
Rallye-WM: News | 13.01.2014
„Die Fahrer, die aktuell gewinnen, sind gut“
Marcus Grönholm über seine Zeit in der Rallye-Weltmeisterschaft und warum Citroen und Sebastien Loeb in den letzten zehn Jahren das Geschehen dominieren konnten.
In den vergangenen zehn Jahren kam der Rallye-Weltmeister immer aus Frankreich. Sebastien Ogier folgte auf Rekord-Champion Sebastien Loeb. Das war aber nicht immer so, denn in den vergangenen drei Jahrzehnten spielten die Skandinavier eine große Rolle. Tommi Mäkinen, Juha Kankkunen, Timo Salonen, Stig Blomqvist, Hannu Mikkkola, Ari Vatanen, Björn Waldegard, Markku Alen, Petter Solberg und Marcus Grönhom lauten die klingenden Namen der Weltmeister aus Finnland, Schweden und Norwegen.
Die Zeiten haben sich geändert. Mikko Hirvonen gelang nie der entscheidende Durchbruch und auch Jari-Matti Latvala wartet noch auf den großen Erfolg. Derzeit legt Ogier die Latte sehr hoch, aber auch der Belgier Thierry Neuville entwickelt sich zu einem Topfahrer. Bei der Rallye Finnland stand im vergangenen August kein einziger Finne auf dem Podest - und das bei einer der schwierigsten Rallyes im Kalender, wo Streckenkenntnis gefragt ist.
Hat sich der Rallye-Sport verändert und müssen die Skandinavier umdenken? "Ich habe mit den finnischen Fahrern gesprochen, die sagten, man benötige einen neuen Fahrstil, aber so ist es nicht", glaubt Grönholm, Weltmeister der Jahre 2000 und 2002. "Man muss herausfinden, was das Schnellste ist, aber es gibt keinen neuen Fahrstil", ist der Finne überzeugt. "Die Fahrer, die aktuell gewinnen, sind gut."
"Das könnte an einem besseren Aufschrieb liegen, vielleicht ist der finnische Aufschrieb nicht so gut. Bei mir hat es funktioniert. Ich weiß aber nicht warum. Jetzt ist es Ogier, vorher war es Loeb." Grönholm feierte seine größten Erfolge mit dem Peugeot 206 und konnte mit dem Nachfolgemodell 307 nicht ganz daran anschließen. Gegen Ende seiner Karriere scheiterte der 30-fache Sieger mit Ford zweimal knapp gegen Loeb im Titelkampf.
"Ja, aber das waren meine Fehler", sagt Grönholm im Rückblick. "Ich hatte die Chance zu gewinnen. 2006 habe ich um einen Punkt verloren und im letzten Jahr um vier Punkte. Aber da muss ich in den Spiegel schauen, es waren meine Fehler." 2006 und 2007 war M-Sport noch das Werksteam von Ford. Nun ist die Mannschaft von Malcolm Wilson ein Privatteam. "Es ist ein gutes Team. Als ich dorthin ging, kannte ich sie nicht. Es ist kein direktes Werksteam wie bei Peugeot."
"Malcolm hatte sein eigenes Team und Ford gab ihm das Budget. Aber alles war perfekt, wir haben hundertprozentig gearbeitet, haben getestet. Es gab keinen Grund zur Klage. Ich hatte dort eine gute Zeit, in der wir zwei Mal den Herstellertitel gewonnen haben. Ich schätze, dass sie heute ein geringeres Budget haben, aber das Auto ist immer noch gut." Mit Volkswagen und Hyundai haben zwei neue Werke die Bühne betreten.
Allerdings stieg Ford werksseitig aus und auch Citroen orientiert sich um. "Es gibt jetzt drei (Werks-, Anm. d. Red.)Teams, aber ich fürchte, dass Citroen nur noch in diesem Jahr fahren und dann auf die Rundstrecke gehen wird", glaubt Grönholm. "Ich weiß nicht, wie lange sie noch fahren, und dann haben wir wieder nur noch zwei Hersteller. Es ist nicht das gleiche wie 2000, als wir sieben oder acht hatten. Alle Teams hatten drei Fahrer, daher gab es viele Plätze für junge Fahrer. Jetzt ist es schwierig. Ich habe darauf aber keine Antwort."
Lediglich neun Stammfahrer werden in diesem Jahr bei allen 13 Rallyes am Start stehen. Manche Autos werden unter mehreren Piloten aufgeteilt. Grönhom hat derzeit kein Interesse an einem eigenen Team. "Ich denke nicht, dass ich dort an der richtigen Stelle wäre." Dafür könnte er wieder ins Lenkrad greifen, wenn sich die passende Situation ergibt, aber nicht in der WRC. "Ich hatte ein Angebot für die Safari-History, aber das kam sehr spät, sodass ich mich innerhalb einer Woche entscheiden musste."
"Ich konnte daher nicht dorthin gehen. Aber vielleicht... Ich werde aber bestimmt nicht wie andere mit 50 Jahren die Rallye Finnland fahren, denn nachdem ich dort gewonnen habe, würde es mir nicht gefallen, dort 14. oder 15. zu sein. Ich bewahre mir lieber die Erinnerungen an die Vergangenheit." Und was hätte Grönholm in der Vergangenheit anders gemacht, wenn er es ändern könnte? "Ich hätte manchmal nicht so viel sagen sollen."
"Wenn ich Probleme hatte, war ich immer sehr aufgeregt und habe schon einmal böse Worte gesagt. Aber ich konnte nichts dagegen machen. Heute sagen die Fahrer: 'Wir pushen, es ist okay.' Ich habe hingegen gesagt: 'Shit, das war nicht gut.' Aber die Leute sind unterschiedlich. Normalerweise rede ich nicht so viel, aber wenn ich unter Druck stand, Leistung bringen und Zeiten setzen musste, konnte ich recht schnell reden."