
Genfer Salon 2007: Umweltschutz in der Nische | 06.03.2007
Krise? Welche Krise?
Trotz aller Diskussionen um CO2 und Co.: Zum Umweltgipfel ist der Genfer Automobilsalon nicht geworden. Weiterhin dreht sich alles um Leistung.
mid/hh
Auf der ersten großen Messe des europäischen Autojahres stehen weiterhin vor allem leistungsstarke Fahrzeuge im Scheinwerferlicht. Spritsparer sind zwar auf den Ständen fast aller Hersteller vertreten - meistens jedoch in zweiter Reihe.
Eine große Leistungsschau wird beispielsweise bei Audi veranstaltet. Den prominentesten Platz nimmt das neue Coupé A5 ein, ein dynamisch gestalteter Mittelklassesportler mit Leistungswerten ab 125 kW/170 PS. Erst hinter dem Sportwagen R8 und einer ganzen Reihe PS-starker S-Modelle findet sich der Ingolstädter Beitrag zur Klimadiskussion, die verbrauchsoptimierte Version des A3. Auch bei VW versteckt sich der sparsame Passat Blue Motion hinter einer Phalanx von Phaeton-Oberklasselimousinen und Golfs mit V6-Motoren.
Gut, dass sich auch bei der konventionellen Antriebstechnik einiges tut. Die europäischen Hersteller setzen dabei auf die Evolution ihrer Modelle und Motorentechnik. In der neuen Mercedes-Benz C-Klasse beispielsweise kommen nun Triebwerke zum Einsatz, die ihre Vorgänger in Sachen Spritverbrauch um rund sechs Prozent unterbieten. Zudem entwickeln die Stuttgarter ihr Abgasnachbehandlungssystem Bluetec weiter.
Weniger Probleme mit dem Umwelt-Image haben die Kleinst- und Kleinwagenhersteller. Smart schmückt die Ausstellungsstücke seines neuen Fortwo mit "CO2-Primus"-Aufklebern. Renault erneuert nach 14 Jahren Laufzeit seinen Twingo, der selbst in der stärksten Motorversion nicht mehr als 140 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt.
Dass Umweltschutz-Ambitionen und interessante Optik oder Leistung sich nicht ausschließen müssen, zeigen die japanischen Hersteller. Honda etwa stellt die Studie eines schnittigen Hybrid-Sportcoupés auf Kleinwagenbasis vor, Lexus rüstet seine Oberklasselimousine LS mit einer Kombination von V8-Ottomotor und Elektroaggregat aus. Daihatsus rund gewordener Winzling Cuore spart mit neuer Ventilsteuerung trotz Leistungszuwachses gegenüber dem Vorgänger beim Spritverbrauch.
Und Toyota präsentiert die Studie eines viertürigen Viersitzers mit Hybridantrieb, der einen Ausblick auf die kommende Elektro-Benzin-Antriebsgeneration der Japaner gibt.
Dass dies auch in höheren Klassen funktionieren kann, beweist BMW. Die Motoren der überarbeitetem Einser-Generation kommen dank einer neuen Direkteinspritzung und der Start-Stop-Automatik auf deutlich verbesserte Verbrauchswerte. Sie schaltet den Motor im Stand automatisch aus, um ihn mit einem starken Elektromotor dann wieder anzulassen.
In Rinspeeds Interpretation eines offenen Zweisitzers sitzen die Passagiere hintereinander in einer durchsichtigen Karosserie. Das zigarrenförmige Leichtgewicht mit seinem 110 kW/150 PS starken Ethanol-Antrieb zeigt, dass Umweltschutz und Fahrspaß sich nicht zwangsläufig ausschließen. Von einer CO2-Hysterie ist man hier am Genfer See jedenfalls weit entfernt.