Nissan Pathfinder LE - im Test | 18.12.2006
Fahren & Tanken
Der Pathfinder spricht mit rauher Herzlichkeit zu seinen Insassen. Nie kommt Zweifel auf, dass man in einem Dieselfahrzeug sitzt. Das Gaspedal überträgt die Vibrationen in einer Reflexzonenmassage auf den Gasfuß des Fahrers, ansonsten merkt man von der Knurrigkeit des 2,5l-Aggregates jedoch nichts. Der Pathfinder redet Dialekt, aber seine Umgangsformen sind tadellos.
Bei Bedarf wuchtet sich das über zwei Tonnen schwere Gefährt verblüffend agil aus dem Stillstand in Richtung Tempo 100 und langt 11,8 Sekunden später dort an. In Verbindung mit der Fünfgang-Automatik, die mittelmäßig schnell, aber sehr sanft schaltet, und der relativ hohen Sitzposition gibt sich ein beinahe nautischer Fahreindruck. Schiffstelegraph auf „D“, der Bug hebt sich sanft, man nimmt Fahrt auf und setzt einen Kurs in Richtung offenes Meer, ein Shanty auf den Lippen.
Die elektronisch gesteuerte Automatik gestattet schon bei moderatem Druck aufs Gaspedal dem Motor hohe Drehzahlen und hakelt auch gerne einen oder zwei Gänge zurück – ein Zeichen dafür, dass Motor und Getriebe hier ein schweres Auto zu bewegen haben.
Von der Fahrleistung her traut man dem Pathfinder das eingetragene Tempo 175 durchaus zu, Geschwindigkeiten über 150 km/h wird man aber (sofern überhaupt gestattet) selten erreichen, weil dann das Motorgeräusch wirklich etwas nervt.
Diese Geräuschkulisse stimmt nicht mit dem ansonsten tadellosen Fahrkomfort und der kinderleichten Bedienung überein. Durch die Stadt und über Land erweist sich der Pathfinder als handlicher, stets gutmütiger Wagen, der auch Neueinsteigern in dieser Fahrzeugklasse keine Rätsel aufgibt. Es gibt halb so große Autos, mit denen das tägliche Leben weniger Vergnügen macht.
Wer sich wirklich einmal zu ambitiös durch die Kurven räubert, findet effektive Unterstützung im ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Traktionskontrolle und einem bei Bedarf mit pädagogischer Strenge („…und jetzt ist Schluss!“) einsetzenden ESP.
Ein ähnliches Bild gibt der Pathfinder auf losem Untergrund ab: Wir haben die härtesten uns bekannten Knüppelpfade aufgesucht, der Nissan schaltete lässig den Allradantrieb ein und überwand sie mit mildem Lächeln – und zur Freude der Passagiere auch das sehr komfortabel.
Getankt wird auch: Das Werk verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 9.8 Liter Diesel, wir schafften es im alltagsüblichen Betrieb nicht unter die 11-Liter-Marke, auch das ein alles in allem noch akzeptabler Wert.