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Spannung pur beim WRC-Festival in Ungarn

Nach langer Winterpause startet die ungarische Meisterschaft mit zehn (!) WRCs in die neue Saison, Peugeot-Pilot Janos Toth war nicht zu biegen.

Text & Fotos: Daniel Fessl

Viel war über mögliche Wechsel, Comebacks usw. spekuliert worden: Vor rund zwei Wochen wurde schließlich die Nennliste veröffentlicht – und es bestätigten sich fast alle Vermutungen – in positiver Hinsicht! Nicht weniger als zehn (!) World Rallye Cars und noch weitere sieben A8-Mitsubishis der verschiedensten Evo-Stufen hatten genannt, das übertraf selbst die kühnsten Spekulationen!

Die Saison 2005: High Noon in Ungarn

Die ersten drei der letztjährigen Meisterschaft blieben allesamt Ihren Arbeitsgeräten treu: Tamas Turi/Skoda Octavia WRC, Balazs Benik/Ford Focus WRC und „Asi“ Aschenbrenner/Mitsubishi Lancer Evo V vertrauen weiterhin auf Ihre Autos aus dem Vorjahr. Norbert Herczig wechselte vom Octavia in einen Ford Focus WRC, Laszlo Vizin tat es ihm gleich und wechselte vom Toyota Corolla ebenfalls in einen Ford Focus WRC. Drei Fahrer stiegen aus den „kleineren“ Klassen in die oberste Liga auf: Dies ist einerseits der S1600-Champion der letzen Jahre, Robert Butor, der nun einen Skoda Octavia WRC fährt. Andererseits Csaba Spitzmüller, der Gruppe-N-Meister 2004, der einen Toyota Corolla WRC zum Einsatz bringt, sowie Daniel Holczer der vom Fiat Punto S1600 auch in einen Toyota Corolla WRC umgestiegen ist.

Die eigentliche Sensation war aber die Rückkehr des Meister von 2003, Janos „Janika“ Toth, bei uns spätestens seit seinem legendären Auftritt bei der Semperit-Rallye 1998, damals im Toyota Corolla WRC, bekannt ist. „Janika“, wie Ihn seine Fans liebevoll nennen, fährt wie schon 2003 einen Peugeot 206 WRC, diesmal allerdings nicht von Schmidt Racing, sondern vom französischen BSA-Team. Leider mussten zwei WRC-Teams schon vor dem Start die Segel streichen: Sowohl Otto Michna/Skoda Octavia WRC, als auch Ferenc Kiss/Hyundai Accent WRC, waren aufgrund technischer Probleme an Ihren Autos zum Zuschauen verurteilt.

Der große Favorit in der Gruppe N ist Publikumsliebling Szabo Gergely: In der Vergangenheit noch in der Königsklasse mit einem Skoda Octavia WRC unterwegs, musste er aufgrund fehlender Sponsorgelder dieses Jahr etwas kürzer treten. Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, geht er mit einem Mitsubishi Lancer Evo VI auf den Gruppe-N-Titel los. Die größten Konkurrenten von Szabo sind Istvan Elek, Krisztian Botka und Miklos Magyar, alle drei steuern ebenfalls einen Lancer Evo VI. Auffallend in der seriennahen Gruppe, dass nur zwei Evo VII und kein einziger Evo VIII in Ungarn fahren. Auch Subaru Imprezas sucht man auf der Starterliste vergeblich.

Bei den S1600-Fahrzeugen ist der Dominator der letzten Jahre wie gesagt in die WRC-Liga aufgestiegen, somit gilt der Vizemeister von 2004, Zsolt Kakuszi im VW Polo S1600, als Topfavorit. Nicht zu unterschätzen sind allerdings die beiden Suzuki Ignis S1600 von Peter Keller und Sasa Olle sowie die beiden Newcomer Imre Abraham/Ford Puma S1600 und Gergely Borsi im Citroen Saxo S1600.

