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Vier Sterne sind mittlerweile Standard

15 Autos aus sechs Kategorien mussten harte Tests über sich ergehen lassen, vier Mal gab's die Bestnote fünf, leider fand man auch schwarze Schafe.

Quelle: ÖAMTC

Zeugnisverteilung im EuroNCAP-Crashtest-Labor: Mit durchschnittlich vier Sternen schnitten die 15 Kandidaten aus sechs Fahrzeugklassen in der jüngsten – bereits zwölften - Testserie recht passabel ab. Viermal konnten die Crashtest-Experten an "mustergültige" Autos sogar fünf Sterne vergeben, präsentieren ÖAMTC und VKI die Ergebnisse.

"Die Insassensicherheit steigt weiter", lobt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang, "Ausreißer mit horrenden Werten in der Frontsicherheit und teils großen Mankos im Fußgängerschutz gab es aber auch diesmal."

Zwei Autos kamen über drei Sterne nicht hinaus, einmal wurden gar nur zwei Sterne vergeben. "Derart schlechte Wertungen kommen aber immer seltener vor", berichtet Lang über einen positiven Trend. Insgesamt zeigt sich, dass ein gutes Ergebnis im EuroNCAP Crashtest mittlerweile ein bedeutendes Kaufargument ist. Bringt ein Hersteller einen neuen Wagen auf den Markt, will er dazu auch Sicherheit verkaufen. Dieses Argument kommt bereits in allen Fahrzeugklassen - vom trendigen Kleinwagen über das Familienfahrzeug bis zum Off-Roader - zum Tragen.

Die Ergebnisse im Detail

Kleinwagen: Citroen Pluriel, Nissan Micra, Renault Twingo

Von den drei getesteten Kleinwagen schnitt der Citroën Pluriel (31 Punkte, vier Sterne) am besten ab. Beim Frontaufprall blieb die Fahrgastzelle stabil, dank gut funktionierender Rückhaltesysteme waren die Brustbelastungen für Fahrer und Beifahrer gering. Auch beim Seitenaufprall wurden dem Wagen gute Werte attestiert.

Im Ranking der von EuroNCAP gecrashten Kleinwagen steht der Pluriel nun an der Spitze. Deutlich dahinter reihen sich der Nissan Micra (25 Punkte, vier Sterne) und der Renault Twingo (23 Punkte, drei Sterne). Beim Twingo gab es zwar gute Werte im Seitencrash, ernsthaftes Verletzungsrisiko beim Frontaufprall bestand allerdings für die Oberschenkel und Füße des Fahrers.

Kompaktwagen: Peugeot 307cc

Der Peugeot 307cc, der einzig gecrashte Kompaktwagen, fuhr vier Sterne bei 29 Punkten ein. Die Fahrgastzelle blieb bei allen Tests intakt und bot den Insassen trotz offenem Dach guten Schutz. Große Verletzungsgefahr durch Lenkradsäule und Zündschloss wurde im Kniebereich des Fahrers festgestellt.

Mittelklasse: Toyota Avensis, Opel Signum, Honda Accord

In der Mittelklasse gab es ein 5-Stern-Auto, den Toyota Avensis (34 Punkte). Im Pfahltest und Seitencrash gab es maximale Punkte. Wirkungsvoll funktionierten in den Tests das Front-Airbag-System (passt sich selbstständig an das Gewicht des Fahrers an) und der Knieairbag. Alle Körperteile von Fahrer und Beifahrer galten in Summe als "gut" oder "ausreichend" geschützt.

Im Ranking der bisher gecrashten Mittelklasse-Autos steht der Avensis gemeinsam mit dem Renault Laguna an oberster Stelle. Die weiteren neu-gecrashten Autos dieser Klasse: Der Opel Signum wurde mit 29 Punkten und vier Sternen bewertet, der Honda Accord bekam 28 Punkte und vier Sterne.

Minivans: VW Touran, Ford Fusion

Bei den Minivans verpasste der VW Touran mit 32 Punkten den fünften Stern nur knapp. Für einen Platz an der Spitze im Minivan-Ranking reichte es aber trotzdem. Maximale Punkte bekam der Touran im Pfahltest und Seitencrash. Hier überzeugte vor allem das System: im Sitz integrierte Seitenairbags und Vorhang-Kopfairbags.

