AMG C 63 Coupe Black Series - schon gefahren | 28.11.2011
Black is back
Wenn AMG das Mercedes C-Coupé in die Hände nimmt, dann geht die Post ab. Richtig schlimm wird’s, wenn es keine Regeln gibt.
mid/ms
Bernds Briefing ist kurz und knapp: "Schalter auf S+, das hat im Automatikmodus die kürzesten Gangwechsel zur Folge. ESP auf Sport Handling Mode, das lässt ein wenig Drift zu". Bernd Schneider, ehemaliger Rennprofi, sitzt in einem Mercedes SLS der AMG Driving Academy. Ort: Die Rennstrecke von Laguna Seca in Kalifornien, berühmt und berüchtigt wegen ihrer gefährlichen "Korkenzieher"-Kurven-Kombination, jenes S-förmige Gefälle, bei dem das Auto schon mal mit allen vier Rädern in der Luft sein kann.
Hinter Schneider kauert ein marginal schwächeres Mercedes-Modell, dessen Fahrer nur darauf wartet, endlich aus der Boxengasse rollen und seinem Instruktor in Rennmanier folgen zu dürfen.
Es handelt sich um die stärkste Variante der C-Klasse, das C 63 AMG Coupe der exklusiven Gattung "Black Series". Enthusiasten geht augenblicklich das Herz auf, wenn sie nur den Namen hören. Black Series heißt AMG in Höchstform, heißt Mercedes von seiner sportlichsten Seite, heißt Renntechnik für die Straße.
Kraftvoller Urmotor
Unter der Haube des C 63 AMG Coupé Black Series steckt weder Downsizing noch Turboaufladung, sondern ein Saugmotor stärksten Kalibers. Dafür lieben ihn seine Fans. Aus 6,3 Litern Hubraum schöpft der bollernde Hightech-Achtzylinder neben 517 PS auch mächtige 620 Newtonmeter Drehmoment. Damit lassen sich normalerweise schwarze Striche um den Wohnblock ziehen, würde die Elektronik dem nicht Einhalt gebieten.
Bereits nach der Einführungsrunde auf dem 3,8 Kilometer langen California-Kurs lässt Schneider seinen SLS AMG ums Eck fliegen, gibt dabei per Funk Tipps über Bremspunkte und Ideallinie. Der C 63 folgt im gebührenden Abstand.
Locker dreht der V8 bis ans Limit von 7.000 U/min, drückt den Fahrer nachhaltig in die tiefen Schalensitze. Innerhalb von 100 Millisekunden wechseln die sieben Gänge - rauf wie runter. Jedes "Klack-Klack" an den Lenkrad-Paddles ist Fahrfreude pur. 4,2 Sekunden gibt AMG für den Sprint von null auf 100 km/h an. Die Spitze wird bei 300 km/h elektronisch abgeregelt.
Fahrverhalten wie auf Schienen
Auch im Fahrverhalten präsentiert sich das Black Series Coupe als grandios, durcheilt Kurven in einem Tempo und mit einer Präzision, als würden sich die breiten 19-Zoll-Reifen mit dem Asphalt verzahnen. Mehr geht für ein straßenzugelassenes Auto nicht.
Es ist dieses perfekte Zusammenspiel von einstellbarem Gewindefahrwerk, der breiteren Spur, der direkten Lenkung, der Hinterachssperre und den geradezu überirdischen Karbonbremsen, die auch nach brutalster Beanspruchung keinerlei Müdigkeit zeigen. Zweifellos: ein Auto mit Suchtpotenzial.
Nürburgringbewinger
AMG-Entwicklungschef Tobias Moers bestätigt dem C 63 AMG Coupe Black Series eine Rundenzeit von 7:43 Minuten auf der Nordschleife des Nürburgringes. Das sind 15 Sekunden weniger als es der CLK-Vorgänger von 2007 in die Stoppuhr hämmerte. Auch dieser verfügte schon über ein Gewindefahrwerk, hatte 507 PS und basierte auf dem "Official F1 Safety Car".
700 Stück verkaufte AMG damals von diesem Boliden. Begonnen hatte die Black Series bereits 2006 mit dem SLK 55 AMG, der 400 PS leistete und ein fest montiertes Karbondach besaß. 2008 erschien dann der SL 65 AMG als drittes Black-Series-Modell, mit V12, 670 PS und um 250 Kilo erleichtert.
Und wie gewohnt muss der Black-Series-Kunde auch im C-Coupe nicht auf die Mercedes-typischen Annehmlichkeiten verzichten. "Im Cockpit herrscht Rennwagen-Atmosphäre ohne spartanische Anmutung", versichert AMG-Chef Ola Källenius.
Darf's etwas Luxus sein?
Dazu zählen neben einer Audio-CD-Anlage und Klimaautomatik rote Kontrastnähte am Lenkrad, auf den Sitzen, an den Türen und an der Schaltmanschette. Klavierlack lässt ein wenig Luxus durchschimmern. Auf Wunsch gibt es Karbon-Zierteile. Die hintere Sitzbank fehlt, kann aber gesondert bestellt werden.
Äußerlich unterscheidet sich das Top-Modell der C-Klasse-Baureihe durch die wesentlich größeren Kühleinlässe in der Front. Zwei Öffnungen in der Alu-Haube entlassen weitere Hitze ins Freie. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die breiter ausgestellten Kotflügel, 28 Millimeter vorne, 42 hinten.
Und für Hightech-Präzision sorgen zum einen die glanzgedrehten Schmiedefelgen, die zusammen elf Kilo Gewicht sparen und zum anderen der optionale Heckflügel aus Kohlefaser.
Der Preis ist heiß
Die Fahrdynamik der Superlative lässt sich AMG nicht unter 150.000 Euro kosten. Wirklich stören dürfte dies den Kunden nicht. Bei einem C 63 AMG Coupe Black Series handelt es sich in den seltensten Fällen um ein Erstfahrzeug.