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Blaufränkischland-Rallye: Nachbericht RRA
Michael Jurtin, Harald Illmer

Sieben von acht RRA-Teams im Ziel

Großartiges Rallye-Comeback in Österreich! Race Rent Austria brachte sieben der acht Proto-Teams ins Ziel. Bestplatzierter RRA-Pilot wurde Christian Kornherr, der eigentlich lieber den Driftwinkel pflegt...

Endlich fand in Österreich wieder eine Rallye statt, noch dazu bei sonnigen Bedingungen - acht Race Rent Austria-Teams waren bei der zweiten Ausgabe der Blaufränkischland-Rallye am Start. Die schnellen Sonderprüfungen waren für viele Piloten eine Herausforderung - vor allem, was das Finden des Bremspunktes anbelangt. Kurios ist, dass Christian Kornherr, der sich eigentlich dem „gepflegten Driftwinkel“ verschrieben hat, bei dieser Rallye auf Zeit fuhr, allerdings auf alten Reifen, und dass er trotzdem die Rallye als bestplatzierter RRA-Pilot auf Platz zehn abschließen konnte. Race Rent Austria-Teamchef Wolfgang Schmollngruber sagt: „Christian fuhr bis auf einen Ausrutscher konstant - mit neuen Reifen hätte er womöglich sogar noch ein, zwei Plätze weiter vorne liegen können. Top waren auch wieder Michael Denk und Rudolf Leitner unterwegs, letzterer hatte jedoch auf der letzten Prüfung einen Reifenschaden.“ Sieben der acht Teams schafften es in das Endergebnis - am Ford Fiesta WRC Proto von Stefan Müller brach auf SP6 „die Anlenkung des Potentiometers am Gaspedal, weshalb nur noch Standgas möglich war - Stefan stellte den Wagen daraufhin ab, was die richtige Entscheidung war, denn damit weiter zu fahren, wäre auch für die nachkommenden Teams zu gefährlich gewesen“, erklärt Schmollngruber. Dem Veranstalter der Blaufränkischland-Rallye kann „Schmolli“ nur gratulieren: „Alles war gut organisiert und man kann sich hier nur bedanken für die Mühen, in dieser Zeit eine solche Rallye zu organisieren. Jetzt hoffen wir, dass es in absehbarer Zeit wieder weitergeht.“

Kornherr/Steinbauer: Ungewohnt & trotzdem schnell

Schon mit seinem Sieg bei der deutschen Mossandl-Rallye 2019 konnte Christian Kornherr zeigen, dass er nicht nur ein guter Drifter ist, sondern auch schnell fahren kann. Weil die Prüfungen im Blaufränkischland seinen geliebten „gepflegten Driftwinkel“ nicht zulassen, fuhr Kornherr im Mitsubishi Lancer Evo VI Proto (Copilot Roman Steinbauer) erneut auf Zeit, allerdings auf gebrauchten Reifen. Umso erstaunlicher war es, dass Kornherr/Steinbauer die Rallye auf dem zehnten Gesamtrang beenden konnten, als bestplatziertes RRA-Team.

Dass er mit neuen Reifen wesentlich schneller hätte fahren können, bezweifelt Kornherr jedoch: „Du hast sehr lange Geraden und musst dann den Bremspunkt einschätzen - das können erfahrene Piloten wie Gaßner oder Fischerlehner viel besser einschätzen, sie wissen auch, welches Tempo sie in den schnellen Kurven zu fahren haben, während unsereiner sich nach manchen Kurven dachte, dass die wohl viel schneller gegangen wäre. Wir haben die Rallye gut begonnen, lagen sogar vor Zellhofer - doch auf SP5 hatten wir einen Abflug in die Weinreben, dabei ist mir das Auto abgestorben. Am Schluss sind wir dann wieder gut gefahren - ich konnte allein auf der letzten SP zwölf Sekunden auf Bernhard Stitz gutmachen, so konnten wir ihn im Klassement zurücküberholen, denn nach unserem Lapsus auf SP5 haben wir einige Plätze verloren.“