Hohes Verletzungsrisiko gab es im Frontcrash lediglich im Knie- und Oberschenkelbereich des Fahrers. Der Ford Fusion fuhr mit 25 Punkten solide vier Sterne ein. Die Brustbelastung für den Fahrer waren sowohl im Front- als auch im Seitencrash hoch.

Vans: Renault Espace, Peugeot 807, Kia Carnival, Hyundai Trajet

Die größte Schere in der Wertung gab es bei den Vans. Von den vier gecrashten Fahrzeugen dieser Klasse darf sich die Hälfte mit fünf Sternen schmücken: der Renault Espace brachte es sogar auf die bisher höchste Punktezahl, nämlich 35. Die Karosserie erwies sich als stabil, der Fußraum als besonders sicher. Die vorderen Airbags lösen in zwei Stufen aus, wodurch bei schweren Unfällen höherer Airbag-Druck erzielt werden kann.

Zweiter 5-Stern-Van ist der Peugeot 807, dessen solide Karosserie den Insassen ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Lediglich im Kniebereich von Fahrer und Beifahrer wurden höhere Belastungen festgestellt. Die beiden Vans reihten sich im Ranking auf Platz eins und zwei ein.

Auf der anderen Seite der Wertungsskala: das einzige 2-Stern-Auto, der Kia Carnival, wurde wegen zu geringer Punktezahl im Frontcrash - nur vier Punkte - um einen Stern abgewertet. "Die Karosserie wurde stark eingedrückt. Armaturenbrett und Bodenplatte wurden beim Frontaufprall so stark verformt, dass nur mehr geringer Schutz für Brust, Beine und Füße des Fahrers gegeben war", erläutert Lang. Nur um eine Spur besser, aber trotzdem schwach, schnitt der Hyundai Trajet mit 20 Punkten und drei Sternen ab.

Geländewagen: Volvo XC90, Kia Sorento

Bei den Geländewagen lieferte der Volvo XC 90 mit fünf Sternen und 34 Punkten das nunmehr beste Ergebnis in dieser Klasse. Die Deformationen bei Front- und Seitenaufprall waren minimal, die Belastung der Sicherheitsgurte auf die Brust gering. Im Sitz integrierte Seitenairbags funktionierten gut, der Vorhang-Airbag
schützte auch die Insassen in zweiter und dritter Sitzreihe.

Der Kia Sorento bekam vier Sterne (25 Punkte). "Beifahrer und Fahrer sind hohen Brust-, Oberschenkel und Kniebelastungen ausgesetzt", kritisiert Lang den noch nicht ausreichenden Schutz.

Wegen der europaweit hohen Quoten nicht angeschnallter Autoinsassen wird von EuroNCAP der Einbau "intelligenter optischer und akustischer" Sicherheitsgurt-Erinnerungssysteme forciert und bewertet. Bis zu drei Zusatzpunkte bekommen daher Fahrzeuge, die serienmäßig über sogenannte "Seat-Belt-Reminder" verfügen - je einen für Fahrer-, Beifahrer- und Rücksitz.

Neun Autos besserten in dieser Testreihe ihre Gesamtpunkte mit Seat-Belt-Remindern auf: Citroën Pluriel, Nissan Micra, Peugeot 307cc, Renault Espace, Peugeot 807, VW Touran, Toyota Avensis, Opel Signum und Volvo XC 90.

Weiter ein Stiefkind der Autohersteller: Kindersicherheit

Mängel gibt es weiterhin bei der Kindersicherheit. Nicht immer sind Kinder unterschiedlichen Alters gleich gut geschützt. "Zum Großteil waren bei den Tests die Brust- und Nackenbelastungen für die Kinder - ein dreijähriger und ein eineinhalbjähriger Dummy – relativ hoch", kritisiert Paul Srna, Projektleiter beim VKI.

Grund zur Beanstandung lieferten auch die Hinweissymbole und Warnaufkleber, die auf die Gefahr bei Verwendung von rückwärts gerichteten Kindersitzen am Beifahrersitz mit Airbag hinweisen. "Teils wird unzureichend vor den Gefahren gewarnt, teils sind die Etiketten ablösbar oder gar nicht vorhanden", berichtet Srna.

