Seat Toledo Stylance 1.9 TDI-PD – im Test | 29.06.2005
Fahren & Tanken
Muss man, wenn ein kleiner Motor unter der unübersichtlichen Schnauze des Toledo werkelt, auch kleine Brötchen backen? Nicht unbedingt. Das 1,9 Liter Pumpe-Düse-Triebwerk tut sein Bestes, um den anderthalb Tonnen schweren Seat standesgemäß und damit spanisch-feurig zu bewegen.
Gelingt erstaunlich gut. Klar, die VW-Triebwerke sind für üppiges Drehmoment schon von unten heraus bekannt, nicht anders ist es in diesem Fall. Mit Pumpe-Düse typischem, rauen Leerlauf meldet sich der 105 PS starke Motor zum Dienst, um dann beim kleinsten Druck aufs Gaspedal gleich freudig anzuziehen. Schon bei 1.900 Touren steht das maximale Drehmoment von 250 Newtonmetern zur Verfügung, damit geht’s in 12,3 Sekunden von null auf einhundert km/h, die theoretische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 183 Stundenkilometern.
Beim Fahren selbst merkt man kaum, dass der Seat Toledo mit einem relativ hohen Schwerpunkt umgehen muss. Das Fahrwerk macht seine Sache vorbildlich, das Fehlen eines Sportfahrwerks stört überhaupt nicht. Die Serien-Abstimmung ist ausgesprochen gut gelungen, straff und sportlich, dennoch bleibt der Fahrkomfort sehr groß. Das ESP – leider nur gegen Aufpreis an Bord – regelt nicht zu früh und sehr feinfühlig. So macht selbst das Befahren kurviger Pass-Straßen richtig Laune, die gut dosierbaren, kräftig zupackenden Bremsen, die sportliche, elektro-mechanische Servolenkung und das exakte, leichtgängige Fünfgang-Schaltgetriebe passen perfekt dazu. Vielleicht wäre das Sechsgang-Getriebe, das dem 2,0 TDI vorbehalten bleibt, noch besser gewesen, gerade auf der Autobahn könnte damit der eine oder andere Liter Sprit gespart werden.
Doch auch so ist der Tankstopp jedes Mal mit der Überlegung verbunden, dass uns Seat mit „auto emoción“ und spanischer Heißblütigkeit einfach anlügt und den Toledo nebst Gefährten eigentlich im kühlen Schottland erzeugt: Sechs Liter auf 100 Kilometer bei forcierter Fahrweise, das ist nicht nur sehr nahe an der Werksangabe von 5,5 Litern dran, sondern ganz einfach ein sensationeller Verbrauchswert. Olé!