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Honda FCX Clarity - schon gefahren

Praxisgerechte Zukunftsmusik

Honda hat das Brennstoffzellen-Fahrzeug FCX Clarity zur Serienreife geführt, ohne Wasserstoff-Infrastruktur ist der Verkauf in Europa aber kein Thema.

Stefan.Schmudermaier@motorline.cc

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Während sich viele Marken erst langsam über das Thema Hybrid trauen, ist Honda schon einen Schritt weiter. Schließlich können die Japaner nicht nur auf Hybridmodelle sondern bereits auf das erste Serien-Brennstoffzellenfahrzeug verweisen. Wenngleich man sagen muss, dass die „Serie“ mit bis dato weltweit 30 Fahrzeugen noch alles andere als groß ist.

Während man in den USA und in Japan den FCX Clarity – so man Glück hat und einen bekommt – als Privatperson leasen kann, wird dies in Europa noch eine Weile dauern. Grund ist weniger die Verfügbarkeit, sondern vielmehr die Infrastruktur.

Schließlich will die Brennstoffzelle mit Wasserstoff gefüttert werden und der ist nicht an jeder Ecke zu bekommen. Genaugenommen sind es in Österreich sogar nur zwei „Ecken“.

Massiver Versorgungs-Engpass

Wobei die Tankstelle bei der Firma Fronius im oberösterreichischen Sattledt nicht öffentlich ist und jene in Graz Wochen im Voraus Bescheid haben möchte, wann man tanken kommt... In Deutschland ist die Situation aber ähnlich, von einer flächendeckenden Versorgung ist man auch hier weit entfernt.

Dennoch hat Honda die europaweit einzigen zwei FCX-Clarity-Modelle für eine kurze Testfahrt nach Österreich gebracht. Die Spannung vor der kurzen Runde war dementsprechend groß, vorab durften ausführliche Infos zum Thema Brennstoffzelle und Wasserstoff nicht fehlen.

Keine Angst, wir wollen jetzt nicht in die unendlichen Tiefen dieser Technik eintauchen, sondern nur die vereinfachte Wirkungsweise erklären. Dass der Tank mit Wasserstoff gefüllt wird, wissen wir bereits. Der Honda-Tank fasst bis zu 4,2 Kilogramm von komprimiertem Wasserstoff (350 bar).

Video: Der Honda FCX Clarity



Herzstück des Fahrzeuges ist die Brennstoffzelle. Dort wird aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom erzeugt, der wiederum die Lithium-Ionen-Batterie lädt. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem 100 kW starken Elektromotor. Unterm Strich reicht das für eine theoretische Reichweite von ca. 460 Kilometern.

Brennstoffzelle als Ladegerät

Ein herkömmliches Aufladen der Batterien mittels Kabel an der Steckdose ist nicht vorgesehen, diese Funktion übernimmt ausschließlich die Brennstoffzelle. Vorteil der Brennstoffzelle gegenüber herkömmlichen Range-Extendern in Form von Verbrennungsmotoren ist ein völlig von fossilen Brennstoffen unabhängiger Energiekreislauf.

Theoretisch zumindest. Denn dafür wäre es notwendig, den Wasserstoff unter Zuhilfenahme von Solar- bzw. Wind-Energie sowie weiteren erneuerbaren Energiequellen durch Elektrolyse aus Wasser herzustellen.

Von der Theorie in die Praxis: Äußerlich wirkt der FCX Clarity wie eine größere Ausgabe des bekannten Honda Insight. Auch innen bestätigt sich dieser Eindruck. Das Platzangebot ist überraschend großzügig, selbst vier überdurchschnittlich große Erwachsene haben mit der Bein- bzw. Kopffreiheit keine Probleme.

Futuristisch, aber absolut alltagstauglich

Das Cockpit selbst wirkt sehr futuristisch, mit der Bedienung kommt man dennoch auf Anhieb zurecht. Der Druck auf den Startknopf lässt die Armaturen aufleuchten, Motorgeräusch gibt’s klarerweise keines.

Bevor es losgeht, muss zunächst einmal der Joystick auf Drive gebracht werden, dann heißt es behutsam mit dem Gaspedal umgehen. Das Drehmoment von 256 Nm steht ab der ersten Umdrehung des Elektromotors zur Gänze zur Verfügung.

Dementsprechend zügig geht’s vom Start weg vorwärts, wenngleich es keine offiziellen Angaben zur Beschleunigung gibt und wir mit der subjektiven Einschätzung unser Auslangen finden müssen. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h abgeregelt, das stellt in Österreich aber ohnedies kein Problem dar.

Das Fahrgefühl überrascht jedenfalls positiv. Die Geräuschkulisse ist relativ niedrig, aufgrund des fehlenden Verbrennungsmotors, rücken natürlich Dinge wie Luftverwirbelungen, Abrollgeräusche und auch ein gewisses „Singen“ des Elektromotors in den Vordergrund.

Der Verbrauch entspricht rund 2,8 Litern Diesel

Das Fahrwerk weiß sowohl auf der Autobahn als auch auf der Landstraße zu gefallen. Unterm Strich wirkt der Honda FCX Clarity tatsächlich so serienreif, wie von Honda angekündigt. Interessantes Detail: Legt man den Verbrauch des Brennstoffzellen-Japaners um auf einen Dieselmotor, so käme man auf durchschnittlich 2,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer.

Der Tankvorgang mit Wasserstoff geht im Idealfall in drei bis vier Minuten über die Bühne, bei etwas älteren Anlagen kann es aber auch 30 Minuten und länger dauern, bis der Tank wieder zur Gänze gefüllt ist.

Stichwort Tank: Dass der Wasserstoff-Vorratsbehälter innerhalb kurzer Zeit merklich an Inhalt verliert, hat zumindest beim Honda FCX Clarity keine Gültigkeit. Die Frage nach dem Zeitraum, in dem sich der Wasserstoff verflüchtigt, wurde lapidar mit „50 Jahre“ beantwortet.

Unbeantwortet blieb indes die Frage nach dem Kaufpreis des Brennstoffzellen-Fahrzeuges. In Amerika liegt die Leasingrate bei 600 Dollar pro Monat, wenngleich das lediglich als Zuschuss zu verstehen sei, kostendeckend ist dieser Betrag keinesfalls.

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