Wird ein Rückhaltesystem rückwärts gerichtet auf einem Autositz mit Airbag verwendet, drohen dem darin sitzenden Kind schwere Verletzungen, wenn der Airbag bei einem Unfall ausgelöst wird. Laut EuroNCAP-Anforderung muss ein nicht entfernbarer Warntext, der auf jene Gefahren hinweist und die Deaktivierung des Airbags erklärt, auf den Sonnenblenden angebracht sein.

Die Zahl der Fahrzeugmodelle, die serienmäßig mit Isofix-Halterungen ausgestattet sind, steigt weiter. 13 der 15 getesteten Fahrzeuge verfügen auch in dieser Testreihe über Isofix. Dieses genormte Befestigungssystem garantiert optimalen Halt des Kindersitzes im Fahrzeug durch einfache Handhabung. Derzeit ist für einen solchen Sitz eine fahrzeugbezogene Zulassung notwendig. ÖAMTC und VKI fordern, dass Isofix-Sitze generell in allen Fahrzeugen mit entsprechender Isofix-Halterung, also ohne fahrzeugspezifische Bindung, verwendet werden dürfen.

Fußgängerschutz lässt noch immer zu wünschen übrig

"Beim Fußgängerschutz gibt es einen äußerst zaghaften Trend nach oben, im Grunde aber lässt er weiterhin sehr zu wünschen übrig", kritisiert VKI-Obmann Harald Glatz. Was sich auch in dieser Testserie bestätigt: Im Schnitt kamen die 15 getesteten Fahrzeuge auf 9,5 Punkte von 36 maximal erreichbaren. "Mit diesem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein", so Glatz weiter. "Die Hersteller streben allem Anschein nach nicht mehr als zwei (von vier) Sternen beim Fußgängerschutz an. Und die lassen sich ohne übermäßige Designarbeit realisieren."

Häufig waren Stoßstangen und Vorderkanten an der Motorhaube unnachgiebig, die Wagenfronten vieler Autos zu steif und die Kopf-Aufprallzonen auf der Motorhaube somit meist zu wenig fußgängerfreundlich. Vereinzelt gibt es Fahrzeuge, die drei Sterne schaffen, wie in dieser Testserie der VW Touran, bei dem die Stoßstange und große Teile der Motorhaube gut bewertet wurden. Recht passabel schnitt auch der Honda Accord ab. Der Opel Signum brachte es nur auf einen einzigen Punkt im Fußgängerschutz. "Dieser Umstand ist für einen neuen Wagen schlichtweg ungenügend", kritisiert der VKI-Obmann, "der Schutz für gefährdete Straßenbenützer muss wesentlich ernster genommen werden."

4.512 Fußgänger wurden im Jahr 2002 in Österreich bei Straßenverkehrsunfällen verletzt, 160 getötet. Viele schwere und tödliche Unfälle könnten vermieden wären, würden die Fahrzeugfronten besseren Schutz bieten. "In dem Maße, wie die Insassensicherheit verbessert wurde, sollten die Hersteller auch den Fußgängerschutz erhöhen", fordern die Test-Experten von ÖAMTC und VKI.

So testet EuroNCAP

EuroNCAP (European New Car Assessment Programme) ist das weltweit größte Crashtest-Programm, in Österreich vertreten durch ÖAMTC und VKI. Die Tests betreffen den Insassenschutz bei Front- und Seitenaufprall, die Sicherheit von Kindern im Fahrzeug und die Fußgänger-Sicherheit beim Aufprall gegen ein Auto: Der Frontcrash (maximal 16 Punkte sind zu erreichen) findet mit einer Geschwindigkeit von 64 km/h statt, wobei das Fahrzeug seitlich versetzt gegen eine deformierbare Barriere prallt.

Gemessen werden die Verformungen am Auto und die Belastungen an den Dummies. Beim seitlichen Aufprall trifft ein Crash-Gefährt mit 50 km/h die Fahrerseite des stehenden Autos und simuliert so ein auf der Fahrerseite eindringendes Fahrzeug. Beim zusätzlichen Pfahltest wird das Fahrzeug mit 30 km/h seitlich gegen eine Stahlsäule gecrasht, der Aufprall erfolgt in Höhe des Fahrers. Simuliert wird hier ein Unfall etwa mit einem Baum oder einem Lichtmasten. Für den Seitenaufprall gibt es maximal 16 Punkte, zwei Extrapunkte bringt der Pfahltest.

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