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Rallyshow Santadomenica: Bericht RRA
Foto: Race Rent Austria

„Den Mentalcoach kannst du zu Hause lassen“

Mit Schweden-Spikes auf Schlamm - bei Tempo 200. „Da hilft dir kein Mentalcoach“, lacht Wolfgang Schmollngruber, der im stets optimierten Mitsubishi Colt Proto zeitweise im Feld der Rally2-Phalanx mitmischen konnte. Wie in den Jahren zuvor feierte das Race Rent Austria Team einen schönen Saisonabschluss. Drei RRA-Teams genossen die Tage in Kroatien.

Auch in diesem Jahr feierte das Race Rent Austria Team einen ausgelassenen Saisonabschluss bei der kroatischen Rallyshow Santadomenica. Die Kombination aus kompakter, anspruchsvoller Schotter-Prüfung, maximaler Regelfreiheit, Doppelstart-Möglichkeiten und einem familiären Klima hat die Starter-Anzahl kontinuierlich wachsen lassen. Heuer waren bereits über 160 Teams am Start…

RRA-Teamchef Wolfgang Schmollngruber erklärt: „Wir sagen dazu gerne ‚Viel Feind, viel Ehr‘. Denn wir haben viele starke Starter, allein in der Rally2/R5-Kategorie waren mehr als 25 Teams am Start - die Rallyshow Santadomenica ist heute eine Veranstaltung der Extreme, wo eine gute Platzierung immer schwieriger wird.“

Das familiäre Klima sieht „Schmolli“ eher als eine Art Scharfmacher: „Obwohl es da unten ja um nichts geht und man am Abend auch mit anderen Teams gemütlich beieinander sitzt, man einander Tipps gibt, man einander motiviert, werden da unten auch recht schnell die Jäger zu den Gejagten.“ Was der RRA-Teamchef, der mit den Proto-Fahrzeugen zu jener Gruppe gehört, die damit die Rally2-Teams jagen, eigentlich meint: „Irgendwann zu abendlicher Stunde werden mitunter starke Ansagen gemacht, die dann aber am folgenden Tag auch erfüllt werden sollten. Da kannst du den Mentalcoach getrost zuhause lassen - da musst du dir dann eben etwas einfallen lassen.“

Mit dieser Einstellung sind drei RRA-Teams nach Zagreb gereist: Wolfgang Schmollngruber und Christoph Fischer im Mitsubishi Colt Proto, Markus Stockinger und Johann Rainer Moser im Mazda 2 Proto sowie Stefan Müller und Debütant Michael Brüstle im RRA-Ford Fiesta Proto.

Einfallen lassen hat sich Wolfgang Schmollngruber bereits vor Jahren etwas - etwas durchaus Unkonventionelles. Etwas, das zunächst als „verrückt“ eingestuft wurde: Nämlich die Verwendung von Schweden-Spikereifen im Schlamm der Savrscak Arena. Schmollngruber: „Über dem Schlamm hast du oft einen Schmierfilm, wo du mit reinen Schotterreifen keine Chance hast und eigentlich nur herum rutscht. Die Spikes brechen diesen Schmierfilm. Wenn du dann mit 212 Stundenkilometern an Topspeed auf den bis zu 700 Meter langen Geraden bretterst, kann dir ohnehin kein Mentalcoach helfen. Ab 150 spürst du, wie sich die Spikes hinein graben und das Auto neutral und gerade bleibt. Da kompensierst du einige Vorteile der modernen Autos.“

Mittlerweile jedoch hat es sich herumgesprochen, dass die Schweden-Spikes auf Schlamm ganz und gar nicht „verrückt“ sondern vielmehr ein genialer Move sein können. So hat auch der spätere Sieger, Fünffach-Staatsmeister Simon Wagner die Schweden-Spikes auf seinen Rally2-Boliden gesteckt und damit am Sonntagmorgen (SP3) um sage und schreibe zehn Sekunden schneller als sein Konkurrent fahren können, was ihm letztendlich den Sieg über das italienische Jungtalent Giovanni Trentin ermöglicht hat.

Schmollngruber/Fischer: Bestes Nicht-Rally2/Rally3-Team

Wolfgang Schmollngruber liebt die Rallyshow Santadomenica seit 2017 - dass dort eine freie technische Entwicklung möglich ist, fasziniert den Race Rent Austria Teamchef naturgemäß: „Das ist eine freie Zone für die Fahrzeugentwicklung. Man muss bedenken, dass unser Mitsubishi Colt Proto ja ein 30 Jahre altes Auto ist. Und es ist eine Kunst, ein Auto so zu entwickeln, dass es irgendwann so konkurrenzfähig ist, um in der modernen Liga mitzumischen Und heuer war es nahezu perfekt.“

Zu sehen war das beim Shakedown, wo dem Duo Schmollngruber/Fischer gleich einmal eine drittschnellste Zeit gelungen ist. Und wie schon öfter in den vergangenen Jahren hat „Schmolli“ die Rallyshow mit einer unheimlich starken Zeit auf der Eröffnungs-SP eingeläutet, konkret war das Platz elf inmitten einer Rally2/R5-Phalanx.

