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ORM: Rallye Liezen

Sieg für Baumschlager, Pech für Neubauer

Raimund Baumschlager feiert in Liezen einen ungefährdeten Sieg vor Gerwald Grössing und Mario Saibel – Leitgeb siegt in der 2wd.

Michael Hintermayer
Fotos: Daniel Fessl/Harald Illmer

Die erste Ausgabe der Rallye Liezen darf getrost als einer der spannendsten Läufe dieses Jahres genannt werden. Zahlreiche Ausfälle am ersten Tag und Überraschungs-Sieger, sowie die anspruchsvollen Prüfungen sorgten für einen wahren Rallye-Krimi.

Die Hauptrolle in diesem Krimi ist sicherlich Raimund Baumschlager zuzuschreiben. Der bereits feststehende Staatsmeister 2014 konnte jede SP gewinnen und feiert mit seinem Copiloten Thomas Zeltner einen klaren Start-Ziel-Sieg. Mit mehr als zwei Minuten Vorsprung konnte der Rosenauer mit seinem Skoda Fabia S2000 die Rallye für sich entscheiden.

„Ich habe mir vor der Rallye keine Chance auf den Sieg ausgerechnet. Ich dachte die Turbo-Autos werden uns auf und davonfahren. Aber es ist anders gekommen. Es war eine echt lässige Rallye. Ich ärgere mich immer, wenn die Leute vorher viel Spaß wünschen, denn es ist kein Spaß. Es ist wirklich stressig und eine wahnsinnige Nervenanspannung, doch diesmal hat es richtig Spaß gemacht. Wir sind gefahren ohne an die Punkte zu denken. Gratulation an Andi Aigner und sein Team, eine Top-Veranstaltung“, so Baumschlager im Ziel der Rallye Liezen gegenüber motorline.cc.

Strahlender Zweite sind Gerwald Grössing und Sigi Schwarz. Das Ford-Fiesta-R5-Gespann hatte zwar am ersten Tag mit einem technischen Problem zu kämpfen, doch wirklich bremsen konnte Grössing selbst dies nicht. Der Zweitplatzierte zeigte sich ebenfalls begeistert: „Kompliment an die Veranstalter, das ist ein Format, wie es sich für einen Staatsmeisterschaftslauf gehört.“

Besonderen Grund zur Freude hatte Mario Saibel. Er konnte trotz seines Ausfalls und den Strafzeiten die Rallye auf dem Podium beenden und sichert sich somit den Vizestaatsmeister-Titel. Die BRR-Mechaniker schafften es, den schwer ramponierten Skoda Fabia S2000 wieder flott zu machen. Der Wiener hatte zu Ende des gestrigen Tages mit dem Vorderrad einen Eisenpfahl gestreift und riss sich dabei das Rad aus. „Eine sehr turbulente Rallye. Wir hatten Glück, dass wir den Schaden reparieren konnten um nochmal zu starten. Es tut mir leid für Hermann (Neubauer, Anm. der Redaktion).Eine echt geile Rallye.“

Mrlik beim Comeback fast am Podium

Nach seiner mehrmonatigen Pause aufgrund einer Kreuzbend-OP beschenkte sich Christian Mrlik in Liezen durch den vierten Platz quasi selbst. Er und seine Copilotin Julia Baier fuhren eine sichere Rallye und konnten mit konstanten Zeiten Platz für Platz gutmachen, während andere ihre Autos in die Botanik warfen. „Wir sind überglücklich. Ich bin total stolz auf mein Team, das Auto hat perfekt gehalten“, so Mrlik im Ziel. Ihn trennten lediglich 20,4 Sekunden von Mario Saibel.

Auf dem fünften Rang reiht sich der wohl schnellste Pensionist Österreichs ein – Walter Mayer fuhr wie immer routiniert, fast schon verhalten und unauffällig, doch im Gegensatz zu vielen Konkurrenten erreicht er fast immer das Ziel und konnte so erneut wichtige Punkte der Division I sammeln. Der Gießhübler hatte zwar am ersten Tag mit technischen Defekten zu kämpfen, die Befestigung der Handbremse versagte ihren Dienst, was in den vielen Kehren einen deutlichen Zeitverlust zur Folge hatte. Mayer und seinen Co Benedikt Hofmann trennten am Ende 2:42 Minuten von Christian Mrlik. Somit liegen Mayer und Grössing nun mit jeweils 60 Punkten in der Division I gleich auf, die Entscheidung um den dritten Platz fällt also im Waldviertel.

