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Hohes ERC Niveau zeigt Verbesserungspotential auf

Zwei ERC Läufe sind für das Landa Racing Project und das DriftCompany Rally Team bestritten und es ist Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen. Für die Saison 2021 stand das Kennenlernen der Juniorläufe und Erfahrung sammeln am Programm; das gilt immer noch.

ERC Polen (18.6.-20.6.2021)
Nikolai Landa trat in Polen wohl wissend an, dass hier die besten Junioren Europas mitfahren werden. Man erhoffte sich einen guten Start in die Saison, zumal Schotter der bevorzugte Untergrund von Landa ist. Der absolvierte Pre-Test stimmte zuversichtlich, die Qualifikation ebenfalls: sechste Zeit und eine Sekunde Rückstand pro Kilometer waren eine solide Basis. Polen zeigte sich jedoch von seiner herausforderndsten Seite: Eine Kurve jagt die andere, die Geraden werden von unzähligen Kuppen gesäumt und kaum durchgeatmet verschwindet man wieder mit bis zu 170km/h im Wald.

Nach Tag 1 befand man sich mit knapp 2,5 Sekunden Rückstand am Kilometer im hinteren Feld. Eine Ursache dafür konnte ausgemacht werden: Es sind für diese Verhältnisse einfach zu viele Informationen im Schrieb. Das bremst den Vorwärtsdrang massiv. Für den zweiten Tag konnte dieser anhand der OnBoard-Aufnahmen etwas adaptiert werden, sodass sich ein besseres Gefühl einstellte. Leider brach auf der zweiten Tages-SP die Downpipe und sorgte für einen Ausfall. Nur durch rasches Handeln konnte das anschließende Feuer im Motorraum gelöscht und größerer Schaden verhindert werden. Der knappe Zeitraum zwischen den beiden Läufen war sodann eine logistische Herausforderung, dennoch konnte der Rally4 Fiesta erfolgreich durch die Servicemannschaft von Beppo Harrach in den Hallen von M-Sport Polen für die Rally Liepaja wieder fit gemacht werden.

ERC Rallye Liepaja (1.7.-3.7.2021)
Liepaja war kein unbekanntes Terrain: schon 2020 stand das Team hier am Start. Der Pre-Test wurde wieder zur Vorbereitung genutzt und auch wie in Polen war die Qualifying Zeit trotz eines Patzers bei einer Schikane durchaus in Ordnung. Auf SP1, einer 27 km langen Prüfung, war man zwischenzeitlich sehr gut unterwegs – bis zum Stelldichein mit einem Stein in der Spur bei KM17. Die Felge war beleidigt und streifte den Reifen ab. Fünf Kilometer später fuhr Landa links vorne ergo nur mehr auf der Felge. Der Rückstand war dennoch verkraftbar und der Schaden wurde im Ziel unter Zeitdruck behoben, man musste noch 20 km Etappe zur nächsten SP absolvieren. Das Team nahm SP2 in Angriff und wurde jäh durch einen Baum gestoppt. Erneut ging es um "links vorne", wo vieles verbogen und abgerissen war. Immerhin wurde der Kühler glücklicherweise nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Unter der Super Rally Regel leisteten die Mechaniker der DriftCompany Übermenschliches und stellten den Fiesta hochglanzpoliert zeitgerecht in das Parc Ferme. Der zweite Tag der Rallye konnte so mit 30 Minuten Strafzeit in Angriff genommen werden. Der Aufprall mit 80 km/h und die Ungewissheit des "Wieso" saß Landa allerdings noch etwas in den Knochen, sodass er nicht mehr an den Speed der ersten 30 km anschließen konnte. Ein achter Platz und somit die ersten Punkte in der ERC konnten dennoch gerettet werden.

Das Resümee
Günter, Copilot und Vater: „Der Ausfall in Polen schmerzte. Unglaublich wie brutal die Strecke nach 50 Rally2 Autos wird, 40 Zentimeter Spurrillen im Sand der polnischen Masuren sind keine Seltenheit. Leider hat hier das Material nicht standgehalten. In Liepaja montierten wir nach dem Defekt das linke hintere Rad nach vorne und den Ersatzreifen hinten. Stressbedingt achtete ich leider nicht auf das rechte vordere Rad, welches ja 10km die alleinige Arbeit vollbringen musste. Auf SP2 rächte sich das. Nik kam beim Anbremsen etwas aus der Spur und das intakte linke vordere Rad zog sofort nach links, da das rechte keinen Grip mehr finden konnte. Der Aufprall war unausweichlich.“

„In dieser Liga wird auf sehr hohem Niveau gefahren, und zwar nicht nur durch einen oder zwei, sondern gleich durch zwölf, dreizehn Fahrer. Hier wird jede Schwäche oder Verbesserungspotential sofort an die Oberfläche gespült. Diese beiden Rallyes haben uns gezeigt, dass es nicht am Speed selbst liegt, sondern noch an der mangelnden Erfahrung des perfekten Schriebs. Damit hier kein Wiedererkennungsvorteil einfließen kann, fahren wir auch kaum Rallyes zweimal“, Günter Landa ergänzend.

Nikolai Landa: „Beide Rallyes haben gezeigt, dass unsere Aufzeichnungen für diese Art von Rallye noch nicht gut genug sind. Bei den Pre-Tests konnten wir sehr gut die Zeiten bei unterschiedlicher Fahrweise von Abzweigen auf Schotter herausmessen und entsprechend auch umsetzen. Bei Polen hatten wir in den schnellen Passagen zu viel Info im Schrieb. In Liepaja mussten wir feststellen, dass in mittelschnellen Kurven der Schrieb wiederum nicht exakt genug ist. Gleich nach der Rückkehr setzten wir mit Beppo einen Test mit Schriebanalyse an. Es sind oft nur Nuancen, die es ausmachen, aber bei diesem hohen Niveau musst du einfach alles geben, immerhin treten hier Schotter-Meister, Junioren-Sieger und 2WD-Meister ihrer Heimatländer an.“

Beppo Harrach zur Situation: „Nikolais Entwicklung nimmt einen sehr guten Verlauf. Wir können anhand der Qualifying-Zeiten und des Videostudiums sehen, dass der Grundspeed im Vergleich zu Europas Juniorenspitze sehr gut ist. Wir sehen aber auch, dass beim Besichtigen eines ERC-Laufes mit nur zwei Fahrten, und hier reden wir von ca. 800km am Tag, Ungenauigkeiten im Schrieb bei mittelschnellen Kurven vorhanden sind. Das nimmt das Selbstvertrauen und das gilt es nun auszumerzen.“

Das Landa Racing Team wird anstelle der ERC Roma di Capitale die Rally Zelezniki bestreiten und den Schwerpunkt auf die Verbesserung des Schriebs legen.

Nikolai Landa abschließend: „Ein herzliches Dankeschön an unsere Sponsoren, meiner Familie, der Service Crew der DriftCompany sowie Beppo Harrach! Wir versuchen nun weiter hart an uns zu arbeiten, legen eine Korrekturschleife ein und freuen uns auf den Wiedereinstieg in die ERC bei der Barum Rallye Ende August.“

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