Rallye: Exklusiv | 07.02.2011
„Wäre die Leitschiene seitlich eingedrungen, hätte Kubica nicht überlebt“
Kubica-Beifahrer Gerber verlangt mehr Schutz an der Front von Rallyeautos. Manfred Stohl widerspricht und verweist auf die besondere Tragik des Unfalls.
Der schreckliche Unfall von Robert Kubica hat sowohl die Formel 1- als auch die Rallye-Welt schwer erschüttert…
Auch Manfred Stohl, der Vierte der Rallye-WM 2006, erklärt im Gespräch mit motorline.cc: „Das war ein sehr unglücklicher, sehr heftiger Unfall. Wenn einmal das Getriebe herausgerissen wird, dann weiß man, dass der Aufprall ganz besonders heftig war. Man kann nur hoffen, dass Robert Kubica wieder komplett gesund wird.“
Bei dem Crash hat sich eine freistehende Leitplanke durch die Front des Skoda Fabia S2000 gebohrt und dabei Kubica die schweren Verletzungen zugefügt.
Jacub Gerber, der Co-Pilot von Robert Kubica, der den Unfall ohne Verletzungen überstanden hat, übt nun gegenüber der Gazzetta dello Sport Kritik an der Bauweise der Rallyeautos. „Wir sollten keine Autos mit so wenig Schutz an der Front haben“, sagt Gerber. Und: „Der Verband sollte sich etwas einfallen lassen, um das Cockpit zu schützen.“
Manfred Stohl kann diese Meinung nicht teilen: „Rallyeautos sind vor allem an der Seite sehr sensibel – im Normalfall ist ein frontaler Aufprall wesentlich ungefährlicher als ein seitlicher.“
Und: „Man könnte auch sagen, dass Robert Kubica Glück im Unglück hatte – wäre die Leitschiene auf seiner Seite durch die Fahrertüre ins Auto eingedrungen, hätte er den Unfall nicht überlebt.“
Für Stohl besteht kein Handlungsbedarf seitens der Obersten Sportbehörde FIA: „Die Rallyeautos bieten bei einem frontalen Aufprall, beispielsweise gegen einen Baum, normalerweise ausreichend Knautschzone an.“ Eine Art Karbon-Cockpit, wie es in der Formel 1 zur Anwendung kommt, kann sich Stohl nicht wirklich vorstellen.
Dass eine freistehende Leitplanke ins Auto eindringt, sei höchst ungewöhnlich. Dass die Leitplanken an der Unfallstelle unterbrochen waren, wodurch der bizarre Unfall erst möglich wurde, hat Jacub Gerber ebenfalls kritisiert: „Diese Öffnung macht keinen Sinn.“
Stohl sagt dazu: „Es ist das Wesen des Rallyesports, dass am Streckenrand mitunter gefährliche Elemente stehen. Wir fahren schließlich auf öffentlichen Straßen.“
Zugleich ist Stohl klar: „Nach so einem Unfall hast du immer eine Sicherheitsdebatte. Doch ein gewisses Risiko wird in unserem Sport immer bestehen bleiben.“