"Unglaubliche Geschichte" | 27.11.2024
"Unglaubliche Geschichte": Toyota holt WRC-Herstellertitel in letzter Sekunde
Entscheidung auf der letzten Wertungsprüfung: Toyota sichert sich auf dramatische Weise zum vierten Mal in Folge den Herstellertitel in der Rallye-Weltmeisterschaft
Mit seinen 39 Jahren hat Jari-Matti Latvala im Rallyesport schon viel erlebt: 211 Mal ging er als Fahrer in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) an den Start, so oft wie kein anderer Pilot. Seit 2021 ist er Teamchef des Werksteams von Toyota. Und doch war das spannende Ende der Rallye Japan mit der Entscheidung um den Herstellertitel für ihn etwas Einzigartiges.
"Das war eine unglaubliche Geschichte, und ich glaube, ich habe noch nie eine solche Geschichte erlebt, wenn es darum geht, wie eng der Kampf während einer Saison sein kann", sagt Latvala im Gespräch mit Autosport, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
Mit 15 Punkten Rückstand auf Hyundai war Toyota in die Rallye Japan gestartet. Und dort sah lange Zeit alles danach aus, als wäre der Hersteller-Titel eine sichere Beute für das Werksteam des südkoreanischen Herstellers, denn Ott Tänak führte die Rallye bis zum Sonntagmorgen souverän an.
Noch am Samstag wenig Hoffnung bei Latvala
Noch am Samstag hatte Latvala Toyota kaum Chancen im Kampf um den Herstellertitel eingeräumt und auf Schützenhilfe von M-Sport gehofft. Doch die kam nicht vom britischen Ford-Team, sondern ausgerechnet von Tänak, der auf der ersten Wertungsprüfung am Sonntag nach einem Unfall ausschied.
Damit lagen Toyota und Hyundai vor der abschließenden Powerstage in der vorläufigen WM-Wertung gleichauf. Damit war klar: Wer als Team bei der letzten Prüfung der Saison das bessere Ergebnis erzielt, gewinnt den Titel.
Und das war Toyota. Mit den Plätzen eins für Sebastien Ogier und drei für Elfyn Evans drehten die Japaner das Spiel buchstäblich auf den letzten Metern und distanzierten Hyundai, für das der neue Fahrerweltmeister Thierry Neuville Zweiter und Andreas Mikkelsen Fünfter wurde, um gerade einmal drei Punkte.
Nervenaufreibender Tag für Latvala
"Wenn man bedenkt, was an diesem Wochenende passiert ist - Ich würde sagen, das ist die beste Geschichte, die man schreiben kann", sagt Latvala. "Für mich zeigt es, wie großartig Rallyesport ist und wie dramatisch die Ereignisse waren. Wir müssen die Geschichten nur am Leben erhalten."
"Wir haben auf der letzten Etappe und auf den letzten Metern gekämpft. Das war wahrscheinlich der härteste Tag in meiner Karriere als Teamchef, weil es so nervenaufreibend war", sagt der Toyota-Teamchef. "Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass unsere Fahrer in jeder Kurve von der Strecke abkommen würden. Ich hatte die ganze Zeit Angst, aber sie haben einen wirklich guten Job gemacht."
Trotz der dramatischen Entscheidung ist der vierte Konstrukteurstitel in Folge für Toyota nicht unverdient. Im Verlauf der Saison gewannen Toyota-Piloten acht Rallyes, Hyundai kam nur auf fünf Siege. Doch Neuville und Tänak profitierten in diesem Jahr besonders vom neuen Punktesystem, das Punkte für die Wertung nach dem Samstag und zusätzlich für die Etappe am Sonntag vergibt.
"Wir haben mehr Rallyes gewonnen, aber wir hatten schlechte Sonntage und das hat uns viel gekostet. Wir hatten drei schlechte Sonntage und Hyundai war an den Sonntagen viel besser, aber jetzt ist es auch ihnen passiert", blickt Latvala auf die Saison zurück. "Insgesamt denke ich, dass wir als Team das ganze Jahr über sehr stark waren, aber es gab ein paar Zwischenfälle, für die wir den Preis bezahlt haben."