Eger-Rallye: 100 % Asphalt für die WRC- und S1600-Meute

Eger liegt etwa 130 Kilometer nordöstlich von Budapest. Die Gegend rund um die Weinmetropole Eger ist traditionell der Schauplatz für den Auftakt zur ungarischen Meisterschaft. Die Sonderprüfungen werden zu 100% auf Asphalt gefahren. Am Freitag erfolgte der zeremonielle Start, richtig los ging es am Samstag um 09:00 Uhr Morgens, drei Sonderprüfungen waren je drei Mal zu absolvieren, die Gesamtdistanz der SPs des ersten Tages betrug 90,6 Kilometer.

Standesgemäß entschied Titelverteidiger Tamas Turi die erste Sonderprüfung für sich, allerdings ließen seine Konkurrenten gleich von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen dass die Verteidigung des Titels sicherlich keine Spazierfahrt werden wird. Auf der zweiten SP musste sich Turi um eine Zehntelsekunde gegenüber Janos Toth geschlagen geben, bevor er auf SP 3 wieder die Bestzeit markierte. Im ersten Service nach drei gefahrenen Prüfungen lag Turi an der Spitze, nur zwei Sekunden vor Toth und sieben Sekunden vor Benik.

Mit unglaublicher Präzision setzte sich der Kampf an der Spitze im zweiten Umlauf fort: Auf SP 4 war Toth sieben Zehntel vor Turi, auf SP 5 waren es 1,3 Sekunden, die sechste SP konnte Turi wiederum um lediglich acht Zehntelsekunden für sich entscheiden. Nach sechs gefahren Sonderprüfungen lag Turi immer noch vor Toth, der Abstand betrug nur fünf Sekunden. Lediglich eine Sekunde hinter Toth lauerte der Sieger der OMV-Waldviertel-Rallye 2004, Balasz Benik, auf einen Fehler seiner Konkurrenten. Eine weitere Kampfgruppe hatte sich ca. 20 Sekunden hinter dem Spitzentrio gebildet, hier kämpften Spitzmüller, Herczig und Asi, getrennt nur durch unglaubliche 0,8 Sekunden (!) um die Plätze vier bis sechs.

In den nun folgenden SPs verschärfte Toth noch einmal das Tempo, fuhr auf SP 7 um 1,2 Sekunden schneller als Benik und 3,4 Sekunden schneller als Turi. Auf SP 8 setzte sich Toth mit einer neuerlichen Bestzeit auch in der Gesamtwertung an die Spitze. Leider musste die neunte und letzte Sonderprüfung des ersten Tages wegen eines Waldbrandes, der von unvorsichtigen Zuschauern entfacht wurde, abgesagt werden.

Der Zwischenstand nach dem ersten Tag und acht gefahrenen Prüfungen versprach ein tolles Finale am Sonntag. Toth führte das Feld an, nur 1,1 Sekunden dahinter Turi, Benik befand sich mit 7,2 Sekunden Rückstand ebenfalls noch in Schlagdistanz. Auch in der zweiten Kampfgruppe war noch lange keine Vorentscheidung gefallen, die Reihenfolge hieß Asi vor Herczig und Spitzmüller, getrennt durch 2,2 Sekunden! 20 Sekunden hinter Spitzmüller lag Butor auf Platz sieben. Er kämpfte den ganzen Tag über mit Turboproblemen an seinem Octavia WRC.

An zehnter Stelle lag der Führende bei den S1600-Fahrzeugen, Zsolt Kakuszi im Polo, auf Rang elf folgte der Leader der seriennahen Klasse, Szabo Gergö im Mitsubishi. Mit einem spektakulärem Crash verabschiedete sich Sasa Olle im zweiten Suzuki Ignis aus der Rallye, er war kurz nach dem Start der vierten Prüfung von der Strasse abgekommen und zwischen zwei Bäumen eingekeilt in einem Bachbett liegen geblieben. Faher und Beifahrer blieben bei diesem Abflug gottlob unverletzt.

