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N-Thusiastisch

Der 275 PS starke Hyundai i30 N Performance ist ein kompromissloser Kompaktsportler - mit 100-prozentig auf Fahrspaß getrimmter Fahrdynamik.

Text: Georg Koman
Fotos: Bernhard Reichel, Tanja Pitzer (1)

Kompakte Fronttriebler mit reichlich PS galten früher als der Inbegriff der bösen Automobil-Buben – bis der Allradantrieb auch in diesem Segment Einzug hielt und Leistungen von weit über 300 PS möglich machte.

Seither spielen die "Frontkratzer" mit ihren 250-280 PS die zweite Geige, allerdings lauter und gekonnter als je zuvor. Immerhin sind sie um viele tausend Euro preisgünstiger als die ganz starken Allradler. Und dank einem echten mechanischen Sperrdifferenzial an der Vorderachse kann man auch ohne unterstützenden Schub im Heck mächtig aus Kurven herausbeschleunigen.

Genau so eines besitzt der Hyundai i30 N, und zwar in der von uns getesteten, nochmals angeschärften "Performance"-Version mit 275 PS (statt 250 PS). Dazu gibt es 19-Zoll-Räder, die größeren Bremsscheiben Platz bieten, einen soundstarken Klappen-Auspuff und elektrisch verstellbare Ledersitze als Draufgabe.

Der Zweiliter-Turbomotor des Hyundai i30 N Performance wuchtet 353 Nm Drehmoment ab 1750 Umdrehungen auf die Vorderachse, dank Overboost-Funktion sind es für 13 Vollgas-Sekunden sogar 378 Nm. Logisch, dass sich das in einem enorm bulligen Subjektiv-Empfinden niederschlägt.

Das „N“ steht gleichermaßen für das Hyundai-Testzentrum Namyang wie für den Nürburgring – und das zurecht. Aktiviert man den "N"-Modus, schnalzen alle Parameter nach oben, die Auspuff-Klappen gehen auf, und der Sound schraubt sich in Bereiche hoch, die gefühlt kaum noch legal sein können.

Wurscht, solange es derart geil röhrt, knattert und grummelt. Die „Rev Match“-Funktion passt die Drehzahlen beim Schalten an, und künstliche Fehlzündungen sorgen beim Ausdrehen der Gänge für ein Geplotze, das einen geistig endgültig auf die Nordschleife versetzt. Wenn dann bloß nicht der uniformierte Rennleiter hinter der nächsten Kurve wartet...

Die Schaltung könnte besser kaum sein: kurzwegig, superpräzise, perfekt positionierter Hebel. Beim Sprint aus dem Stand flutschen die Gänge nur so rein, und bereits nach 6,1 Sekunden fällt die 100er-Marke.

Wie bei Sound und Motor-Charakteristik zeigt der Hyundai i30 N Performance auch in Sachen Fahrwerk und Lenkung nach Aktivieren des „N“-Modus ein anderes Gesicht: Aus hart wird knüppelhart, aus präzisem Anvisieren von Kurven wird Schneiden mit dem Samuraischwert. Dazu noch die giftigen, völlig fading-freien Bremsen.

Ein Vergnügen mit extremem Suchtpotenzial, untermalt noch vom unglaublichen Sound. Wem das alles zu viel wird, der fährt im Normal-Modus oder kann im Modus „Custom“ seine individuelle Wahl treffen: Also z.B. scharfes Sperrdifferenzial, aber sanftere Federung und zurückhaltenderer Sound – oder auch umgekehrt. Bei exzessiver Kurvenfahrt fällt die relativ geringe Untersteuer-Neigung bei gleichzeitig kaum vorhandenen Lastwechsel-Tücken auf. Auch bei abgeschaltetem ESP muss man Drifts richtiggehend provozieren.

Im i30 N sind klassisch-übersichtliche Rundinstrumente verbaut, der Multifunktions-Touchscreen thront auf der Mittelkonsole im optimalen Blickfeld. Die Auflösung ist weniger beeindruckend, dafür sind Logik und intuitive Erfassbarkeit der Menüführung hervorragend. Sämtliche Knöpfe und Schalter sitzen dort, wo man sie erwartet, die Ergonomie passt genauso perfekt wie die Sitzposition.

