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(K)eine Zukunft für die Formel1
So wird die Königsklasse des Motorsports zu Tode reglementiert

Hans-Peter Voglhuber sieht dank des kontraproduktiven Reglements das Ende der klassischen Formel 1 kommen und liefert mögliche Auswege.

Hans-Peter Voglhuber

Was sich Max Mosley und egal wer immer auch sonst noch, im Zuge der neuen F1-Reglementierung zusammengesponnen haben, ist dermaßen geballt kontraproduktiv und destruktiv, wie ich es in der Geschichte der Formel1 noch nie erlebt habe. Natürlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, aber selbst der verbleibende Rest sollte dafür reichen, dass es die klassische Formel1 bis 2010 wahrscheinlich nicht mehr gibt.

Dabei bewirken die Vorschläge weder eine Kostenreduzierung, noch einen Anreiz für neue Teams und spannender wird die Formel1 dadurch erst recht nicht. Im Gegenteil, mit den diversen Einschränkungen, betreffend die Anzahl der Zylinder, des Hubraums, der Ventile, der Reifen usw. erreicht man eine völlig uninteressante technisch kastrierte Einheitsformel, welche aber deshalb um keinen Euro billiger sein wird, eher das Gegenteil ist zu befürchten.

Mr. Mosley wäre gut beraten, nicht immer Rennsportgöttchen zu spielen, sondern einmal mit einem Stab von kompetenten Leuten in Klausur zu gehen. Das könnten sein die Vertreter der aktuellen Formel1-Teams, Motorenhersteller (auch von Gasturbinen, Wankelmotoren usw.), Vertreter von Automobilkonzernen, die im Moment nicht in der Formel1 mitmischen, Fachleute aus dem Schmier- und Treibstofflager, Reifenhersteller, Manager von Rennstrecken und auch Motorsportjournalisten.

In Arbeitskreisen sollte dann ein Grundsatzpapier erarbeitet werden. Die Grundsatzfrage kann nur heißen: Wie soll die Formel1 der Zukunft sein? Erst wenn man weiß, wie die Formel1 künftig beschaffen sein sollte, kann auch über ein neues, entsprechendes Reglement nachgedacht werden, das jedoch in der Folge nicht jedes Jahr wieder umgeändert, nachgebessert oder überhaupt über den Haufen geworfen werden dürfte.

Irrglaube: Weniger Hubraum und weniger Zylinder machen Motoren nicht automatisch billiger

Was ist denn nun die Formel1 wirklich? Die Königsklasse im Automobilrennsport? Eine High-Tech-Rennformel? Eine klassische Rennformel mit Tradition? Im Moment scheint das niemand wirklich zu wissen! Sicher scheint derzeit nur, dass die Formel1 ein Fass ohne Boden ist und es trotz aller Bemühungen auch künftig bleiben wird.

Was jetzt die Spargedanken des Herrn Mosley anlangt, so sind diese geradezu absurd. Rennsport ist und war immer Luxus pur. Zu glauben, wenn man zwei Zylinder wegnimmt, den Hubraum ein wenig senkt und die Anzahl der Ventile beschränkt, dann wird ein Motor automatisch billiger, ist geradezu lächerlich.

Denn damit die Motoren mit weniger Zylindern und etwas weniger Hubraum auch künftig nicht schwächer und nicht weniger drehfreudig sind, dafür sorgt ein ganzes Heer von Technikern, welches immer wieder teuerste Mittel und Wege finden wird, um die Treibsätze auch in der Zukunft weiter zuzuspitzen. Auf allen anderen Gebieten, wie etwa Chassis, Aerodynamik, Reifen etc. verhält es sich gleichermaßen.

Wenn die Formel1 wirklich das Nonplusultra des Automobilsports bleiben sollte, dürfen ihr technisch nur sehr wenig Grenzen gesetzt werden. Und diese Grenzen müssen in erster Linie in Rücksichtnahme auf den Menschen (Fahrer) gezogen werden; - Beschleunigung, Verzögerung, Fliehkräfte und Crashfestigkeit sind da die wichtigsten Parameter.

Die Formel 1 bleibt gefährlich: In jeder einzelnen Runde können tödliche Zwischenfälle passieren

Die Boliden müssen noch weitgehend beherrschbar sein und die Fahrer müssen im Fall eines Unfalls noch halbwegs gute Überlebenschancen haben. Aber diese Sicherheit wird schon heute nur mehr durch eine ganze Armee von Schutzengeln gewährleistet.

Denn wer allen Ernstes glaubt, dass ausschließlich auf Grund der heutigen Sicherheitsmaßnahmen kein Fahrer mehr gestorben ist, den kann ich nur als Träumer bezeichnen. Auch heute birgt jede einzelne Runde für die Formel1-Piloten unzählige Möglichkeiten, um zu sterben. Wir alle können lediglich froh sein, dass dies bis jetzt nicht geschehen ist.

Zweifellos stößt die Formel1 heute wenn schon nicht an die technischen Grenzen, so doch an die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit. Dennoch meine ich, die Formel1 sollte auch in der Zukunft das Nonplusultra des Automobilrennsports sein. Und dazu bedarf es nicht noch mehr neuer Reglementierungen und Beschneidungen, sondern viel mehr großzügiger Lösungen.

Das bedeutet für mich, dass man seitens des Motors nicht die Konstruktion an sich und auch nicht den Hubraum begrenzen, sondern schlichtweg die Motorleistung auf der Bremse (z. B. max. 900 PS oder max. 1.000 PS) reglementieren sollte.

Weichenstellung: Fahrerische und technische Spitzenleistung oder reglementierter Einheitsbrei?

Damit würde einerseits den verschiedensten Motorenerzeugern Tür und Tor geöffnet, was zu mehr Wettbewerb führen sollte, während andererseits durch eine Limitierung der Motorleistung und der Spritmenge, sowie einer Reglementierung der Spritart dafür gesorgt würde, dass es nicht zu unkontrollierten Auswüchsen kommt. Bei den Reifen müsste es ähnlich sein: Breite, Durchmesser, Lauffläche und Anzahl der Reifenerzeuger müssten frei gegeben anstatt reduziert werden, ebenso die Beschaffenheit des Fahrwerks und der Aerodynamik.

Was also die Zukunft der Formel1 anlangt, so sollten sich die Verantwortlichen eingehend damit befassen, ob die Formel1 weiterhin die Königsklasse des Automobilsports sein soll oder lediglich ein motorisierter Wanderzirkus mit beschränkten Möglichkeiten.

Will man auch künftig Spitzenleistungen sowohl technischer als auch fahrerischer Natur zeigen oder will man sich auf einen reglementierten Einheitsbrei beschränken, welchen man immer wieder künstlich aufpeppen muss, damit einem nicht auch noch die letzten Rennsportfans abhanden kommen.

Anstatt einer Fülle von unsinnigen Regeln und Beschränkungen sollten einige wenige, aber dafür klare und sinnvolle Rahmenbedingungen geschaffen werden (z. B. Spurbreite, Motorleistung, Tankvolumen, Crashsicherheit). Was jedoch Mosley und seine Berater aus dem FIA-Hütchen zaubern ist Dilettantismus zum Quadrat. Damit wird die Formel1 nämlich weder sicherer, noch spannender, dafür aber mit Sicherheit ruiniert.

Ihr Hans-Peter Voglhuber

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