Kia Carnival 2,9 CRDi – im Test | 10.04.2007
Innenraum
Ja, daran könnte man sich dauerhaft gewöhnen: Statt Zusammenrücken und Gürtel-enger-schnallen sucht man sich einen Platz und fühlt sich wie daheim. Die Ledergarnitur in der Villa Carnival hat von vornherein keinerlei sportlich-straffe Ambitionen, man macht es sich gemütlich wie in der Cocktail-Lounge, nur bitte ohne Cocktails.
Getrunken wird trotzdem, ein Dutzend King-Size-Getränkehalter sind quer durch den Innenraum drapiert. Auch die dritte Sitzreihe wurde dabei nicht vergessen.
Überhaupt sitzt man auch in der dritten Reihe nicht „dritter Klasse“, zwei vollwertige Sitze warten dort auf – nicht nur halbwüchsige – Passagiere. Es gibt eigene Belüftungsdüsen, die Seitenfenster lassen sich ausstellen, nur der Zustieg ist etwas unwürdig und die Kniefreiheit erwartungsgemäß dürftig. Man muss sich mit der Bevölkerung in Reihe 2 arrangieren.
Anders als bei manchen Konkurrenzprodukten sind diese „Notsitze“ nicht versenkbar, das bedeutet, dass man sie entweder herumschleppt und Stauraum verliert, oder von vornherein nur fünf Passagiere zulässt, und außerdem die beiden voluminösen Sitze zuhause herumstehen hat. Nun ja, wer einen Van hat, hat auch eine Garage. Oder?
Die Beinfreiheit ist generell das einzige Manko des Carnival, der innen dann doch wieder nicht so geräumig ist, wie er von außen ausschaut. Die Schienen der vorderen Sitze finden bald einmal ihr Ende, im Sinne des friedlichen Zusammenlebens aller Insassen.
Damit sitzen größer gewachsene Personen auch in Reihe 1 nicht völlig entspannt, sondern müssen die Beine etwas anwinkeln. Vielleicht waren wir aber auch nur vom ansonsten üppigen Platzangebot verwöhnt.
Automatik, Cruise Control, elektrische Sitzverstellung, Sitzheizung,… - braucht FahrerIn denn noch irgendetwas zu tun? – Ja: Die vorderen Türen müssen noch von Hand geöffnet werden, ein Skandal!
Die hinteren Schiebetüren und die mächtige Heckklappe (Achtung auf die eigene Schädeldecke und anderer Leute Autos!) funktionieren nämlich auf Knopfdruck, auch fernbedient, elektrisch. Spielerei? – Man gewöhnt sich im Alltag sehr rasch daran, vor allem wenn man beim Großeinkauf „alle Hände voll zu tun“ hat. Ein kurzer Tipp auf den Knopf oder leichter Zug am Türgriff, den Rest macht Mr. Servo; das spart Muskelkraft.
Die schon erwähnte beige Tapezierung sorgt für freundliche Atmosphäre, an einigen Stellen gibt es Hartplastik-Ausrutscher, die die Haptik etwas verhauen, aber im Sinne der Kosteneffizienz und Familientauglichkeit nachvollziehbar sind. Die Verarbeitung ist, ohne Wenn und Aber, tadellos. Wirklich filigran wirkt nur das Gepäckrollo mit seiner klobigen Halterung, die zudem penetrant den Platz verstellt.
Wer allein in Reihe 2 sitzt, behält selten einmal die Füße auf dem Boden, sondern streckt sich gemütlich der Länge nach aus. Wir raten im Sinne der Sicherheit ausdrücklich davon ab, aber wir bekennen uns schuldig: Das Ledersofa und die getönten Scheiben laden einfach dazu ein.
Sitzt man brav, wie es sich gehört, ist trotzdem jeder Sitz der zweiten Reihe separat verstellbar, damit es keinen Streit gibt. Für die Sicherheit sorgen sechs Airbags, auch die hinteren Passagiere wurden mit je einem Vorhangairbag pro Seite bedacht.