Das Raumangebot liegt über dem Klassenschnitt, die wuchtigen Sportsitze kosten allerdings etwas Fond-Beinfreiheit. 381 Liter Kofferraum-Grundvolumen gelten als gutes Kompaktklassen-Maß, nach dem Lehnen-Umlegen kommt man auf 1.287 Liter.

Allerdings nimmt der Hyundai auf den Alltag wenig Rücksicht: Seine Ladekante liegt mit 72 Zentimetern recht hoch. Die zwischen den Federbeinen, knapp über dem Ladeboden, eingebaute Querstrebe erhöht zwar die Karosserie-Steifigkeit, stört aber beim Transport sperriger Gegenstände. Und einen höhenverstellbaren Ladeboden hat der i30 N ebenfalls nicht zu bieten.

Ausgestattet ist der Performance-Hyundai reichlich: Luxus-Klassiker wie Lederpolsterung, Navi und E-Sitzverstellung sind genauso serienmäßig an Bord wie LED-Scheinwerfer, Adaptiv-Fahrwerk, Rückfahrkamera, Alarmanlage, Sitz- und Lenkradheizung, Fernlichtsensor, Notbrems-, Spurhalte- und Toter-Winkel-Assistent sowie Verkehrszeichen-Erkennung.

An Extras gibt es nur ein Panorama-Glasdach, Metallic-Lack sowie die hübsche „Performance Blue“-Sonderlackierung des Testwagens um 350 Euro.

Beim moderat gefahrenen Verbrauchstest outet sich der Hyundai mit 8,9 Litern eher als Schluckspecht. Die kurze Getriebeübersetzung wirkt sich nämlich nicht nur temperaments-, sondern auch verbrauchsfördernd aus.

Preislich liegt der Hyundai i30 N Performance mit 38.990 Euro im Vergleich zu anderen GTI nicht schlecht, man muss ja den ganzen Ausstattungs-Luxus mit einrechnen, der anderswo nur gegen satten Aufpreis oder gar nicht zu haben ist. Dazu kommt die großzügige Fahrzeuggarantie von fünf Jahren, die zeigt, wieviel Vertrauen Hyundai sogar in seine hochgezüchtete Technik hat.

Plus
+ kraftvoller und drehmomentstarker Motor
+ agiles, hochpräzises Handling
+ beim Beschleunigen aus Kurven sehr wirksames Sperrdifferenzial
+ fairer Kaufpreis
+ großzügige Garantie
+ in vielen Situationen erfreut die Soundstärke

Minus
- in manchen Situationen wünscht man sich weniger Soundstärke
- sehr harte Federung
- Querstrebe stört beim Durchladen

Resümee
Hyundai hat mit dem i30 N Performance einen Kurvenräuber reinsten Wassers auf die Räder gestellt. Mit seiner chirurgischen Fahrdynamik-Präzision samt kompromissloser Abstimmung fährt er der Fronttriebler-Konkurrenz um die Ohren. Alltagstauglichkeit ist dagegen nicht seine große Stärke. Aber das "N" steht ja auch nicht für "Nutzfahrzeug".

Technische Daten Hyundai i30 N Performance

Fünftüriger Kompaktsportler, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,34/1,80/1,45/2,65 m, Leergewicht: 1.504 kg, Zuladung: 446 kg, Kofferraumvolumen: 395-1.301 l, Tankinhalt: 50 l; Wendekreisdurchmesser: 11,6 m.
Antrieb: Vierzylinder-Turbobenziner, Hubraum: 1.998 ccm, Leistung: 202 kW/275 PS bei 6.000 U/min, max. Drehmoment: 353 Nm bei 1.450-4.700 U/min, Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h, 0-100 km/h: 6,1 s, Norm-Mixverbrauch: 7,1 l Super plus/100 km, CO2-Ausstoß: 163 g/km, Testverbrauch: 8,9 Liter, Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb.
Preis: 38.990 Euro.

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