
Rallye Weiz: Die Österreicher | 09.07.2022
Wenn Weiz ruft, werden (fast) alle schwach
Der Rallye-Staatsmeisterschaftslauf in der Oststeiermark kann mit nahezu sämtlichen heimischen Toppiloten aufwarten. Topfavorit ist der dreifache Weiz-Sieger Hermann Neubauer, der somit voll im Visier der Konkurrenz steht. Gerade sein schärfster Konkurrent aber, Simon Wagner, ist nicht mit dabei.
Auf drei sportliche Höhepunkte dürfen sich die Fans der Rallye Weiz 2022 freuen. Zum einen auf die heimische Staatsmeisterschaft, zum anderen auf die FIA Historic Rally European Championship bzw. erstmals den deutschen Opel-e Rallye Cup, der mit 100 Prozent rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen ausgetragen wird.
Aus nationaler Sicht präsentiert sich beim fünften Staatsmeisterschaftslauf des Jahres fast die gesamte Hautevolee in der Oststeiermark. Jeder einzelne für sich ist fokussiert auf den persönlichen Erfolg, aber alle gemeinsam sind sie einig in einer Sache – dem Glücksgefühl, ihre Boliden vor fachkundigem und vor allem Rallye-begeisterten Publikum in Szene setzen zu dürfen.
ORM
Eines ist schon vor der Rallye Weiz fix. Es wird einen anderen Sieger geben als in den bisherigen vier Staatsmeisterschaftsläufen 2022. Simon Wagner, der momentane Dominator, mit Maximalpunkteanzahl Gesamtführende und letztjährige Weiz-Gewinner, fehlt diesmal und erklärt auch weshalb. „Mein Österreich-Projekt war von Haus aus auf nur fünf ORM-Rallyes budgetiert. Durch meine zusätzlichen internationalen Läufe war ich in den letzten vier Wochenenden im Dauereinsatz, auch diese Woche fahre ich noch bei der Bohemia-Rallye in Tschechien. Das ist nichts gegen die Rallye Weiz, die ich wirklich sehr liebe, aber ich spüre, dass ich schon eine Pause brauche und freue mich ehrlich gesagt auch schon darauf.“
Durch diesen Umstand findet sich ein Mann in der klaren Favoritenrolle wieder. Hermann Neubauer, der heuer als einziger mit dem Tempo des Vierfachsiegers mithalten konnte, kennt die Rallye Weiz wie seine Westentasche. „Ich freue mich auf meine absolute Lieblingsrallye in Österreich“, sagt der Salzburger im Ford Fiesta Rally2. „Hier habe ich nicht nur schon drei Mal gewonnen, sondern auch viele meiner engsten Freunde. Deshalb ist es immer wieder ein spezielles Gefühl, hier zu fahren. Ich habe heuer vier sehr gute Rallyes bestritten, aber leider auch viel Pech gehabt. In Weiz werde ich wieder alles reinhauen, was ich habe und hoffe, dass das Glück auch einmal auf mich herabschaut.“
Leicht wird es bei aller bisher gezeigten Überlegenheit trotzdem nicht für den zweifachen Staatsmeister (2017 und 2019), denn die Verfolgerschar besteht aus dem Besten, was Österreich sonst noch zu bieten hat. Günther Knobloch, Johannes Keferböck (beide Skoda Fabia Rally2), Kris Rosenberger (VW Polo GTI R5), Kevin Raith (Ford Fiesta Rally2), Gernot Zeiringer (Ford Fiesta R5), Markus Steinbock (Hyundai i20 R5), Enrico Windisch (Audi A1 Rally2) – sie alle sitzen nicht nur in den modernsten Rallyeboliden, sondern verfügen auch über die Klasse, diese schnell zu bewegen. Aus dem Ausland ist der Tscheche Adam Brezik zu beachten. Mit seinem Skoda Fabia R5 ist der 26-Jährige durchaus ein Tipp fürs Podest. Bei seinem bisher einzigen Auftritt in Österreich gewann er heuer den ARC-Lauf im burgenländischen Blaufränkischland.
Unter den Startern in der Klasse 8, in der Vierrad-getriebene Rallye-Prototypen zum Einsatz kommen, haben ebenfalls einige Piloten die Top-Ten im Visier. Hoffnungsvolle Kandidaten dafür sind u. a. Christoph Zellhofer im Suzuki Swift ZMX, Andreas Schart im Mitsubishi Evo IX oder auch Peter Ölsinger im Mitsubishi SpaceStar.
ORM-2WD
Nicht nur das Feld der Allradler ist speziell besetzt in Weiz, auch die Zweirad-getriebene Kategorie ORM-2WD glänzt durch ein bärenstarkes Ensemble. Im Vordergrund steht hier der Oberösterreicher Julian Wagner, der wie sein Bruder Simon in der ORM heuer noch ungeschlagen ist, in Weiz mit seinem neuerlichen Erfolg seinen Staatsmeistertitel jedoch bereits fixieren könnte. „Ich habe immer gesagt, dass ich den Titel in Österreich so schnell wie möglich sicherstellen möchte, um mich dann voll und ganz auf mein zweites Ziel, den internationalen Stellantis-Cup in Belgien konzentrieren zu können“, erklärt der Opel-Corsa-Rally4-Pilot ohne Umschweife.
In seiner steirischen Heimat möchte jedoch auch der in seinem Opel Corsa Rally4 zuletzt immer stärker werdende Fabian Zeiringer ein Wörtchen mitreden. Ebenso wie u. a. dessen Landsmänner Christoph Lieb (Peugeot 208 Rally4) oder Michael Röck, der mit einem Opel Corsa Rally4 ein erfreuliches Comeback in der Rallye-Szene feiert. Zudem ist auch der Niederösterreicher Daniel Mayer (Peugeot 208 R2) jederzeit ein Kandidat für einen 2WD-Spitzenplatz.
ORM Junior
Gleich wie in der 2WD wäre Julian Wagner auch in der Junioren-Staatsmeisterschaft mit einem Sieg in Weiz der Titel 2022 nicht mehr zu nehmen.
ORC
Im österreichischen Rallye Cup (ORC) will Christoph Zellhofer (Suzuki Swift ZMX) versuchen, seine Gesamtführung zu verteidigen und muss hier wohl mit einem Angriff vom schnellen Oberösterreicher Markus Stockinger im Mazda Proto 2 rechnen. Große Chancen auf den Klassensieg müssen aber auch Michael Lengauer im Subaru Impreza WRX eingeräumt werden. Er ist übrigens auch ein Kandidat für ein starkes Ergebnis im Gesamtklassement. – Im Rallye Cup 2000 zeichnet sich ein brisanter Dreikampf zwischen dem führenden Brüderpaar Lukas und Raphael Dirnberger (beide Ford Fiesta) und Peter Klamminger im VW Golf IV Kitcar ab.
HRM
In der nationalen Historischen Staatsmeisterschaft bzw. im Historischen Rallye Cup sind prinzipiell alle Teilnehmer an der FIA Historic Rally European Championship punkteberechtigt. Die einheimischen historischen Piloten tragen, auch wenn der heurige Vierfachsieger Lukas Schindelegger fehlen wird, prominente Namen und werden angeführt von Europameister Karl Wagner im Porsche 911. Der Tiroler Alois Nothdurfter bringt seinen Ford Sierra Cosworth nach Weiz. Die Ford-Fraktion besteht aus Michael Kogler, Andreas Höfler und Johann-Georg Lindner (alle Escort RS 2000). Und such Gert Göberndorfer hat mit seinem Opel Ascona B schon viele Gegner hinter sich gelassen.