
Treffen der Gr. B-Legenden | 05.09.2013
Zehn Gruppe B-Wagen am Salzburgring
Gleich zehn legendäre Rallye-Monster aus den Achtzigern werden am Salzburgring im Rahmen des Gruppe B-Festivals am Start sein.
Das Gruppe B-Festival, das im Rahmen des Salzburger Sportwagenfestivals erstmals zahlreiche Besucher an den Salzburgring locken wird zählt sicherlich zu den Highlights des heurigen Jahres für die Liebhaber alter Rennwagen. Gleich zehn Gruppe B, sowie drei Gruppe 4-Boliden werden zu bestaunen sein.
Vor allem die Wagen der legendären Epoche der superschnellen Gruppe B-Ära sind heute eine Seltenheit. Das weitläufige Reglement kannte fast keine Grenzen und so wurde es zu technischen Spielwiese für die damaligen Hersteller. Fahrzeuge mit mehr als 500 PS donnerten damals über die Rallyepisten, der höllische Sound der Turbo-Motoren sorgt auch heute, 30 Jahre nach dieser goldenen Ära des Rallyesports noch für Gänsehaut.
Walter Röhrl wird einen Audi Quattro S1 E2 pilotieren. Er konnte damals den einzigen Sieg mit dem sogenannten „Flügelmonster“ erringen. Er wurde nur wenige Male eingesetzt, denn der verheerende Unfall bei der Portugal-Rallye 1986 führte zum sofortigen Ausstieg von Audi aus der Saison und ein Jahr darauf, kamen die „braven“ Gruppe A-Wagen zum Einsatz.
Mit einer Leistung von bis zu 600 PS und dem Frontmotorkonzept, das den Gegnern fast schon aussichtslos unterlegen war, da diese bereits seit Jahren auf Mittelmotor-Wagen setzten, schaffte Röhrl in San Remo das Unfassbare und konnte den S1 seinen ersten und einzigen Sieg bescheren. Noch heute fasziniert die schiere Kraft, die der unverkennbar klingende Fünfzylinder-Motor entwickelt.
Ebenfalls zu sehen sein wird ein Audi Sport Quattro S1, der Vorgänger des mit Spoilern verbauten Audi Quattro. Der „Kurze“, wie er im Volksmund genannt wurde, war die Antwort Audis auf die immer stärker werdende Konkurrenz aus dem Hause Peugeot und Lancia. Der Radstand wurde im Vergleich zum Vorgänger verkürzt und der Motor leistete an die 500 PS. Fahren wird dieses wiederaufgebaute Originalfahrzeug sein jetziger Besitzer, Roger Loetzner. Auch heute noch ist die Straßenversion, der Audi Sport Quattro eines der begehrtesten Fahrzeuge der Marke. Es wurden nur 200 Stück für die erforderliche Homologation gebaut und so erreichen diese Wagen Verkaufspreise eines großzügigen Einfamilienhauses in bester Lage.
Die Quattro-Historie wird abgerundet von einem originalen Audi Quattro A2, der im Jahre 1984 mit Stiq Bloomqvist am Steuer den zweiten Fahrer-Weltmeistertitel nach Ingolstadt holen konnte. Mit 400 PS Leistung und der noch langen Karosserieform, die dem Straßenmodell ähnelt, gehört er zu den bekanntesten und erfolgreichsten Rallyewagen der Geschichte. Pilotiert wird dieses Fahrzeug von Peter Pichler, der selbst in der Rallye-Zeit von Audi in der Werksmannschaft als Mechaniker tätig war.
Auch ein Ford RS 200 wird am Salzburgring zu bestaunen sein. Das Mittelmotor-Auto war zwar bei seinem Erscheinen im Jahre 1986 der Wagen, der die meisten Technikspielereien vorweisen konnte, doch seine zu geringe Motorleistung vereitelte den Kampf um einen Gesamtsieg eines Rallye-Weltmeisterschaftslaufes. Das Fahrzeug befindet sich im Besitz von Bernd Wohlschläger, der auch das vielgelobte Fahrverhalten des RS 200 demonstrieren wird.
