
Ford Focus Traveller 2.0 TDCi Powershift - im Test | 10.03.2009
Gleiten statt hetzen
Nun gibt es auch bei Ford ein Doppelkupplungsgetriebe, das den stärkeren Dieselmotoren vorbehaltene System ist komfortbetont, der Verbrauch lag aber über dem Durchschnitt.
Seit der VW-Konzern im Jahr 2002 das formidable Doppelkupplungsgetriebe namens DSG auf den Markt gebracht hat, eifern viele Hersteller dem Pionier des schnellen Schaltens nach. Darunter auch Ford, wo man seit kurzem die Modelle Focus und C-MAX mit dem 110 und dem 136 PS TDCi mit diesem Getriebe koppeln kann.
Ein kurzer Exkurs in die Welt der Technik: Derzeit gibt es verschiedene Arten von Doppelkupplungsgetrieben, mit Nass- oder mit Trockenkupplung. Während die Trockenkupplung – zum Beispiel beim 7-Gang-DSG von VW – effektiver ist, erlaubt die Nasskupplung auch den Einsatz von Motoren mit höherem Drehmoment, da das Öl auch eine Kühlfunktion übernimmt.
Bei Ford und auch Volvo kommt ein 6-Gang-DKG aus dem Hause Getrag zum Einsatz, ausgestattet mit einer Nasskupplung. Die Funktionsweise besteht darin, dass das Getriebe den nächsthöheren Gang bereits einlegt und dann lediglich von einer Kupplung zur anderen gewechselt wird.
Damit fällt die Zugkraftunterbrechung weg, das Ergebnis sind blitzschnelle Gangwechsel mit einem im Vergleich zu herkömmlichen Automatikgetrieben in der Regel niedrigeren Verbrauch.
Unterm Strich ist ein Doppelkupplungsgetriebe normalerweise die perfekte Wahl für jene Fahrer, die zwar die Vorzüge einer Automatik schätzen, aber dennoch Wert auf eine sportive Fahrweise legen. Genug der Theorie, kommen wir zu unserem Testauto.
Den Ford Focus Traveller mit dem 136 PS TDCi Turbodiesel hatten wir bereits vor einem Jahr zu Gast - Testbericht - dieses Mal erwartete uns das mehr oder weniger idente Modell mit Powershift.
Der Wählhebel des Kölners unterscheidet sich nicht von dem eines herkömmlichen Automatikgetriebes, die dahinter steckende Technik spürt man erst im Fahrbetrieb. Beim Wegfahren sollte man den Gasfuß im Zaum halten, bei Nässe muss man sonst öfter mal die Traktionskontrolle bemühen, die bis zu 340 Nm des 136 PS TDCi Motors machen sich jedenfalls bemerkbar.
Die Gangwechsel selbst gehen wie erwartet flott und ohne Zugkraftunterbrechung über die Bühne, an die Präzision des VW DSG kommt man aber (noch) nicht ganz heran, dort hat man allerdings auch schon eine Praxis-Erfahrung von nicht weniger als sieben Jahren vorzuweisen.
Gegenüber dem Handschalter verliert man bei Ford 0,4 Sekunden – 9,5 zu 9,9 Sekunden auf Tempo 100 km/h – Zum Vergleich: Ein VW Golf Variant TDI mit 140 PS beschleunigt in 9,7 Sekunden auf 100 km/h, egal ob Schalter oder mit DSG.
Verzichten muss man beim Focus sowohl auf eine Sport-Stellung des Getriebes als auch auf Schaltpaddels am Lenkrad. Und dabei sind es gerade diese F1-Anleihen, die den Spaß an einem Doppelkupplungsgetriebe noch deutlich vergrößern.
Immerhin: Wer gerne selbst im Getriebe rührt, der kann in eine manuelle Schaltgasse wechseln. Die Charakteristik des Getriebes spricht im Focus aber eher die entspannten Gleiter als die wirklich sportlichen Fahrer an.
5,8 Liter gibt Ford als Durchschnittsverbrauch für den Powershift-Focus an, in der Praxis flossen im Schnitt aber 7,7 Liter in die Brennräume des Vierzylinders, kein Ruhmesblatt. Zur Verteidigung: 18-Zoll Winterreifen sind nicht wirklich förderlich für den Verbrauch, mit rund 2.000 Kilometern war der Motor zudem noch nicht wirklich eingefahren.
Der Volvo C30 2.0D Powershift mit identer Motor-/Getriebe-Kombination fand in unserem Test mit unter sieben Litern das Auslangen, in diese Regionen sollte man auch mit dem Ford Focus vorstoßen können.
Abschließend noch ein Blick auf die Ausstattung, im „Titanium“ sind viele Ausstattungs-Features – u.a. Alufelgen, vier elektrische Fensterheber, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Sportsitze uvm. – serienmäßig, mit Sechsgang-Getriebe verlangt Ford faire 26.950,- Euro für den stärksten Selbstzünder-Traveller.
Exakt 2.000,- Euro verlangt Ford für das Powershift-Getriebe, erweitert um Dinge wie ein DVD-Navi, 18-Zoll-Alufelgen & Sportfahrwerk (nichts für sanfte Gemüter), Tempomat, Lederpolsterung und so ziemlich allen weiteren Annehmlichkeiten, die die Preisliste so hergibt, kommt man auf einen Testwagenpreis von 37.793,- Euro.
Testurteil
Plus
+ kräftiger Motor
+ hervorragendes Fahrwerk
+ großer Kofferraum
+ hochwertige Materialien, sehr gut verarbeitet
Minus
- Verbrauch über dem Durchschnitt
- kein Sportmodus beim Doppelkupplungsgetriebe
- keine Schaltwippen am Lenkrad
Unser Eindruck
Verarbeitung: 1
Ausstattung: 1-2
Bedienung: 1
Komfort: 2 (mit Standard-Fahrwerk/-Reifen)
Verbrauch: 3
Fahrleistung: 2
Sicherheitsausstattung: 1-2
Resümee
Wer Focus Diesel fahren und dabei nicht schalten will, der landet automatisch beim neuen Powershift-Doppelkupplungsgetriebe. Dieses erledigt seine Arbeit ordentlich, in Sachen Verbrauch leistet sich der Ford aber einen Patzer. Der Preis ist fair kalkuliert, wenngleich sich selbst das Topmodell Titanium noch um etliche brauchbare Features ergänzen lässt.
Weitere Testdetails:
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