Das Resümee des „Edeldrifters auf schnellen Abwegen“ fällt positiv aus: „Man kann ein grünes Hakerl machen, denn es war sehr geil und auch schön, auf den schnellen Passagen den Speed zu spüren. Die ‚Mausefalle‘ sind wir beim zweiten Mal ohne Lupfen drüber gefahren - da brauchst du schon ein gewisses Herz.“ Sollte sie stattfinden, wird man Christian Kornherr bei der Lavanttal-Rallye wieder in gewohnter Manier sehen: „Da gibt es richtig klasse Kurven, da fahren wir dann wieder mit den Schotterreifen und erfreuen die Fans mit unseren Drifts.“

Denk/Stein: Heim mit gutem Wein

Michael Denk und Anne Katharina Stein (Foto ganz oben) hatten im Mitsubishi Lancer Evo VIII Proto einen guten Start: „Wir sind die ersten beiden Prüfungen super gefahren - doch im zweiten Durchgang konnten wir uns im Gegensatz zu unseren Konkurrenten nicht steigern. Am Nachmittag jedoch hieß es wieder ‚Attacke!‘.“

Als Gesamt 17. konnten Denk/Stein als Dritte das Klassenpodium und in der Austrian Rallye Production Class (ARP) Platz zwei erobern. Michael Denk: „Mir hat die Rallye gut gefallen - der Rundkurs war klasse. Und wir haben diesmal nicht nur Pokale, sondern auch Weinflaschen bekommen.“

Leitner/Matusch: Blech statt Bronze

Rudolf Leitner (Foto oben) möchte zunächst den Veranstaltern ein Kompliment aussprechen: „Das war eine superschöne Rallye und ich möchte mich bei den Veranstaltern bedanken, denn sie mussten viele Hürden nehmen, um dieses Comeback des Rallyesports ermöglichen zu können.“

Bis zur letzten Prüfung lagen Rudolf und sein Copilot Roland Matusch in ihrem Ford Fiesta R4 Proto drei Sekunden vor Michael Denk und damit auf Podiumskurs in der Protoklasse - doch dann stellte sich ein Reifenschaden ein und das Duo musste etwa vier Kilometer auf dem „Patschen“ ins Ziel rollen. Doch Rudolf Leitner nimmt es gelassen: „So wurde es halt statt einem Podiumsplatz die ‚blechene Medaille‘ - aber wir waren sehr dicht dran an den schnellen Leuten und das Auto ist nun kein Nachteil mehr.“

Aubrunner/Fischer: Gewöhnungsprozess

Marco Aubrunner rechnete schon im Vorfeld damit, dass er sich an den zum Proto optimierten Mitsubishi Lancer Evo VI gewöhnen wird müssen. So war es dann auch - Wolfgang Schmollngruber berichtet: „Marco hat ein paar Sonderprüfungen benötigt, um mit den neuen Gegebenheiten zurecht zu kommen. Doch dann lief es gut.“

Marco Aubrunner und sein Copilot Christoph Fischer konnten am Ende den guten 23. Gesamtrang belegen und landeten in der „Protoklasse“, der Klasse 8 auf Platz fünf.

Traxler/Hablesreiter: Erfolgreiches Debüt mit Lernprozess

Stefan Traxler blickt relativ unaufgeregt auf seine erste Rallye (gemeinsam mit Lukas Hablesreiter im Mitsubishi Lancer Evo V Proto) zurück: „Es hat eigentlich perfekt funktioniert - wir haben uns nicht von den Zeiten der anderen irritieren lassen und wir haben wie geplant nichts riskiert. Wir wollten nicht letzter Evo werden und das ist uns ja auch perfekt gelungen.“

Am Vormittag jedoch verzeichnete der Rallye-Debütant einen waschechten Abflug: „Ich habe die Spur nicht mehr erwischt - da bist du sofort weg.“ Race Rent Austria-Teamchef Wolfgang Schmollngruber schmunzelt: „Vielleicht war das ganz gut und auch zur richtigen Zeit - denn so hat Stefan doch wieder etwas mehr Respekt vor der Materie verspürt und sich darauf besonnen, dass man in der ersten Rallye vor allem einmal ins Ziel kommen sollte.“

