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Der "Nobel-Golf" im ersten Test

Viel Feind, viel Ehr. Schon seit Jahrzehnten muss sich der Golf einer stetig wachsenden Anzahl von Konkurrenten erwehren. Ein besonders hartnäckiger kommt aus dem eigenen Konzern. Der Audi A3 ist ebenfalls ein Millionenseller geworden. Wir waren mit der brandneuen vierten Generation unterwegs.

Rudolf Bögel / mid

Testfahrten in Zeiten von Corona: Kaum Verkehr, fast menschenleere Orte, auf der Straße überwiegend Lastwagen - so sieht es im auch Audi-Land rund um Ingolstadt aus. Um so erstaunlicher, dass man trotzdem mit dem neuen A3 Sportback auffällt. Ist aber auch kein Wunder, denn das Blechkleid ist echt aufregend geworden. Während sich andere Designer wie die von Mercedes-Benz fast schon missionarisch der Aufgabe widmen, alle Ecken und Kanten wegzubügeln, hat das Team um Marc Lichte beim A3 Sportback in die Vollen gegriffen. Die Frontseite wirkt zerklüfteter als beim Vorgänger. Und so manch einer entdeckt sogar Parallelen zur extrovertierten Formensprache eines Lamborghini.

Im Innenraum wurde das Armaturenbrett noch konsequenter auf den Fahrer ausgerichtet. Optisch dominieren die zwei Luftauslässe, die rechts und links auf der Cockpit-Abdeckung thronen. Tatsächlich so ähnlich wie in einem Lamborghini. Auch bei der Bedienung hatten die Ingenieure den Fahrer im Blick. Alles funktioniert einfach und logisch. Dabei haben die Entwickler eine gute Mischung zwischen digital und analog gefunden. Über den 10,1 Zoll (ca. 26 cm) großen, berührungsempfindlichen Bildschirm lässt sich alles so einfach regeln wie auf einem modernen Handy. Das Menü mit seinen angenehm puristisch gestalteten Kacheln ist so klar, dass man nicht umständlich erst das Handbuch konsultieren muss.

Und es gibt tatsächlich noch Schalter und Taster außerhalb des Touchscreens, mit denen man zum Beispiel ganz einfach und schnell die Klimaanlage bedienen kann. Eine Besonderheit ist der Lautstärkeregler, der als rundes Tastenfeld in der Mittelkonsole untergebracht ist. Mit wischenden Drehbewegungen kann man laut und leise stellen. Aber Vorsicht: Wer zu stark drückt, kann damit auch die Anlage ausschalten oder zum nächsten Musiktitel vorspulen. Das ist nicht nur tückisch für Grobmotoriker.

Ansonsten sitzt man vorne wirklich bequem. Vermutlich auch zu zweit - denn ausprobieren konnten wir das in Zeiten von Corona natürlich nicht. 1,5 Meter Sicherheitsabstand zwischen Fahrer und Beifahrer - das gibt es noch nicht einmal in den großen Limousinen. Hinten hingegen - das hat die persönliche Sitzprobe ergeben - wird es eng. Bei einer Größe von knapp 1,80 Metern bleibt nicht mehr viel Spielraum für die Knie. Hier hilft nur diszipliniertes und vor allem aufrechtes Sitzen. Auch wenn man das Gefühlt hat, dass nach oben nicht mehr viel Luft ist.
Vorne Eltern, hinten die Kinder - dafür ist der A3 Sportback gemacht. Auch, was die Zuladung angeht. Wenn man zu viert unterwegs ist, muss man sich mit 380 Liter Volumen begnügen. Umgeklappt wächst der Kofferraum auf 1.200 Liter. Praktisch ist die dreifach teilbare Rückbank. Unpraktisch die Ladekante, über die man jedes Objekt mühselig heben muss.

Einen hohen Spaßfaktor bietet Audi - wie immer - beim Fahren. Im Vergleich zum VW Golf ist der A3 Sportback sicherlich ein wenig knackiger. Die Vierlenker-Hinterachse gibt es nur bei den großen Motorisierungen ab 150 PS. Damit liegt der Kompakte sportlich und exakt auf der Straße, wie ein Wiesel hetzt er um die Kurven. Und fordert vom Fahrgefühl her sogar die renommierte Konkurrenz wie den neuen 1er BMW oder die A-Klasse von Mercedes heraus.

An dieser Stelle dürfen wir eine Lanze für den Diesel brechen. Sauber sind die Selbstzünder ja mittlerweile. Wir waren mit dem 150-PS-Aggregat im bayerischen Hopfenland unterwegs und kommen zu dem Ergebnis: Mehr Motor braucht es nicht. Zusammen mit der 7-Gang-Automatik entwickelt der A3 35 TDI eine knackige Dynamik, die nah am Sportwagen liegt. Das Drehmoment ist mächtig zwischen 1.600 und 2.750 U/min - und so geht es in knapp achteinhalb Sekunden von 0 auf Tempo 100.

Derartig unterwegs sind prognostizierte Durchschnittsverbräuche unter vier Litern natürlich nicht möglich. Wer sich mit weniger Pferdestärken begnügen will, der kann den 2,0-Liter Diesel auch mit nur 116 PS bestellen. Wenn es ein Benziner sein darf - den bieten die Ingolstädter als drittes Aggregat zum Marktstart (erste Auslieferungen im Mai) mit dem 1,5 TFSI ebenfalls mit 150 PS an. In der Basisversion kostet er 28.900 Euro. Der kleine Diesel will einen Tausender mehr sehen, der große Selbstzünder kostet ab 34.900 Euro. Weitere Motorisierungen werden folgen.
Unser Fazit: Der neue A3 Sportback legt mit seinem nachgeschärften progressiven Design einen starken Auftritt im Kompakt-Segment hin. Ein Auto mit Ecken und Kanten, digital auf der Höhe der Zeit und von der Fahrdynamik her ein echter Leckerbissen.

Technische Daten Audi A3 Sportback 35 TDI:

- Hubraum: 1.968 ccm
- Leistung: 150 PS bei 3.000 - 4.200 U/min
- Drehmoment: 360 Nm bei 1.600 - 2.700 U/min
- Getriebe: 7-Gang S tronic
- Antrieb: Front
- Länge / Breite / Höhe: 4,34 / 1,98 / 1,45 m
- Leergewicht / Zuladung: 1.410 kg / 550 kg
- Kofferraum: 380 - 1.200 l
- 0 bis 100 km/h: 8,4 Sekunden
- Top-Tempo: 224 km/h
- Normverbrauch: 3,9 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 103 g/km
- Preis DE: ab 28.900 Euro
- Preis AT: ab 33.590 Euro

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