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Braucht guter Rallyesport World-Rally-Cars?

Die Rallye-Kolumne geht dieses Mal der Frage nach, ob eine Meisterschaft auch ohne WRC's interessant ist. Ein heißes Thema!

Werner Schneider

Geldmangel:
Der Einsatz eines World-Rallye-Cars bedeutet immensen finanziellen Aufwand, ohne potente Sponsoren kaum zu verwirklichen

Natürlich fasziniert das High-Tech-Moment an den WRC, aber die finanzielle Seite hat sich derart extrem entwickelt, dass es für einen Importeur schon ein ziemliches finanzielles Risiko bedeutet, sich hier zu engagieren.

Citroen und Subaru sind dazu vermutlich zu klein, bei Porsche Austria (Skoda) sieht man in den Diesel-Kit-Cars die besseren Marketing-Chancen (wahrscheinlich nicht zu Unrecht), Peugeot ist ohnehin dabei, Hyundai äußert momentan auch kein Interesse, und Ford will sich ohne Hauptsponsor nicht mehr engagieren.

Spätestens 2003 sollte man sich also darauf gefasst machen, dass in der ÖM keine WRC mehr eingesetzt werden, zumal die FIA ernsthaft daran denkt, sie aus der Europameisterschaft komplett zu verbannen. Stürzt die Rallye-Welt deshalb ein? Natürlich nicht, an spannender Action würde es auch weiterhin nicht fehlen, im Gegenteil....

Ab ins Ausland?
Der Rallyesport hat in Tschechien einen anderen Stellenwert als bei uns, Quantität bürgt jedoch nicht für Qualität

Österreichs Rallye-Fans – zumindest jene, die sich artikulieren -, erwecken den Eindruck, als ob nur das Antreten mindestens zweier World-Rally-Cars in der österreichischen Meisterschaft die totale Glückseligkeit des heimischen Rallyesports ausmacht.

Angesichts der Aussichten für die kommende Saison (Kommentar dazu in unserer nächsten Kolumne) wird sogar dazu aufgerufen, verstärkt nach Tschechien zu pilgern, da sich dort mehr als ein halbes Dutzend World-Rally-Cars versammelt hat. Nicht nur in der Meisterschaft.

Beim kürzlich durchgeführten Start zur sogenannten „Sprint-Rallye-Meisterschaft“, der zweiten Liga, landeten gleich sieben WRCs auf den ersten Plätzen. Die Rallye hatte übrigens 6 SP mit einer Siegerzeit von knapp 35 min.

Ehe man nun fasziniert Österreichs Rallyes den Rücken kehrt und dabei die vielbeschworene Angst vor Temelin im Namen des Rallyesports ad absurdum führt, sollte man nicht vergessen, dass der Rallyesport über unseren Grenzen einen ganz anderen Stellenwert hat.

Deutsche Meisterschaft:
Wie auch im Vorjahr wird erneut ein Solo von Matthias Kahle (Skoda WRC) erwartet

Nicht nur, dass über 100 Starter (fast ausschließlich Einheimische) bei allen Rallyes die Regel sind, auch die Zuschauerzahlen sind deutlich größer als bei uns – und das heißt angesichts des Fan-Aufkommens bei der Jänner-Rallye etwas.

Und dass WRC nicht gleich Top-Qualität heißt, konnte man ja im vergangenen November bei der Waldviertel-Rallye, als Vaclav Pech jr. im Toyota Corolla WRC nicht einmal ansatzweise mit den österreichischen WRC-Piloten mithalten konnte. Wenn eine solch große Anzahl an WRCs vorhanden ist, muss über pro und contra nicht diskutiert werden. Hier und in Deutschland ist das etwas anders.

Bei unseren Nachbarn gab es schon im vergangenen Jahr üblicherweise einsame Kahle-Solos und beim diesjährigen Saison-Auftakt, der eine Woche vor der OMV-Burgenland-Rallye im oberbayerischen Schongau in Szene gehen wird, finden sich drei deutsche WRC, davon jedoch zwei Escort, die gegen den Werks-Skoda von Matthias Kahle wohl ebenso alt aussehen werden wie sie selbst sind.

