RALLYE

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Rutschpartie mit Onkel Markus

In der ARC hat sich Markus Huber bereits als Sieger bewiesen, nun wollte er es auch bei einem ÖM-Lauf ganz genau wissen.

Daß er sich gerade die schwierigste – wohl aber auch populärste – Rallye im ÖM-Kalender als erste Bewährungsprobe in der österreichischen Profi-Liga ausgesucht hat, ist natürlich als klares Eingeständnis an den sportlichen Ehrgeiz zu werten, zudem bot die geographische Nähe gewisse Vorteile. Nach wie vor bietet die Jänner-Rallye jedem Teilnehmer unvergessliche Erlebnisse, vor allem, wenn man zum ersten Mal dabei ist. Und weil es ja auch immer um das Ergebnis geht und die Jänner-Rallye im besonderen Maß eine extreme Fahrer-Prüfung darstellt, ist die gespannte Erwartung bei Debütanten enorm.

Eine Premiere war die Jänner-Rallye für Markus Huber aber auch noch in einer anderen Hinsicht: Simon Schmidinger, der bisher bei allen seiner Rallyes die Copiloten-Aufgabe übernommen hatte, fühlte sich diesmal nicht in der richtigen Verfassung und gab den rechten Platz im Mitsubishi Lancer Evo III vorübergehend ab. Es war zum Glück nicht schwierig, einen kompetenten Ersatz zu finden, man fand ihn sogar innerhalb der Familie: Nichte Silke hatte ihre Qualitäten bereits an der Seite anderer Teilnehmer bewiesen (Peter Brandstätter, Oliver Berger,…) und aktuell keine anderwertige Verpflichtung, sie stand also für das anspruchsvolle Projekt ihres Onkels zur Verfügung. Und das mit großer Begeisterung.

Sein oder Nichtsein – das war für viele Jännerrallye-Teilnehmer eine entscheidende Frage. Bei Franz Sonnleitner und Friedrich Oismüller, den wohl aussichtsreichsten aktiven Vertretern von TRT-Motorsport, geschah das Unausweichliche bereits vor der ersten SP: Sie erreichten gerade einmal die erste Zeitkontrolle, danach ging eine Keilriemenscheibe in Trümmer. Und damit sich die Sache richtig interessant gestaltet, verirrten sich auch einige der Bruchstücke in den Zahnriemenantrieb des Motors, womit dieser nachhaltig lahmgelegt wurde…da waren’s nur noch drei (TRT-Motorsport-Teilnehmer bei der Jänner-Rallye 2009).

Für Markus und Silke Huber war der Beginn äußerst verheißungsvoll: Drittbeste Gruppe H-Zeit auf der ersten Prüfung (Pierbach-Mötlas I), und das noch dazu vor dem großen Audi-Star Christof Klausner! Aber das war nicht das einzige Erfreuliche am Ergebnis der ersten Prüfung: Die H-Bestzeit ging nämlich an Severin Katzensteiner/Roman Hintersteiner! Zugleich war dies eine 13. Gesamt-Zeit, hauchdünn hinter Manfred Stohl…ein äußerst gelungener Start für TRT-Motorsport, zweifellos.

Wo Licht ist, ist jedoch auch Schatten – wo wäre das Sprichwort wohl passender als hier? Der entfesselte Angriff von Severin Katzensteiner auf die Gruppe H-Führung ließ den Mitsubishi Lancer Evo III gegen eine Böschung knallen, was der Ölkühler nicht verzieh – da half selbst das grundsolide Gassner-Tuning nichts. Im vergangenen Jahr siegte Severin Katzensteiner in der Gruppe H ganz nach dem Motto „Was man nicht derfährt, derwartet man“, diesmal lief es genau umgekehrt: Severin fuhr schneller als alle seine Klassen-Konkurrenten, bezahlte diesen hier zum Vorschein gekommenen sportlichen Ehrgeiz aber mit einem allzu frühen Ausscheiden…

