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„A Gaudi wie bei einer Hüttenparty“

Einmal mehr gab es beim großen Saisonabschluss des Race Rent Austria Teams im Rahmen der Rallyshow Santadomenica Partystimmung. Was nicht bedeuten soll, dass nicht um jede Sekunde gekämpft wurde...

Die kroatische Rallyshow Santadomenica bildet für das Race Rent Austria Team nun schon traditionell den actionreichen Saisonabschluss - der Schottersprint nahe Zagreb hat es Teamchef Wolfgang Schmollngruber ganz besonders angetan - weshalb er diesen stets nützt, um sich selbst hinter das Lenkrad eines seiner Autos zu setzen, diesmal pilotierte er den bärenstarken Mitsubishi Colt Proto.

Was dem Team ganz besonders gut gefällt, ist die lockere Atmosphäre bei dieser Veranstaltung - statt Bürokratie gibt es tolle Stimmung oder wie es „Schmolli“ zum Ausdruck bringt: „A Gaudi wie bei einer Hüttenparty!“

Was den umtriebigen Teamchef zusätzlich freut: Wieder einmal wählten mit den Gebrüdern Mario und Alex Wechselberger sowie Jürgen Stock späte Quereinsteiger das Race Rent Austria Team für deren Rallyepremiere...

Stockinger/Moser: „Das war sowieso klar“

Wie schon im Vorjahr war das Duo Markus Stockinger und Johann Rainer Moser das schnellste Race Rent Austria-Team - denn der „Wettergott“ hatte abermals kein Erbarmen mit Wolfgang Schmollngruber, seinem bärenstarken Mitsubishi Colt und den mitgebrachten Schwedenspikes.

Eigentlich wollte auch Stockinger das freie Reglement bei diesem Event nützen und einen 2,3 Liter-600 PS Motor in den Mazda 2 Proto verbauen - doch aufgrund von technischen Problemen musste man schon vor der Santadomenica wieder zurückrüsten. „Wir sind auch mit Restriktor gefahren, weil wir den Motor für die Jännerrallye ausprobieren wollten“, erzählt Stockinger.

Dennoch kam es im Verlauf der Rallye zu einem knallharten Sekundenduell mit Schmollngruber, der freilich ebenfalls mit der Technik (verbogene Hinterachse) zu kämpfen hatte. Vor der letzten Prüfung lag nur noch eine Zehntelsekunde zwischen den beiden. Stockinger/Moser konnten Schmollngruber/Fischer schlussendlich um 2,6 Sekunden schlagen und damit Gesamtrang 21 (Platz vier in der Klasse RSSD2) belegen. Beide RRA-Piloten landeten somit direkt vor dem Lokalmatador und Veranstalter Daniel Vojvodic mit dem Suzuki Swift Proto von ZM Racing.

Dass man den Teamchef schlagen werde, sei „sowieso klar“ gewesen, sagt Stockinger lachend mit einem Augenzwinkern - wohl eine „Retourkutsche“ auf die doch sehr engagierte Ansage des Teamchefs im Vorfeld der Rallye, dass dieser trotz der 20 R5-Boliden in der Nennliste die Top 10 anstrebe...

Schmollngruber/Fischer: Schönwetter & Gaudi statt Schlamm & Gaudi

Das „besch....eidenste Wetter, das nur möglich ist“ wünschte sich Wolfgang Schmollngruber wieder einmal - schließlich hatte er eine Menge an Schwedenspikes dabei und wollte auf jeden Fall in die Top 10 und damit auch beweisen, dass das „Schwedenspikes-Protein“ seine Wirkung entfaltet. Doch es kam anders - nämlich wie im Vorjahr. Es gab absolutes Schönwetter.

Beim Shakedown, bei dem er bereits „mit dem Messer zwischen den Zähnen“ fahren wollte, ging die Rechnung dann - beinahe - auf: „Die Shakedown-Strecke hatte eine etwas andere Charateristik und erinnert mehr an Traktorwege, die teilweise noch schlammig waren, wo die Spikes nicht so schlecht funktioniert haben.“ Tatsächlich gelang Schmollngruber und seinem Beifahrer Christoph Fischer die 13.schnellste Shakedown-Zeit...

Doch schon dabei hatte man sich die Hinterachse des bärenstarken Mitsubishi Colt Proto (550 PS, „Haben alles verbaut, was möglich war“) verbogen, was man am Abend wieder „ausbügeln“ konnte.

Obwohl Trockenheit vorherrschte, fuhr man auch auf SP1 (die 7,5 Kilometer lange Prüfung „Savrscak Arena“ wurde viermal befahren) mit den Spikes - doch dann war Schluss mit dem „schwedischen Weg“, Schmollngruber: „Danach haben wir auf Schotterräder gewechselt - und waren gleich einmal um 14 Sekunden schneller.“

Auf SP3 jedoch passierte es erneut: „Nach ein paar hundert Metern ist in einer Senke ein Loch entstanden, das ich unterschätzt habe - das haben wir richtiggehend ‚aufgefressen‘. Sprich: Die Hinterachse war erneut verbogen, das Lenkrad stand um eine Viertelumdrehung schief. So mussten wir also beinahe die gesamte SP fahren. Und das ist kein Vergnügen, wenn du teilweise 180 bis 190 km/h über die Strecke fliegst.“

Erneut konnten die versierten RRA-Mechaniker die Achse ausrichten: „Wir lagen nur eine Zehntelsekunde hinter Stocki - und wollten Attacke reiten! Ich habe an der Stelle, an der ich die Hinterachse beleidigt habe extra aufgepasst - doch dann habe ich sie bei einem anderen Waldstück wieder verbogen, immerhin stand das Lenkrad nicht mehr ganz so schief.“

