Sache.

Folgende Fachgruppen (Arbeitsgruppen) erarbeiten Lösungen und Vorschläge, die dem Vorstand zum Beschluss vorgelegt werden: Technik, Reglement, Veranstalter (alle, ÖRM und Challenge an einem Tisch, die müssen zusammenarbeiten), Fahrervertreter, Industrie/Wirtschaft, Medien, Ombudsmann.

Weiters Untergruppen (Ansprechpartner) für die „Modernen“, die „Historischen“ und auch Aufnahme der „Gleichmäßigen“. Es wäre ganz wichtig, auch die Regularityfahrer in den Verband aufzunehmen. Gerade hier gibt es eine interessante Klientel, die durch ihre Beziehungen und ihren gesellschaftlichen Stellenwert für den Rallyesport von höchster Wichtigkeit sein kann. Wenn man dieser Gruppe eine Art von „zu Hause“ bieten kann, kann das nur förderlich für den Verband sein.

Welche Aufgaben soll die OSK übernehmen?

Grundsätzlich könnte der Verband eine Art Außenstelle, ein Ersatz für das Rallyekollegium sein. Der Verband ist die Rallyesportbehörde - von Ihm gehen die Regeln aus, er hat die sportliche Vollmacht und trägt die sportliche Verantwortung.

Durch die Ausgliederung von der OSK sollten Regelabänderungen vereinfacht werden, da man sich dort sehr der FIA verpflichtet fühlt. Der Fachverband wäre dann Kunde bei der OSK, diese agiert als Dienstleister für den Verband und ist das Bindeglied zur FIA.

Es gibt Meinungen, dass wir uns dann möglicherweise von der Außenwelt isolieren.

Diese Meinung teile ich nicht. Schau Dir nur unsere Nachbarstaaten an - da läuft auch nicht alles FIA konform und da gibt es einige, die haben einen wesentlich besseren Stand in der FIA.

Im Gegenteil: Man muss aufpassen, dass man sich nicht von den eigenen Kunden isoliert. Zum Beispiel die Jänner-Rallye 2012 wird ein EM Lauf, 2011 hatte diese Rallye 64 österreichische Starter. 71 Prozent davon fuhren mit Autos, deren Homologation abgelaufen ist (Gruppe H und Historisch). Also Fahrzeuge, die bei einem EM-Lauf nicht startberechtigt sind - da braucht man eine Sonderregelung. Soweit zum isolieren.

Warum sollte man sich für diese Idee begeistern?

Ich glaube, jedem von uns liegt etwas am Rallyesport - sonst wären einige von uns nicht schon seit Jahrzehnten dabei.

Wenn man „Rallye-Österreich“ vergleicht mit einer Firma, kommt man zu folgendem Schluss: Die Firma gibt es seit ewiger Zeit, es geht alles seinen gewohnten Weg, der Umsatz plätschert dahin, die Mitarbeiter verrichten teilnahmslos, unmotiviert ihre Arbeit, der Chef schaut von Zeit zu Zeit vorbei und gibt entbehrliche Statements ab, rundum sind alle zufrieden. Es läuft ja eh.

Nun wäre es an der Zeit, dass einer aufsteht und sagt: ,Hallo, wir haben die freie Marktwirtschaft, bringen wir doch den Laden auf Vordermann, machen wir einen Vorzeigebetrieb daraus, sodass die Kunden wieder gerne zu uns kommen und unsere Produkte auch gerne kaufen.

Und was soll man in dem Laden umkrempeln?

-Schaffung eines Verbandes mit einer starken Führungspersönlichkeit.

-Aufnahme in die BSO (sollte bei der Vermarktung und Präsenz nach Außen was bringen, auch finanziell sicher kein Nachteil)

-„Spielregeln“ überarbeiten und unseren Anforderungen anpassen (nicht alles, was von der FIA kommt ist brauchbar und bedingungslos umsetzbar)

-Schaffung von Fachgruppen, in welchen brauchbare Vorschläge/Änderungen erarbeitet werden.

-Pressebetreuer, eine eigene Pressestelle, die informiert und gegebenenfalls auf Meldungen von außen reagiert. Eine „Vogel Strauß-Politik“ ist noch nie gut angekommen.

-Ombudsmann, als Anlaufstelle für Wünsche, Anregungen, Beschwerden etc. - alle Beteiligten brauchen einen kompetenten Ansprechpartner.

-Vermarktung wirtschaftlich und medial. Wirtschaftlich: In Österreich gibt es hunderte Firmen, die als Zulieferer für die Autoindustrie arbeiten. Wie viele davon haben etwas mit Motorsport am Hut? Wenn es uns gelingt, nur einen Bruchteil davon für den Rallyesport zu interessieren, wäre das ein Riesenerfolg. Medial: Auch medial lässt sich der Rallyesport besser verkaufen, aber da muss man halt auch dahinter sein.

Und dann gäbe es noch einiges mehr…

Wer soll das alles machen?

Wie gesagt: Das sind die Gedanken, die ich mir zum österreichischen Rallyesport gemacht habe. Es soll ein Denkanstoß sein. Wenn es gelingt, einige kluge Köpfe und Entscheidungsträger an einen Tisch zu bringen und diese Gedanken mal von verschiedenen Seiten zu beleuchten, wäre das ein kleiner Teilerfolg. Dass daraus etwas wird, kann man nur im Sinne des Rallyesports hoffen.

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