
Rallye: Kommentar | 07.07.2014
Streiten, streiten, streiten - bis endlich keiner mehr hinsieht…
Auch wenn die Berufung von Alfred Kramer abgewiesen wurde – der Streit nimmt kein Ende. Ob das jedoch dem Rallyesport hilft, möchten wir bezweifeln…
Schon vor zwei Wochen ungefähr lagen zwei Stellungnahmen von Alfred Kramer und Wolfgang Troicher vor – mit der dringenden Bitte, diese auf motorline.cc zu veröffentlichen. Sie wurden bereits auf der offiziellen Website der Kärnten-Rallye veröffentlicht.
Es geht um die Disqualifikation des Alfred Kramer bei der Kärnten-Rallye, weil dieser in einer falschen Rennklasse genannt hatte respektive die richtige Rennklasse vom Veranstalter nicht ausgeschrieben wurde.
Gegen diese Disqualifikation legte Kramer Berufung ein – bei der Berufungsverhandlung, die von einem unabhängigen, pensionierten Richter geführt wurde, stellte der Richter von Beginn an fest, dass die Disqualifikation völlig legal war, dass es also in der Sache keine Änderung geben werde, da die Fakten eine klare Sprache sprechen. motorline.cc hat bereits von der abgewiesenen Berufung berichtet…
Der Richter stellte aber auch sinngemäß fest, dass die Vorgehensweise rund um die Disqualifikation ein Armutszeugnis für alle Beteiligten, auch für die Vertreter der OSK gewesen sei. Tenor: Alle hätten Fehler begangen, keiner jedoch hätte etwas unternommen, um den drohenden Supergau zu verhindern.
In ihren Stellungnahmen erheben Kramer und Troicher schwere Vorwürfe gegen Dietmar Hinteregger, dem Vorsitzenden der OSK-Rallyekommission. Grob zusammengefasst geht es wohl darum, dass Kramer und Troicher dem Kommissionsvorsitzenden zumindest eine Mitschuld an dem Vorfall vorwerfen. In einer Mail habe er im Vorfeld dem ARC-Boss Folkrad Payrich mitgeteilt, dass die Klasse RC16 (in welcher Kramer hätte starten müssen) in der ARC respektive bei der Kärnten-Rallye nicht mehr zugelassen sei. Hinteregger jedoch erklärt, es habe sich um ein Missverständnis gehandelt, die Mail habe sich ausschließlich auf die Schneerosen-Rallye bezogen.
Kramer und Troicher beziehen sich zudem auf eine Aussage des Richters, wonach er, der Richter, Hinteregger nicht glauben würde, dass er nicht gewusst habe, dass Kramer ganz bewusst mit slowenischer Lizenz fahre, weil er so mit einem 34er-Restriktor in der RC16 fahren könne. Diese Naivität würde er, der Richter, Hinteregger quasi nicht abkaufen, erklärte der Richter dem Vernehmen nach. Zugleich verweist Hinteregger darauf, dass es nicht die Aufgabe des Kommissionsvorsitzenden sei, den Veranstalter darauf hinzuweisen, dass jene Klasse in seiner Ausschreibung fehlt, in welcher sein Lokalheld starten wolle...
Wie auch immer. Wolfgang Troicher hat ein Beschwerdeschreiben über Dietmar Hinteregger an den OSK-Präsidenten Univ. Prof. Dr. Dr. Harald Hertz gesendet. In seiner Stellungnahme schreibt Troicher: “Einzig und alleine sein Vorgehen (jenes von Hertz, d. Red.) in dieser Sache wird bestimmen, ob ich im Herbst wieder beginnen werde an einer neunten Auflage der JL-Rallye zu arbeiten.“ Schon während der Kärnten-Rallye hat Wolfgang Troicher in einem motorline.cc-Interview angedroht, es würde keine weitere Ausgabe dieser Rallye mehr geben, sollten Land und Sponsoren nicht mehr Unterstützung anbieten…
Und was ist jetzt die Quintessenz dieser leidigen Angelegenheit? Nun: Es ist eingetroffen, dass selbst wir, die wir uns mit dem Motorsport beschäftigen, von solchen Grabenkämpfen einfach nur genug haben. Wir bringen die Stellungnahmen von Alfred Kramer und Wolfgang Troicher, weil sie diesen Wunsch mehrfach und auch per Mail dezidiert geäußert haben. Dietmar Hinteregger wollte den Vorfall nicht kommentieren, deponierte lediglich, dass der Fall für ihn abgeschlossen sei und er auch keine Klagen gegen einen der Beteiligten in Erwägung ziehe. Es gäbe nun Wichtigeres zu tun für die Zukunft des heimischen Rallyesports…
Wir finden: Hier haben tatsächlich alle Beteiligten eine Mitschuld zu tragen – und es ist müßig, darüber zu streiten, wessen Schuld die Größere sei. Der ARC-Boss war offenbar für die Ausschreibung der Kärnten-Rallye verantwortlich, aber auch der Veranstalter selbst wusste stets über die Gegebenheiten seines großen Lokalmatadors Bescheid. Dass jetzt derjenige, in dessen Verantwortung die Ausschreibung lag, nämlich der Veranstalter, mehr oder weniger den Kopf von Dietmar Hinteregger fordert, ist nicht wirklich nachvollziehbar.
Es ist kein Geheimnis, dass in Kärnten die Menschen einander nicht nur liebhaben und dass Kramer/Troicher und Hinteregger alles andere als dicke Freunde sind. Der Hausverstand sagt: Mit diesem Wissen muss ich doppelt und dreifach auf meine Formalitäten achten – tue ich es nicht, bin ich selber schuld. Auch wenn die Rennklassen in den letzten Jahren zigmal geändert wurden: Als Fahrer sollte ich mich dafür interessieren, wo ich genannt habe – tue ich das nicht, überlasse ich die Nennung anderen, darf ich mich nicht wundern, wenn einmal etwas schief läuft.
Gut wäre also, wenn sich jeder an der eigenen Nase nehmen würde, bevor er den Kopf des anderen fordert.
Die Stellungnahmen von Alfred Kramer und Wolfgang Troicher finden Sie über das Menü rechts oben.