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Gschwandner plant neuen "Elch Cup"

Vor zehn Jahren sind in Österreich die ersten Rallyevolvos gestartet; aus diesem Anlass soll der "Elch Cup" heuer wiederauferstehen.

Fotos: GP Racing

Im Spätherbst 2005 las Georg Gschwandner in einer deutschen Automobilzeitschrift von einem Volvo-Original-Cup. Eine Website war angegeben, auf welcher auch ein Eintrag des österreichischen Rallyeweltenbummlers Karl Rumpler zu lesen war. Sinngemäß stand da geschrieben: "Bei Interesse bitte melden!"

Man vereinbarte einen Termin, und der ewige Rallyefan Gschwandner testete den ersten in Österreich aufgebauten Rallyevolvo auf Eis und Schnee mit suboptimaler Bereifung rund um die Weingärten Bad Vöslaus. Sofort erkannte Gschwandner die Möglichkeit, sich hierdurch ohne unabsehbaren finanziellen Risiken seinen Traum vom Rallyefahren erfüllen zu können.

Die feinen Unterschiede zwischen den verschiedenen Motorvarianten, welche wegen eines Brandes im Zentrallager von Volvo zu Beginn der 90er Jahre, einhergehend mit der Vernichtung vieler Unterlagen, nicht einmal mehr die Händler und Autozubehörgeschäfte selber wissen, kannte er damals freilich auch noch nicht, aber Gschwandner wollte eben seinen Volvo.

Er suchte also im Internetauktionshaus nach "Volvo 740 Benzin" und erwarb einen ebensolchen in Silbergrau aus dem Erstbesitz eines Doktors, allerdings mit zwei schweren Mängeln: ein Loch im Endtopf stand zu Buche, und rostige Bremsscheiben waren um sensationelle 56 Euro vorhanden.

Seine Premiere feierte Gschwandner gemeinsam mit drei anderen Volvos bei seiner Heimrallye im Triestingtal. Das Reglement wurde damals aus dem Volvo-Original-Cup anderer Länder übernommen. In Schweden, Deutschland und den Niederlanden tummelten sich damals bereits bis zu vier Dutzend Volvos der für den Cup zugelassenen Baureihen 240, 740 und 940.

Das Reglement erlaubte ausschließlich (weil von den lokalen Importeuren in diesen drei Ländern gestützt) Original-Ersatzteile von Volvo. Freigegeben waren neben der erforderlichen Sicherheitsausrüstung nur ein für den VOC eigens entwickeltes Fahrwerk, eine andere Nockenwelle und ein eigens entwickelter Auspuff. Ebenso fuhr man damals noch laut VOC-Reglement mit Einheitstransporterräder.

Gschwandner erkannte die Zeichen der Zeit und fand in den Rallyevolvos die Möglichkeit, auch anderen ambitionierten Einsteigern mit dünneren Portemonnaies ihren Traum vom Rallyefahren erfüllen zu können. Freilich ist der Rallyevolvo auf Schotter zu Hause, davon gibt es in Österreich rallyetechnisch aber relativ wenig. Gschwandner veranstaltete mit seinem Verein, aus dem später eine Firma hervorging, auch Rallyeschnuppertage, und die "Elche" erfreuten sich einer wundersamen Vermehrung.

Zu Gunsten der Sicherheit verabschiedete man sich zu Beginn des Jahres 2008 vom Gedanken des Volvo-Original-Cups, gleichsam die Geburt des "Elch Cups". Im Unterschied zu anderen Ländern hatte man in Österreich ohnedies nie materielle Unterstützung des Importeurs erhalten; man legte auch fest, Rennbremsbeläge und Rennreifen verwenden zu dürfen.

Nicht bei jeden Veranstalter waren die Volvos willkommen; manch einer verweigerte ihnen sogar mit abstruser Begründung den Start und meinte, sie seien lächerlich und keine Rallyeautos. Diese Meinung wurde aber nicht zuletzt durch den Zuspruch der Fans und der medialen Berichterstattung vielfach widerlegt.