Finale Entscheidung durch technischen Defekt

Am Sonntag standen noch einmal sechs Sonderprüfungen über 66,4 Kilometer an. Und der Sekundenkrimi des Vortages setzte sich fort: Auf SP 10 war „Janika“ 1 Zehntel schneller als Turi, auf SP 11 lag wiederum Turi 2,8 Sekunden vor Toth. Auf der 12. Prüfung markierte Toth mit 1,6 Sekunden Vorsprung auf Turi seine inzwischen siebente Bestzeit.

Im vorletzten Service staunte man nicht schlecht: Die beiden Streithähne lagen nach nunmehr 12 Sonderprüfungen bis auf die Zehntelsekunde gleichauf an der Spitze des Feldes! Benik war zwar mit 12 Sekunden Rückstand etwas zurückgefallen, konnte aber seinen dritten Platz aber locker verteidigen.

Auch die zweite Gruppe hatte sich etwas aufgesplittet: Asi lag zwar immer noch nur fünf Sekunden vor Herczig, doch Spitzmüller war mit seinem Toyota aufgrund von Problemen am Ladeluftkühler zurückgefallen, er musste sich nun sogar der Angriffe von Robert Butor erwehren, dessen Turboprobleme behoben waren.

Leider war diesem tollen Rennen kein würdiges Final vergönnt. Zwar setzte sich der Kampf um den Sieg auf der 13. Prüfung noch fort, allerdings ereilte Turi auf SP 14 ein Servolenkungsdefekt, er verlor ganze elf Sekunden auf und weiter 17 Sekunden auf der 15. und letzen Sonderprüfung. Damit war nicht nur der Kampf um den Sieg beendet, Turi fiel auch noch hinter Balasz Benik zurück. Mit einer Bestzeit auf der letzten SP entschied Norbert Herczig den Kampf um Platz vier für sich, Asi wurde Fünfter. Bei den S1600-Fahrzeugen setzte sich mit Kakuszi ebenso der Favorit durch, wie in der Gruppe N mit Szabo.

Dieser heiße Saisonauftakt lässt auf eine unglaublich spannende Saison 2005 in Ungarn hoffen. Was die manchmal etwas negativ dargestellten „Ost WRCs“ betrifft, so sei gesagt, dass von acht gestarteten World Rallye Cars alle acht das Ziel erreichten – und das, obwohl der Grossteil davon in beinharte Sekundenduelle bis zur letzten SP verwickelt war!

Die besten Bilder finden Sie in der rechten Navigation!

Die ungarische Meisterschaft wird vom 28. bis 30. April mit der „Vredestein Miskolic Rallye“ fortgesetzt.

Endergebnis:

1. Ifj.Tóth János/Bahor Bea, Peugeot 206 WRC (1. A8) 1h2'54"6
2. Benik Balázs/Vinoczai Attila, Ford Focus WRC + 00'15"3
3. Turi Tamás/Kerék István, Skoda Octavia WRC + 00'28"4
4. Herczig Norbert/Tóth Imre, Ford Focus WRC + 00'33"3
5. Asi/Zagyva Lajos, Mitsubishi Lancer Evo VI + 00'35"3
6. Spitzmüller Csaba/Kazár Miklós, Toyota Corolla WRC + 01'23"5
7. Bútor Róbert/Tóth Vilmos, Skoda Octavia WRC + 01'40"3
8. Turán Frigyes/Csökő Zoltán, Mitsubishi Evo VI +02'50"9
9. Vizin László/Táborszky Attila, Ford Focus WRC + 03'17"1
10. Szabó Gergő/Benics Kálmán, Mitsubishi EvoVI (1. N4) + 05'20"6
11. Holczer Dániel/Magyar Gábor, Toyota Corolla WRC + 05'26"9
12. Tárnok Tamás/Herr Mátyás, Renault Megane (1. A7) + 05'34"4
13. Kakuszi Zsolt/Kakuszi Csaba, VW Polo S1600 (1. A6) + 05'37"3
14. Keller Péter/Spitzer Gábor, Suzuki Ignis S1600 + 05'41"3
15. Matics Mihály/Árva Norbert, Mitsubishi Evo VI + 06'36"6

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