
Günther Knobloch Interview | 16.10.2024
Sechs Fragen an den ORM-Promotor
Sechs Fragen zur aktuellen Lage des heimischen Rallyesports - wir haben nachgefragt bei Günther Knobloch von der Rallye-Sport Promotor gGmbh.
Noir Trawniczek
Eine Weltmeisterschafts-Rallye zu einem Drittel auf österreichischem Boden - und kein heimisches Team am Start. Ein ORM-Finale ohne die beiden Hauptakteure der letzten Jahre. Eine Junior ORM wieder mit Rally4-Autos und der große Erfolg der Herbstrallye beim Grande Finale der Austrian Rallye Challenge - was sagt der ORM-Promotor dazu? Wir haben nachgefragt bei Günther Knobloch, bei der Rallye-Sport Promotor gGmbh zuständig für Marketing und Partnerbetreuung.
Endlich gibt es in Österreich wieder eine Weltmeisterschafts-Rallye, wenngleich nur ein Teil der Zentraleuropa-Rallye auf heimischem Boden gefahren wird. Nur: Heuer, bei der zweiten Ausgabe dieser Dreiländer-Rallye steht kein einziges Team aus Österreich am Start. Wie ist hier die Position des ORM-Promotors?
Im Vorjahr, als die Zentraleuropa-Rallye noch ganz neu war, waren einige Österreicher am Start. Natürlich ist es schade, dass heuer keine Österreicher dabei sind - doch wir wissen alle, dass ein WM-Einsatz erhebliche Kosten verursacht. Zugleich ist die Europameisterschaft vom Niveau her ähnlich wie die WRC2 angesiedelt, ein ERC-Einsatz ist jedoch deutlich günstiger und die Rally2-Teams stehen hier im Fokus, bei der WRC sind diese nur Teil des Rahmenprogramms. Ich kann also durchaus verstehen, wenn ein Hermann Neubauer oder ein Simon Wagner lieber die Barum-Rallye fahren. Simon konnte mit dem großartigen zweiten Platz auf der internationalen Bühne ein echtes Ausrufezeichen setzen.
Willi Singer, der Vorsitzende der AMF Rallyekommission würde es begrüßen, wenn die Zentraleuropa-Rallye künftig auch zu den nationalen Meisterschaften der Veranstalterländer zählen würde. Wäre es im Sinne des ORM-Promotors, wenn die CER künftig zur ORM zählen würde?
Das konnte ich mir bei der Präsentation der Idee sehr gut vorstellen. Damit würden dann natürlich deutlich mehr heimische Teams an den Start gehen, sie könnten sich vor einem internationalen Publikum präsentieren. Letztendlich gab es aber die Möglichkeit seitens des Veranstalters nicht. Und in Österreich haben Peter Hopf und Willi Stengg für 2024 mit der Murtal-Rallye ein Konzept präsentiert, das alle überzeugt hat. Seither war das von beiden Seiten kein Thema mehr.
Beim ORM-Finale in Krumbach waren die beiden großen Rivalen dieser Saison, Simon Wagner und Hermann Neubauer nicht am Start, weil die Meisterschaft vorzeitig entschieden wurde. Gibt es hier Pläne wie man die Teilnahme am Finale attraktiver machen könnte? Zum Beispiel mit einem Punkte-Koeffizienten?
Es gibt bereits mehr Powerstage-Punkte beim Finale, aber auch weitere Maßnahmen in dieser Richtung würden nicht Entscheidendes verändern. Es gibt auch die Überlegung, das Streichresultat fallen zu lassen und zum Beispiel eben alle sechs ORM-Rallyes zu werten. Doch wenn man sieht, wie wenige Teams bei allen Läufen starten, ist es aus rein sportlicher Sicht schon ambitioniert, die fünf besten zu werten. Ich glaube, dass es künftig einfach für sehr viele Piloten nicht mehr so leicht zu stemmen sein wird, sämtliche Läufe der Staatsmeisterschaft zu fahren. Wir sehen dann vielleicht öfter solche Rallyes wie gerade eben bei der OBM Land der 1000 Hügel Rallye - da kommen dann eben neue, andere Sieger. Das finde ich nicht uninteressant…
Die Achim Mörtl Junioren Staatsmeisterschaft ging mit Marcel Neulinger an den Piloten eines kostengünstigen, serienartigen Ford Fiesta ST - 2025 sind in der JORM nach zwei Jahren mit dem Fokus auf preiswerte Autos wieder die doch deutlich teureren Rally4-Autos zugelassen. Ist das wirklich der richtige Weg?
Ich kann die Bedenken durchaus verstehen - doch es ist nun einmal so, dass diese kostengünstigen Autos, vornehmlich Ford Fiesta ST, die ja im Zuge der leider ausgelaufenen Ford Racing Rookie-Aktion jedes Jahr dem Gewinner geschenkt wurden, nun immer weniger werden. Der Antrag, dass ab 2025 auch Rally4-Fahrzeuge in der Junioren-Staatsmeisterschaft punktberechtigt sind, wurde aus dem Junioren-Umfeld angeregt, in die Rallyekommission zur Diskussion eingebracht und letztendlich hat die Rallyekommission das auch so beschlossen.
Die Herbstrallye Dobersberg war mit 106 Teams die Rallye mit den meisten Startern - die Teams kommen - unter anderem- weil sie das kompakte Eintages-Format mögen. Wie steht der ORM-Promotor zu der erfolgreichen ARC-Rallye? Bleibt die ORM bei ihrem zwingenden Zweitages-Format oder gibt es hier ein Umdenken?
Es wurde bereits vor zwei Jahren beschlossen, die Herbstrallye ohne jegliche Änderung bei Bedarf als Ersatztermin in den ORM-Kalender zuzulassen. Die Zwei- oder auch Dreitagesformate der ORM-Veranstalter bringen aber natürlich auch viele Vorteile in Hinblick auf die PR-Präsenz, den Eventcharakter, die Wertschöpfung in der Region und die Fans. Die breite Vielfalt im Angebot ist denke ich gut für den Sport.
Was gibt es sonst Neues vom ORM-Promotor?
Es ist noch ein größeres Event im November geplant, Details dazu folgen zeitgerecht auf www.rallye-sport.at