In die Geschichtsbücher eingegangen ist die Triestingtal-Rallye 2008: Mit vier ausländischen und achtzehn heimischen Teams standen zweiundzwanzig "Schwedenschiffe" am Start. Generell erregten die Volvos im Jahr 2008 schon bei ihrer Anreise zu den Rallyes auf zwei bis drei Autotransporten große Aufmerksamkeit.

Mit dem Schwinden von Schotterläufen bzw. der den Volvos topographisch entgegenkommenden Rallyes blieben auch immer mehr der in Österreich zu Publikumslieblingen avancierten Rallyevolvos im "Stall". Georg Gschwandner aber startet heuer in seine zehnte Rallyesaison in Folge – ohne finanzielles Risiko, ohne viele Sponsoren.

Befragt zum Geheimnis der Sympathien für die eher ungewöhnlichen Rallyeautos bei den Fans meint er: "Jeder, der mit einem Rallyevolvo nennt, weiß, dass er kein Spitzenergebnis im Gesamtergebnis einfährt, aber wenn mehrere Markenkollegen am Start sind, hat man trotzdem seine sportliche Herausforderung und die Sicherheit, dass viele Fans bis zum letzten Volvo auf der Sonderprüfung warten und das quer ums Eck getriebene Schwedenschiff mit frenetischen Beifall begrüßen."

"Desweitern hat man den den großen Vorteil, sollte der Elch doch einmal die Straße verlassen und in Unzulänglichkeiten wie Eichen, Zäune, A-Masten oder ähnliches einschlagen, dass man in diesem Auto a) eine unglaubliche Sicherheitsreserve hat und b) deswegen nicht gleich in Gefahr eines Privatkonkurses ist, sondern die Rallyekomponenten einfach in die nächste Karosse umbaut", sagt Gschwandner. "Der Slogan meiner Firma lautet 'Wir machen Motorsportträume wahr', und mit Freude und großem Stolz kann ich behaupten, seit 2006 haben rund 30 Männer und Frauen ihre allererste Rallye in einem meiner Volvos bestritten."

Er fährt fort: "Viele dem Rallyesport in Österreich wirklich tief verbundene Menschen, egal ob Veranstalter, Fahrer, Funktionäre oder Journalisten, machen sich Gedanken, wie man den Rallyesport in Österreich wieder mehr Teilnehmer bescheren kann. Während eben manche versuchen, finanztechnisch von oben herab mit WRC und andern Wundermitteln das Starterfeld zu füllen, versuchen wir es eben von unten nach oben, freilich mit optisch vielleicht nicht ganz so attraktiven, aber mit dafür für jeden und jede, der oder die es wirklich wollen, leistbaren und bei den Fans um nichts weniger beliebten Autos."

"Somit wollen wir eben zum zehnjährigen Jubiläum der Rallyevolvos in Österreich heuer nochmals einen Elch Cup auf die Beine stellen. Das Reglement ist ausgearbeitet, und ab 8.500 € können Volvos gerne bestellt werden. Selbstverständlich kann auch jeder seinen Rallyevolvo selber bauen – auch hier stellen wir gerne den Support, wir helfen überall gerne; keiner ist allerdings wie in anderen Cups verpflichtet, bei uns zu kaufen." Auch Theorie- und Praxisseminare in Sachen Rallye werde man organisieren, bestätigt Gschwandner.

"Ich habe bereits extrem positive Signale von Rallyeveranstaltern erhalten. Klar ist: Jeder Veranstalter braucht Starter, und wenn wir können, helfen wir eben gerne und bringen unsere Elche an den Start. Vielleicht gelingt es uns sogar bei dementsprechenden Interesse und einer Vielzahl von Fahrern einen Cupsponsor zu gewinnen", zeigt sich Gschwandner optimistisch.

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