Mit Gesamtrang 22 ist Wolfgang Schmollngruber nach seiner Top 10-Ansage nicht wirklich zufrieden, wenngleich: „Die Verhältnisse kamen uns wie im Vorjahr nicht entgegen - trockener Schotter mit Löchern ist etwas anderes als Schlamm. Und von den R5-Autos sind nur wenige ausgefallen.“ Bleibt nur noch eine Frage offen: Wird es 2024 endlich, wie in den Jahren vor 2022 und 2023 endlich wieder „besch.....eidenes Wetter“ geben bei der Santadomenica? Wie auch immer - eines ist klar: „Wir kommen wieder!“

Denk/Ossberger: „Da bleibt das Hirn stehen!“

Eigentlich wollte Michael Denk seine erste Rallye nach einem vollen Jahr Pause - er fuhr zuletzt die Rallyshow Santadomenica - mit Copiloten-Staatsmeister Gerry Winter in Angriff nehmen - doch der Stamm-Co von Dreifach-Staatsmeister Simon Wagner musste krankheitsbedingt absagen. Denk: „Markus Ossberger, sonst begnadeter Audi quattro-Pilot, war schon im Vorjahr mit dabei, als Zuschauer und Freund. Da habe ich ihn einfach gefragt, ob er den Beifahrer machen möchte - und er sagte: ‚Ja, ich bin dabei!‘“

Nach der langen Abstinenz dachte Michael, dass er sich erst wieder im Cockpit zurechtfinden müsse, doch es kam anders: „Beim Shakedown war ich schneller wieder drin, als ich es vermutet habe. Markus und ich wurden mit jeder SP ein wenig schneller.“ So konnten Denk/Ossberger den 28. Gesamtrang belegen.

Denk: „Es ist uns kein einziges Hoppala passiert - und war mir taugt: Das Reglement ist komplett offen und du kannst ohne Restriktor Gas geben. Da geht die Post ab! Da bleibt dir das Hirn stehen...“

Wechselberger/Wechselberger: „Ich suchte einen ‚Verrückten‘“

„Ich war immer schon Rennfahrer“, sagt Mario Wechselberger. Im Rennkart sammelte er in jungen Jahren eifrig Erfolge, war auch im Formelrennsport eine Größe. Nun, mit 36 Lebensjahren, kam der späte Quereinstieg in den Rallyesport: „Ich hatte vor zwei Jahren einen Serien-Mitsubishi und wollte den schneller machen lassen, um bei Eisrennen anzutreten. Da wurde mir Schmolli empfohlen - schließlich machten wir den Deal, dass ich das Serienauto gegen ein richtiges Rallyeauto eintausche...“

Blieb nur noch eine Frage offen: „Ich brauchte einen Beifahrer - ich musste einen Verrückten finden, der Vertrauen in mich als Fahrer hat.“ Diesen „Verrückten“ fand er in seinem - querschnittgelähmten - Bruder Alex Wechselberger: „Er ist ebenfalls rennverseucht - fuhr Rennkart in der Formel Handicap - er hat sofort eingewilligt. Es hat auch super funktioniert - wir mussten nur ein Bisschen im Serienauto am Aufschrieb arbeiten.“

Mario Wechselberger fuhr auch schon Rallycross - und erzählt: „Du denkst, du brauchst im RX-Sport ‚dicke Eier‘ - doch im Vergleich zu einer Rallye ist das Kindergeburtstag. Und dabei ist die Santadomenica noch relativ harmlos im Vergleich zu manchen langen Rallyes.“

Auf der Prüfung lief es für das Brüderpaar dann auch sehr ermutigend: „In den letzten Läufen lief es bereits richtig gut.“ Tatsächlich gelang dem Duo Wechselberger auf der letzten Prüfung der 19. Gesamtrang - vor Stockinger und Schmollngruber.

Somit steht der bevorstehenden Rallye-Karriere nichts mehr im Wege: „Die Zeit ist unser Hauptproblem - da ich eine Firma betreibe und mein Bruder berufstätig ist. Aber die Blaufränkischland-Rallye ist schon einmal vorgemerkt.“

Stock/Wögerer: „Jürgen ließ den Subaru fliegen“

Christoph Wögerer war als langjähriger Freund des Race Rent Austria Teams bereit, auch kurzfristig für Andreas Knauseder einzuspringen, der als Copilot für einen weiteren Neueinsteiger vorgesehen war.

Auch Jürgen Stock ist bereits ein fertiger Rennfahrer, der bei der Santadomenica sein Rallyedebüt gab. Christoph Wögerer erzählt: „Jürgen fuhr Rallycross oder auch Autocross mit Buggys. Ich wusste auch sofort, als wir losgefahren sind: Fahren kann er!“

Es ging daher nur noch um den Aufschrieb: „Er hatte keine Ahnung vom Rallyesport und vom Aufschrieb - das war ein echter Crashkurs, den wir da gemacht haben. Aber es hat super funktioniert. Er hat den Subaru gehörig fliegen lassen und wir hatten sehr viel Spaß im Auto.“

Das Auto, ein Subaru Impreza WRX STI, war eher für Rallycross konfiguriert: „Jürgen hat ihn recht kurzfristig gekauft und das Auto war nicht ganz gewappnet für so einen harten Einsatz - daher gab es technisch immer wieder ein paar Kleinigkeiten zu erledigen.“

Mit Platz 36 kann Jürgen Stock durchaus zufrieden sein - in der Production Trophy landeten Stock/Wögerer sogar als Dritte auf dem Podium.

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