Bald darauf lag es an Markus und Silke Huber, als einziges verbliebenes TRT-Team die Ehre von TRT-Motorsport zu retten, denn auch die Neueinsteiger Mario Traxl/Helmut Etzlstorfer erlebten einen Abgang – ihr Mazda 323 glitt nach einer zu schnell gefahrenen Kurve auf der vierten Prüfung einen Hang hinunter. Durch die bisherigen Ereignisse vorgewarnt, und wohl auch unter dem Eindruck der fehlenden Wettbewerbs-Erfahrung unter winterlichen Fahrbahn-Verhältnissen, ließ es Klub-Präsident Markus Huber auf den folgenden Prüfungen eher vorsichtig angehen, er nützte jedoch auf den am Samstag noch überwiegend griffigen Strecken auch seine Erfahrungen aus der Austrian Rallye Challenge. Fallweise reichte das schon für einen überraschend starken Auftritt, wie etwa die H-Bestzeit auf der fünften Prüfung (Pregarten I) zeigte. Im Wesentlichen konzentrierte sich Markus Huber aber darauf, sicher durchzukommen und möglichst kein unnötiges Risiko heraufzubeschwören. Diese Beständigkeit wurde am Ende der Etappe sogar mit dem dritten Platz in der Gruppe H belohnt!

Aber es stand ja noch eine schwierige Samstages-Etappe auf dem Programm. Jänner-Rallye pur war nun angesagt – Eisfahrbahnen über weite Strecken, ein zusätzlich einsetzender Wetterumschwung (Schneefall) tat sein Übriges. Nicht gerade vertrauenerweckend für einen Neuling. Aber gerade das – und die damit verbundene Zurückhaltung – könnte Markus Huber davor bewahrt haben, ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie viele seiner Mitkonkurrenten, die sich oftmals neben der Strecke wiederfanden. Und nicht selten zur Aufgabe gezwungen wurden. Nach einem kurzen Angriffsversuch von Dominik Hartl – ebenfalls ein Ausfallsopfer – fuhren Markus und Silke Huber wieder sicher auf Podestkurs, das Selbstvertrauen stieg mit jedem Kilometer. Die anfängliche Unsicherheit wandelte sich zusehends in Fahrfreude um, die neue Erfahrung erwies sich als äußerst vergnügliches Erlebnis. Trotz der gewonnenen Selbstsicherheit auf dem neuen Terrain schlug der TRT-Präsident jedoch nie über die Stränge, er kontrollierte sich selbst und sein Fahrzeug mit nachhaltiger Konstanz.

Ein wenig lebte sogar der sportliche Ehrgeiz wieder auf – den dritten Platz zu halten (anfangs wollte man sich sogar mit einem Top-Fünf-Rang in der Gruppe H begnügen…) schien auf einmal nicht mehr gut genug. Bezüglich Christof Klausner hatte man sich nie Hoffnungen gemacht, der fuhr wie immer bei der Jänner-Rallye wie ein Wesen von einem anderen Stern. Etwas anders sah die Sache da schon bei Andrea de Luna aus, der aufgrund seines virtuosen Fahrstils gerne mit Jean Ragnotti verglichen wird und dessen Renault Clio Williams inzwischen auch schon in der Gruppe H gewertet wird. Die Achtung vor dem Gegner war zwar auch hier groß, aber von einem nicht-vierradgetriebenen Konkurrenzfahrzeug wollte man sich doch nicht so leicht schlagen lassen. Den Rückstand auf das kleine grüne Monster, den das verbliebene TRT-Team am ersten Tag ausgefasst hatte, vermochte man jedoch auch auf den tief winterlichen Prüfungen im Gebiet Liebenstein/Königswiesen und der nicht minder anspruchsvollen Aisttal-Prüfung nicht mehr aufzuholen. Überdies wurde einer der beiden Final-Durchläufe wegen des Unfalls von Andreas Waldherr abgebrochen. Es blieb beim dritten Platz in der Gruppe H, der ja auch ein großer Erfolg ist und den ursprünglich gesetzten Erwartungen bei Weitem entspricht.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Eine sportlich äußerst gelungene Rallye und eine interessante Erfahrung – eine bravourös bestandene Bewährungsprobe, alles in Allem. Bewährt hat sich erfreulicherweise auch die familieninterne Zusammenarbeit zwischen dem Onkel Markus und der Nichte Silke Huber, die perfekt miteinander harmonierten – keineswegs selbstverständlich bei einem so turbulenten und anstrengenden Bewerb wie der Jänner-Rallye. Zusätzlich gebührt ihnen ein Sonderpreis für Kameradschaft (Mithilfe an der Lösch-Aktion beim Fahrzeugbrand am Subaru von Bernhard Jahn…). Wettbewerbstechnisch war die Kooperation mit Gassner-Motorsport ein großes Plus: Es gab keine Gebrechen am Auto, und Hermann Gassner Senior, bekanntermaßen einer der Erfahrensten, bot überdies seine Beratung in Sachen Reifenwahl an. Fortsetzung wird folgen – bloß der Zeitpunkt steht noch nicht so genau fest…

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