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Rallye: News

Das lebende Hindernis Röhrl

Reini Sampl und winterfahrtraining.at versteigerten vor Kurzem ein Fahrtraining mit dem zweifachen Rallye-Weltmeister, der mit seinen Schülern sichtlich zufrieden war.

Michael Hintermayer
Fotos: Roland Holitzky/Hintermayer

Ein Tag mit Walter Röhrl auf einem verschneiten Testgelände. Normalerweise muss man Besitzer eines Porsche sein und eine lange Wartezeit in Kauf nehmen, um sich diesen Traum verwirklichen zu dürfen. Wie schon vor einiger Zeit auf motorline.cc zu lesen war, hatte eine kleine Gruppe die Chance, sich unter die Fittiche des zweifachen Rallye-Weltmeister zu begeben und ein eintägiges Fahrtraining zu ersteigern. Die Idee dazu kam von Behindertensportler und Rallyepiloten Reini Sampl und dem Besitzer des Fahrtechnikgeländes winterfahrtraining.at, Franz Schiefer und stieß auf großes Interesse.

Der Erlös der Versteigerung kam einem Jungen zugute, der seit einem schweren Autounfall an einer Querschnittlähmung leidet. Es konnte genug Geld gesammelt werden, um sein Auto behindertengerecht umzurüsten und ihm ein wenig Mobilität zu schenken. Auch der Verfasser dieses Artikels ließ sich die Chance nicht entgehen, dem Walter, wie er allseits genannt wird, über die Schulter zu schauen, wenn er sein Wissen über die Kunst des Autofahrens bei winterlichen Verhältnissen weitergibt und begab sich dazu ins tief winterliche Thomatal.

Die Szenerie: Ein Ausweichmanöver bei 60km/h auf eisiger Fahrbahn. Direkt hinter dem Hindernis steht ein Mann, der sofort auffällt. Knapp zwei Meter groß, mit einem Funkgerät in der rechten Hand, leitet Röhrl das Training. In sicherer Entfernung findet sich neben ihm eine Gruppe von Menschen, von denen jeder ein Lächeln im Gesicht trägt, welches an ein Kind erinnert, das gerade vor einem Christbaum steht.

Auf die Frage, ob es nicht ein wenig gefährlich sei, sich genau hinter das Hindernis, welchem es auszuweichen gilt zu stellen, antwortete der mehrfache Sieger der Rallye Monte Carlo: „Schau, die Pylone nimmt doch keiner ernst. Da fahren die einfach drüber, aber den Röhrl niederfahren, das traut sich keiner.“

Trotz des Trainings nahm sich Walter Röhrl nach dem Mittagessen Zeit für ein kurzes Interview zum Thema Fahrsicherheitstrainings und schickte die versammelte Mannschaft kurzerhand eine halbe Stunde auf die Strecke um frei zu fahren und sich für den zweiten Teil „aufzuwärmen“.

Walter, was sind deine Gründe Fahrtrainings zu machen, um ungeübten Leuten das Fahren auf Eis und Schnee zu lernen und was hat dich dazu bewogen, Reini Sampl bei seiner Idee zu unterstützen, hier ein Training mit dir für einen guten Zweck zu versteigern?
„Der erste Grund ist, dass ich für einen Freund hier mitgemacht habe, der eine Fahrschule besitzt und mich gebeten hat, einmal dabei zu sein. Dann habe ich eine Mail von Reini Sampl bekommen, der mich gebeten hat einen Tag länger zu bleiben und damit einem Jungen zu helfen, der seit einem Unfall an einer Behinderung leidet. Da hab ich gesagt okay, für einen guten Zweck bleibe ich gerne einen Tag länger da. Ich bin zwar von Silvester bis vorgestern mit einer Grippe im Bett gelegen und jetzt stell ich mich da stundenlang in die Kälte raus, aber es gibt eben auch andere Dinge im Leben. Mir geht’s sonst gut und da muss man schon hin und wieder anderen Leuten helfen, denen es nicht so gut geht.

„Wenn ich dann aber, wie heute hier bin und sehe, wie die Leute sich innerhalb weniger Stunden beim Autofahren verbessern, dann macht mir das Spaß. Die Hälfte von denen wäre von der Straße geflogen, wenn ihnen einmal das Auto weggegangen wäre. Inzwischen wissen sie, was man machen muss, um auf der Straße zu bleiben. Das ist eine gewisse Entschädigung, sich das anzutun.“

Du machst deine Trainings also in Bezug auf Sicherheit und nicht, um zu lernen, wie man mit einem Auto an die Grenzen des Machbaren gehen kann?
„Ja, es ist ein guter Beitrag dazu. Wenn ich damit nur einen schweren Unfall vermeiden kann, hat sich dieser Aufwand mehr als gelohnt.“

Machst du auch Coachings mit Rennfahrern? Der Unfall von Sean Edwards hat ja viele Menschen eher kritisch gestimmt, dass erfahrene Rennfahrer bei Rookies Platz nehmen, um ihnen das Fahren am Limit zu zeigen.
„Das habe ich seit längerer Zeit schon nicht mehr gemacht, es ist mir zu gefährlich. Vor allem auf einer Rennstrecke. Ich habe 40 Jahre Motorsport überlebt und hab es nicht nötig, am Beifahrersitz mein Leben zu riskieren. Oft wäre es sicherlich hilfreich, daneben zu sitzen und ihm sagen zu können, was zu tun ist, aber so viel Geld kann mir gar keiner zahlen, um bei so etwas mitzumachen.“

Würdest du allgemein Fahrtrainings mit einem geübten Lehrer empfehlen?
„Ja sicherlich, jeder sollte so etwas machen. Man wird das dort erlernte zwar im normalen Straßenverkehr eher nicht gebrauchen, aber für den Fall der Fälle, wenn also das Auto nicht mehr das macht, was man eigentlich will, ist es gut vorbereitet zu sein und das richtige zu tun, anstatt als Passagier im eigenen Auto zu sitzen.“

Alle Teilnehmer waren höchst zufrieden und bezeichneten der Trainingstag mit Walter Röhrl als ein lehrreiches Erlebnis, welches sie nicht vergessen werden.

Zur Homepage von winterfahrtraining.at.

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