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BRR/Kreisel vs. STARD: Unterschiedliche Konzepte

Spannende Einblicke hinter die E-Kulissen

Während der RE-X1 von BRR/Kreisel ein reinrassiger Prototyp ist, setzt STARD auf Kundensport. Wie die Balance of Performance aussieht ist, warum Stohls Bolide die Monte schafft und wie sich die Mitfahrt im RE-X1 anfühlt.

Stefan Schmudermaier

Unterschiedliche Konzepte zwischen BRR/Kreisel und STARD

Auch wenn die beiden Boliden zunächst ähnlich scheinen, die Unterschiede sind dennoch größer als man das vermuten würde. Und das nicht nur technisch, sondern auch von der Herangehensweise und er Philosophie. Der Skoda Fabia RE-X1 von BRR/Kreisel ist ein waschechter Prototyp, technisch gesehen ein absoluter High-End-Bolide und entsprechend teuer. Das Auto soll zeigen, was aktuell möglich ist und versteht sich als Technologieträger.

Manfred Stohl hat mit STARD einen etwas anderen Zugang, sein Ziel ist es, Autos in größerer Stückzahl zu bauen, die entsprechend leistbar sein müssen. Die Komponenten sind daher entsprechend günstiger und basieren – wie der erwähnte E-Motor – auf Großserienkomponenten. Bei der Batteriekapazität gibt es nur wenig Unterschiede, in der aktuell höchsten Ausbaustufe liegen beide bei rund 55 kWh.

Rallye Monte Carlo im E-Boliden kein Problem

Die Frage aller Fragen ist nun, reicht diese Kapazität für eine Rallye? Die Truppe von Raimund Baumschlager muss den Beweis nun bei der Weiz-Rallye antreten, Manfred Stohl ist schon ein paar Testrallyes gefahren, ohne Probleme. Und er gibt uns einen spannenden Einblick: „Wir haben das Auto in Graz bei AVL auf den Prüfstand gestellt und mit einem vollautomatischen Roboter die komplette Rallye Monte Carlo 2021 absolviert, unter Berücksichtigung aller Parameter. Wir hätten die Rallye mit unserem Auto ohne Probleme fahren können.“

Freilich müssen die Autos zwischendurch nachgeladen werden, mitunter auch auf den Verbindungsetappen. Bevor nun ein Aufschrei kommt, auch „normale“ Rallyeautos dürfen auf an der Verbindungsetappe gelegenen Tankstellen nachtanken. Und nein, das passiert nicht mit Dieselaggregaten, im Fall von Kreisel ganz im Gegenteil. Die Pufferspeicher werden noch zuhause mit Strom aus der hauseigenen Photovoltaik-Anlage gespeist, womit das Auto CO2-neutral unterwegs ist. Wenn nötig besteht zudem die Möglichkeit, lokale Stromquellen anzuzapfen und die Akkus zu laden.

Balance of Performance

Fragt sich jetzt nur noch, wie sich die Autos im Vergleich zu den Verbrennern schlagen werden. Hier hat die Motorsportbehörde AMF bereits im Vorfeld dafür gesorgt, dass es eine Chancengleichheit gibt. Mit Andi Aigner – allerdings nicht hinterm Steuer, sondern auf dem Beifahrersitz von Raimund Baumschlager – wurde eine eigene „Balance of Performance“ herausgefahren, der herkömmliche Fabia Rally2 trat auf identer SP gegen den RE-X1 an. Beide Autos haben nun ein Leistungsgewicht von 4,1 Kilogramm pro PS oder umgerechnet 260 kW. Laut diesem Test wäre des E-Auto übrigens 0,5 Sekunden am SP-Kilometer langsamer.

Wie das in der Praxis aussieht, wird sich am Wochenende in Weiz zeigen, die Spannung steigt somit in gleich mehrfacher Hinsicht. Die Chancen sind stark von den jeweiligen Prüfungen abhängig, bei Bergabpassagen ist der E-Flitzer ob seines Zusatzgewichtes klar im Nachteil, bergauf kann er seine Vorteile indes ausspielen. Ein spezieller Tracker der AMF sorgt übrigens dafür, dass jederzeit sichtbar ist, wieviel Leistung abgerufen wird, der Versuchung, ein paar Kilowatt draufzulegen, wird von vornherein ein Riegel vorgeschoben.

Auch an die Sicherheit wurde natürlich gedacht, so werden vor der Rallye die Streckenposten durch ÖAMTC und Kreisel Electric geschult, Hochvolthandschuhe und eine Rettungskarte dürfen ebenso wenig fehlen. Und auch die Zuseher werden sensibilisiert, u.a. mit dem untenstehendem Video.



Passagier im "ferngesteuerten Auto"

Ach ja, wie man sich auf dem heißen Sitz fühlt, will ich natürlich nicht vorenthalten. Ob meiner Größe blieb mir die Mitfahrt mit Manfred Stohl – die Sitzeinstellungen waren nicht mit meinen 1,92 Metern kompatibel – zwar verwehrt, zwei schnelle Runden mit Raimund Baumschlager im Asphalt-Rallye-Trimm gaben aber gute Einblicke.

Beim Starten des Skoda Fabia RE-X1 überrascht zunächst der dumpfe Sound, der bei der Beschleunigung dann höhere Oktaven anschlägt. Lautlos ist jedenfalls anders. Der unmittelbare und ohne Zugkraftunterbrechung durch Schaltmanöver nie enden wollende Vorwärtsdrang des Autos ist nur schwer in Worte zu fassen. Man fühlt sich ein wenig als würde man in jenem ferngesteuerten Auto sitzen, dass man als Kinder früher durchs Wohnzimmer gescheucht hat. Mit dem Unterschied, dass Raimund dankenswerterweise eine exaktere Linie fährt. ;-)

Man wird mit einer Vehemenz in den Sitz gedrückt, die mehr als beeindruckend ist. Die beiden Motoren – je einer an der Vorder- und Hinterachse – sorgen dafür, dass der RE-X1 wie vom Gummiband nach vorne katapultiert wird. Und wie ist das Feeling als Fahrer, wie fährt sich das E-Auto im Vergleich zum Verbrenner? Manfred Stohl: „Zunächst eigentlich sogar einfacher, die Herausforderung liegt aber – wie so oft – bei den letzten fünf Prozent. Da ist das E-Auto mitunter schwieriger zu fahren als ein herkömmliches Rallye2-Auto.“

Die Frage nach einem direkten Duell zwischen Raimund Baumschlager und Manfred Stohl bei einer heimischen Rallye ist schnell beantwortet, sollte sich ein Sponsor für „Stohlito“ finden, stünde dem nichts im Wege!

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