Aufgelockert – und das betrifft wiederum auch drei ÖM-Läufe – wird dies nur durch zwei italienische WRC, die den Mitropa-Cup im Auge haben.

Verbannt:
In der italienischen Meisterschaft bleiben die WRC's punktelos

Aus der italienischen Meisterschaft hat man die WRC übrigens in dieser Saison verbannt. Fahren dürfen sie zwar, aber Punkte gibt’s keine mehr zu holen.

Wer die Szene dort im vergangenen Jahr verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass zumeist nur drei bis vier WRCs am Start waren, bei vielen eintägigen Provinz-Meisterschaftsläufen jedoch oftmals an die 10. Man kann auch davon ausgehen, dass sich die Umstellung keineswegs auf das Interesse der Sponsoren und der Zuschauer auswirken wird, da die Breite damit eher gefördert wird.

Und was will der Zuschauer eigentlich? Zwei WRC, hinter denen ein Riesenloch in jeder Ergebnisliste klafft und ein fades Solo, wenn einer der beiden ein Problem hat, oder lieber vier bis sechs Sieganwärter, die zwar in Sachen Speed ein wenig darunter liegen, aber dafür eine abwechslungsreiche Show liefern?

Theorie:
Die ÖM-Saison 2001 ohne WRC's

Schauen wir uns ein wenig fiktiv die letzte Saison an. Ohne WRC hätten die Ergebnisse so gelautet:

A1-Ring:
Walter Kovar vor Martin Zellhofer (+ 28 sec.) und Alfred Kramer (+ 2:40).
Bosch Super 4:
Hermann Gaßner vor Walter Kovar (+ 2:52) und „Kiwi“ Kowald (+ 3:31).
Pyhrn-Eisenwurzen:
Hermann Gaßner vor Andreas Waldherr (+ 1:01) und Martin Zellhofer (+ 1:24).
Wechselland:
David Doppelreiter vor Hermann Gaßner (+ 3 sec.) und Beppo Harrach (+ 0:50).
Castrol:
Willi Stengg vor Alfred Kramer (+ 2:39) und Claudio de Cecco (+ 3:47).
OMV:
Willy Stengg vor Hermann Gaßner (+ 3:31) und Waldemar Benedict (+ 3:48).
OMV-Burgenland:
Willi Stengg vor Beppo Harrach (+ 19 sec.) und Walter Kovar (+ 1:38).
ARBÖ-Steiermark:
Waldemar Benedict vor Martin Zellhofer (+ 6 sec.) und Pavel Rihak (+ 16 sec.)
Waldviertel:
Beppo Harrach vor Hermann Gaßner (+ 3,9 sec.) und Martin Zellhofer (+ 1:44,7)

Gesamt also sechs Sieger in neun Rallyes, vier Siege an die Gruppe N, vier an Diesel-Kit-Cars und einer sogar an ein 1600er-Kit-Car. Tatsächlich gab’s gerade einmal drei Sieger, vier Erfolge wurden mit weniger als 20 sec. Vorsprung erzielt, die gleiche Anzahl wie bei unserer fiktiven Aufstellung.

Natürlich fasziniert das High-Tech-Moment an den WRC, aber die finanzielle Seite hat sich derart extrem entwickelt, dass es für einen Importeur schon ein ziemliches finanzielles Risiko bedeutet, sich hier zu engagieren. Citroen und Subaru sind dazu vermutlich zu klein, bei Porsche Austria (Skoda) sieht man in den Diesel-Kit-Cars die besseren Marketing-Chancen (wahrscheinlich nicht zu Unrecht), Peugeot ist ohnehin dabei, Hyundai äußert momentan auch kein Interesse, und Ford will sich ohne Hauptsponsor nicht mehr engagieren.

Spätestens 2003 sollte man sich also darauf gefasst machen, dass in der ÖM keine WRC mehr eingesetzt werden, zumal die FIA ernsthaft daran denkt, sie aus der Europameisterschaft komplett zu verbannen. Stürzt die Rallye-Welt deshalb ein? Natürlich nicht, an spannender Action würde es auch weiterhin nicht fehlen, im Gegenteil....

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