Doch diesen hohen Level konnten Schmollngruber/Fischer auf SP2 nicht ganz halten - rund vier Sekunden langsamer reichte es „nur“ für Platz 18. „Schmolli“ erläutert: „Nachdem die bereits bekannte Strecke so leicht ‚berechenbar‘ ist, reichen bereits kleinere Fehler. Wenn du gewisse Passagen zu unsauber fährst, kostet das gleich einmal ein paar Sekunden.“

Doch die Zeiten waren gut genug, um den ersten Tag nach zwei gefahrenen Prüfungen mit 25,1 Sekunden Rückstand auf dem 13. Gesamtrang zu beenden - als mit Abstand bestes Nicht-Rally2-Team.

Am Sonntag waren drei Sonderprüfungen zu je elf Kilometer vorgesehen. Die erste Fahrt beendeten Schmollngruber/Fischer mit der 19. Zeit, gesamt blieben sie auf Platz 14. Mit dem zweiten Durchgang zeigt sich Schmollngruber nicht zufrieden: „Das habe ich versemmelt. Einmal sind wir beinahe gestanden. Man spürt es, wenn man schlecht fährt.“ Das RRA-Duo rutschte ab auf Gesamtrang 18 - hinter 16 Rally2- und einem Rally3-Team.

Doch damit wollte sich Wolfgang Schmollngruber nicht zufrieden geben: „Ich wollte mir noch einige Plätze zurückholen und nochmal richtig Gas geben!“ Doch dann die große Enttäuschung: SP5 musste aus zeittechnischen Gründen gestrichen werden. Schmollngruber sagt: „Es sind mittlerweile zu viele Starter, das geht sich dann einfach nicht mehr aus.“

Mit dem 18. Gesamtrang, Platz zwei in der Klasse sowie dem Sieg in der Gruppe „Historic“ konnte Schmollngruber sich gegenüber 2023 und 2024 steigern. An den großartigen Einstieg im Jahr 2017, mit Gesamtrang acht, kommt man freilich nicht heran. Wobei damals eben auch weitaus weniger viele und auch weniger starke Teams bei der Rallyshow Santadomenica am Start waren, die sich über die Jahre zu einer echten Kultrallye hin entwickelt hat.

Müller/Brüstle: Urlaubsgeschichte

Vom Charme der Rallyshow Santadomenica verzaubern wollte sich auch Stefan Müller lassen - doch die Bilanz des Wieners fällt zweischneidig aus: „Die Sonderprüfungen an sich sind schon genau mein Geschmack. Allein der Sprung über diese Schanze - dass die Fahrzeuge das überhaupt aushalten! Was mir jedoch weniger gut gefallen hat: Du sitzt dort viel herum, fährst 30 Sonderprüfungskilometer in vier Tagen. Da fährt man also ohnehin schon so wenig - und dann wird auch noch die letzte Sonderprüfung gestrichen. Der Veranstalter hätte es wissen müssen. 160 Teams sind einfach zu viel, das geht sich nicht aus.“

Ein völlig neues Erlebnis war das Fahren auf Schweden-Spikes auf Schlamm: „Ich hab quasi die gebrauchten Spikes von Schmolli geerbt und damit zu fahren war wirklich cool. Da hast du viel mehr Grip. Denn an sich waren die Bedingungen mit tiefem Schlamm und sogar ein Bisschen Schneefall ziemlich grausig, denn im Gatsch fehlt dir mit den normalen Schotterreifen der Grip. Da waren die Spikes schon sehr hilfreich.“

Zum ersten Mal saß an der Seite von Stefan Müller dessen Freund Michael Brüstle. Müller erklärt: „Das war eher eine Urlaubsgeschichte. Michael ist an sich als Navigator in der Super Karpata Trophy unterwegs. Ich begleite ihn und seine Freunde öfter zu diesen Offroad-Events und er meinte, es wäre interessant auch einmal in einem Rallyeauto zu sitzen. Es hat ihm schon sehr getaugt und es war ja wegen der kurzen Prüfung auch nicht so schwierig.“ Das Duo Müller/Brüstle belegte im RRA Ford Fiesta Proto am Ende Platz 36 sowie Platz neun in der Klasse 1.

Stockinger/Moser: „Perfekt funktioniert“

„Ich gehöre auch zu den Wahnsinnigen, die jedes Jahr nach Kroatien fahren, um dort im Schlamm zu fahren“, lacht Markus Stockinger, der gemeinsam mit seinem Stamm-Copiloten Johann Rainer Moser wieder seinen Mazda 2 Proto pilotierte.

Was Markus wundert: „Dass bei allen drei Race Rent Austria Teams nur ein Riemenspanner und zwei Schrauben zu tauschen waren - bei diesen schwierigen Bedingungen ist das eine mehr als glimpfliche Bilanz.“

Stockinger/Moser beendeten die Rallyshow Santadomenica auf Gesamtrang 32 sowie Platz acht in der Klasse 1. Stockinger: „Wir waren auf gebrauchten Schotterreifen unterwegs und somit vom Grip her recht unterlegen. Wir sind eigentlich mehr zur Gaudi gefahren und auch zum Gewöhnen in Hinblick auf die kommende Jännerrallye. Mit der Platzierung bin ich angesichts des großen Starterfelds recht zufrieden. Und vor allem hat alles perfekt funktioniert.“

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