Dass der Grundspeed stimmt, konnte Traxler ganz sicher zeigen - kleine Fehler gehören aber auch dazu: „Einmal haben wir einen Abzweig nicht gut erwischt, ein anderes Mal mussten wir sogar zurückschieben. Aber ich denke, das gehört einfach zum Lernprozess.“ Was für Stefan ein echtes Aha-Erlebnis war: „Man sagt immer, dass einem Wolfgang alles im Voraus sagt, was auf einen zukommen wird und da war natürlich unter Anderem auch die Rede vom vielen Split auf der Strecke, wenn da einmal 100 Autos drübergefahren sind. Nur wenn man es dann in Natura sieht, versteht man erst richtig, was eigentlich gemeint ist. Es war für mich regelrecht erschreckend, wie die Strecke im zweiten Durchlauf dann aussah...“

Auf der letzten Prüfung erlebten Traxler/Hablesreiter noch eine Schrecksekunde: „Es hat uns plötzlich das Hinterachs-Differenzial zersprengt - doch zum Glück war der Schaden nicht so groß, sodass wir den angeschlagenen Wagen ins Ziel fahren konnten.“

Schart/Gutschi: Protoinfiziert

Vom M1 zum Proto - der optimierte Mitsubishi Lancer Evo IX war für Andreas Schart (Copilot Christoph Gutschi) am frühen Morgen und nach zweijähriger Rallyepause dann doch eine Heruasforderung: „Wir haben langsam begonnen - denn das Fahren war doch gewöhnungsbedürftig. Während ich den Motor früher bis zu 7.000 U/min hinaufdrehen konnte, muss ich nun schon immer bei 4.000 U/min hochschalten - auch das Dogbox-Getriebe mit 5 Gang-H-Schaltung war neu für mich und auch, dass ich mit dem linken Fuß bremsen musste. Zudem haben Christoph und ich befürchtet, dass es bei den minus zwei Grad eventuell Eis auf der Strecke geben könnte.“

Am Nachmittag jedoch konnte Andreas Schart bereits die vielen Vorteile des nunmehrigen Proto genießen: „Es macht einfach viel mehr Spaß - allein die Soundkulisse, es ist einfach etwas ganz Anderes, viel mehr Rennauto eben. Wir wolten am Ende gar nicht mehr aufhören und konnten auch bereits 14. Gesamtzeiten markieren.“

Auf der letzten Prüfung jedoch kam es zu einem Defekt des Turboladers: „Wir sind dann weiter ins Ziel gerollt - mit etwa fünf Minuten Verspätung.“ Seiner Freude am neuen Arbeitsgerät tut dies jedoch keinen Abbruch: „Wir wollen heuer alles fahren, was möglich ist.“ Die für 15. Mai vorgesehene Lavanttal-Rallye wäre für Schart ein willkommenes Heimspiel...

Hajszan/Treybal: „Habe mehr erwartet“

Das Comeback nach sechs Jahren gestaltete sich für Gerhard Hajszan (Subaru N12 Proto/Copilot Peter Treybal) schwieriger als gedacht: „Ich habe mir etwas mehr erwartet - aber wir sind durchgekommen und es war schön, wieder einmal zum Fahren zu kommen.“

Die in punkto Bremspunkte schwierige Blaufränkischland-Rallye war für ein solches Comeback keine leichte Aufgabe. Doch Gerhard Hajszan liebt, wie es scheint, die Herausforderungen, denn als nächste Rallye hat Hajszan die Schneebergland-Rallye auserkoren: „Die ist ein Muss! Dort habe ich 2015 meine vorerst letzte Rallye absolviert.“

Müller/Turecek: „Würde auch im Ausland fahren“

Die langen Geraden und die oftmals darauf folgenden engen Kurven erschwerten auch die Fahrt von Stefan Müller im Ford Fiesta WRC Proto (Copilot Alexander Turecek): „Ich bin ja auch schon lange nicht mehr gefahren und musste mich erst wieder daran gewöhnen. Der Rundkurs jedoch hat mir gut gefallen.“

Auf diesem jedoch musste Müller aufgeben, als kein Gas mehr angenommen wurde. Doch Stefan denkt bereits wieder an Optimierung: „Wir müssen den Final Drive (Gesamtgetriebeübersetzung) unbedingt verlängern, weil das Auto bei einem Topspeed von 180 km/h eigentlich zu kurz übersetzt ist.“ Auch er will so bald wie möglich wieder im Auto sitzen: „Ich hoffe, dass es bald wieder eine Rallye in Österreich gibt - aber ich wäre auch nicht abgeneigt, einmal im Ausland zu fahren...“

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