Divison II: Suzuki-Sterben

In der Division II spielten sich die wohl größten Dramen ab. Als erstes erwischte es Michael Böhm. Die Manschette des Kupplungs-Drucklagers quittierte schon auf der zweiten SP ihren Dienst und Öl lief auf die Kupplung. Doch die Zellhofer-Crew konnte den Groschen-Defekt rasch wieder in den Griff bekommen und Böhm startete trotz massiver Strafzeiten am Sonntag erneut und konnte so sechs Punkte sammeln. Wichtige Punkte, da er mit dem Ungarn Humar um den Sieg in der Division II kämpft, welcher im Waldviertel entschieden wird.

Auch Mario Klammer und Claudia Dorfbauer im zweiten Suzuki Swift wurden nicht von Problemen verschont. Zu Beginn der Rallye versagte die Gegensprechanlage. Nach einer Sonderprüfung ohne Ansage tauschten die beiden die Helme, was auch funktionierte. Nicht funktionieren wollte danach die Kupplung des Swift, was viel Zeit kostete. Ein High-Speed-Dreher auf SP8 komplettierte die Pechsträhne des Geburtstagskindes Klammer, der am Samstag sein drittes Lebensjahrzehnt in Angriff nahm. Trotz dieser Probleme konnten Klammer/Dorfbauer den vierten Platz der Division II ins Ziel retten.

50 und kein bisschen langsam

Der Teamchef griff nach langer Zeit selbst wieder in das Lenkrad eines Suzuki Swift. Max Zellhofer begab sich nach einer mehrjährigen Abstinenz wieder hinter das Volant und hatte sichtlich Spaß. Er und sein Copilot Andre Kachel hatten allerdings auch mit Problemen zu kämpfen. Ein Dreher kostete viel Zeit, da der Swift auf einer Kuppe mit der Bodenplatte aufsetzte und erst nach mehreren Minuten befreit werden konnte. Eine Schrecksekunde gab es auch am Samstagabend, als der Swift am Weg zum Parc Ferme plötzlich nicht mehr anspringen wollte, doch die routinierten Mechaniker machten das Auto wieder flott und Zellhofer durfte sich im Ziel über den dritten Rang der Division II freuen.

Diese Misere im Suzuki-Lager öffnete die Türe für den Überraschungs-Sieger der Div. II – Christoph Leitgeb. Der OPC-Corsa-Pilot legte das Tempo nach dem Ausfall von Böhm vor und konnte seinen Vorsprung bis ins Ziel verwalten. „Die Rallye war perfekt für uns, eine fehlerfreie Fahrt. Das Auto hat perfekt funktioniert, wir schauen, dass es so gut funktioniert hat.“ Somit verschiebt sich auch die Entscheidung des OPC-Cups ins Waldviertel. Auf dem zweiten Rang der Division II findet sich ebenfalls einer, mit dem man nicht gerechnet hätte – Alois Handler. Der Peugeot-Pilot und sein Copilot Andreas Scherz punkteten ebenfalls mit einer fehlerfreien Fahrt.

Historic-ÖM: Rosenberger erntet Applaus und halbe Punkte

Kris Rosenberger bleibt mit seinem Porsche 911 der Publikumsliebling der Fans. Auf dem Sadtkurs in Liezen, der wie immer tausende begeisterte Zuseher in die Innenstadt lockte, fuhr er sich in die Herzen der Fans. Rosenberger fuhr aber nicht nur spektakulär, sondern auch schnell. Schnell genug, um das vierzig Jahre alte Auto in den Top-Ten zu platzieren. Doch auch der siebente Gesamtrang brachte nicht die Entscheidung in der historischen Staatsmeisterschaft, da Rosenbergers Hauptkonkurrent Willi Rabl nicht am Start war und Rosenberger somit der einzige Starter war und sich mit halben Punkten begnügen muss. Auch diese Entscheidung fällt somit erst im Waldviertel.

Neubauer ist das Glück nicht hold

Hermann Neubauers Pechsträhne riss auch in Liezen nicht ab. Der Salzburger konnte bei der Österreich-Premiere des Peugeot 208 T16 nicht wie erhofft um den Gesamtsieg kämpfen. Zuerst machte das Auto was es machte, da das Fahrwerk viel zu hart war. Danach streikte ein Ventil am Turbolader. Nachdem die Probleme gelöst werden konnten und Neubauer seine Zeiten deutlich verbessern konnte, spielte das vordere Differential des R5-Peugeot nicht mehr mit. Auf dem Weg von der Sonderprüfung 11 zum Service endete die Fahrt.

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