Gleich zwei Lancia Delta S4 werden sich in Salzburg einfinden. Der Delta S4 gilt als ein äußerst brutales, schwierig zu fahrendes Derivat der Gruppe B-Ära. Ausgestattet mit einem Kompressor, sowie einem Turbolader sorgte der Gitterrohrrahmen-Lancia für Beschleunigungswerte, die selbst heutige Supersportwagen alt aussehen lassen. Sein infernalischer Sound und das „heulen“ des Turbo-Laufzeugs werden die Fans von damals wohl nie vergessen. Traurige Berühmtheit erlangte der S4 durch den Unfall von Henri Toivonen, er und sein Beifahrer verloren in einem Delta S4 ihr Leben. Beide Fahrzeuge befinden sich im Besitz des schweizer Bergrallye-Piloten Bruno Ianiello, eines davon wird „Raketenbruno“ selbst fahren, das andere wird pilotiert von Hans Schori.
Auch der Vorgänger des Delta S4, der Lancia 037 Rally, wird vor Ort zu bestaunen sein. Er war eine Übergangslösung, bevor mit dem Delta auch für Lancia die Turbo-Allrad-Arä begann. Der 037 verfügt über Hinterradantrieb und einem Kompressormotor. Seine flach geduckte, sehr breit wirkende Karosserie sowie die Martini-Lackierung machten ihn zu einem der schönsten Rallyeautos aller Zeiten. Zwar war mit diesem Konzept kein Weltmeistertitel mehr zu holen, aber die geniale Leichtbaukonstruktion mischte sehr erfolgreich die allradgetriebene Konkurrenz auf. Vor allem bei Asphalt-Rallyes konnte die italienische Flunder ihr ganzes Potenzial ausspielen. Bewegen wird es sein jetziger Besitzer Franz Wunderlich.
Gottfried Traintinger, bekannt aus der österreichischen Rallyeszene, wird seinen Opel Manta 400 an den Start bringen. Der Manta war der Nachfolger des erfolgreichen Ascona 400. Die Zahl 400 ergibt sich aus der Stückzahl, die für die Homologation des Wagens notwendig war. Der Manta galt wie auch sein Vorgänger als robust und zuverlässig. Zahlreiche Privatfahrer setzten den Manta sehr erfolgreich in WM-Läufen, sowie in nationalen Meisterschaften ein. In Österreich sorgte damals Sepp Haider mit seinen spektakulären Ritten auf dem Manta 400 für Aufsehen.
Einen Toyota Celica Twin Cam Turbo wird der deutsche Gerd Dicks nach Salzburg bringen. Die Celica wurde 1983 als Gruppe B-Wagen homologiert. Lediglich mit Hinterradantrieb ausgestattet, blieben große Erfolge jedoch aus, nur bei Marathon-Bewerben wie der Safari-Rallye erwies sich der Toyota als erfolgreich, da die robuste Technik die Fahrer selten im Stich ließ und die hochgezüchteten Technik-Monster der Konkurrenz oft nach kurzer Zeit am Straßenrand parkten, während die bei europäischen Rallyes chancenlose Celica ohne Probleme selbst tausende Kilometer abspulte.
Eines der erfolgreichsten und seltensten Autos der Gruppe B wird ebenfalls am Salzburgring für Aufsehen sorgen. Ein Peugeot 205 Turbo 16 Evo 2. Dieses Auto war über Jahre der größte Konkurrent der Quattros und konnte zwei Mal die Fahrer-WM nach Frankreich holen. Er galt als das am leichtesten zu fahrende Auto dieser Ära, hatte einen kraftvollen, kleinen Motor und war egal auf welchem Terrain siegfähig. Erich Müller wird den Peugeot in Salzburg bewegen und an die Zeit erinnern, als ein gewisser Jean Todt selbst am Beifahrersitz eines 205 die Rallye-Weltmeisterschaft bestritt.
Drei Gruppe 4-Fahrzeuge werden das Feld abrunden. Johannes Huber wird den Wittmann/Röhrl-Porsche RS an den Start bringen. Wie schon im Namen erkennbar wurde das Auto in der Glanzzeit des Rallyesports von diesen zwei Ausnahmetalenten bewegt. Gustavo Farias wird eine Renault 5 Turbo an den Salzburgring bringen. Der kleine Renault, der als mörderisch zu fahren galt, wurde vor allem durch den Franzosen Jean Ragnotti berühmt, der mit diesem Auto wahre Wundertaten vollbrachte. Mit einer „blauen Flunder“ kommt Jürgen Clauss zum Gruppe B-Festival. Die Renault Alpine war das Rallyeauto der Siebziger-Jahre, ehe sie vom Lancia Stratos abgelöst wurde. Die 170 PS ihres Heckmotors in Verbindung mit einer Kunststoffkarosserie ließen damals noch ungeahnte Fahrmanöver zu. Die Alpine war das erste Auto, mit dem man die Kurven schneller fahren als denken konnte.