Serie: Alternative Antriebe, Teil 1 | 08.05.2007
Der Hybridantrieb
Spätestens seit dem UN-Klimabericht ist klar: Mit dem heutigen Auto kann es nicht weiter gehen – somit bleibt nur die Suche nach Alternativen.
mid/hh
Vor allem die japanischen Automobilhersteller setzen seit den 1990er-Jahren auf den so genannten Hybridantrieb. Der bekannteste Vertreter dieser Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor kommt seit 1997 im Toyota Prius zum Einsatz.
Bislang steht der Durchbruch der Spritspartechnik im Dieselland Österreich aber noch aus, lediglich 585 Fahrzeuge fanden 2006 einen Käufer. In den USA hingegen, wo der Sparantrieb steuerlich gefördert wird, ist der kompakte Fünftürer ein Renner.
Das Prinzip
Das Grundprinzip der Technik ist einfach: Beim Hybridfahrzeug übernimmt jeder der eingesetzten Motoren die Aufgabe, die er am besten und energieeffizientesten beherrscht. Der Elektromotor verfügt im untersten Drehzahlbereich über viel Kraft und übernimmt daher das Anfahren.
Der Verbrennungsmotor hat seine Stärken im oberen Drehzahlbereich, wo er mehr Leistung bringt als das kleine Elektroaggregat. Den Strom für den E-Motor liefert ein Generator, der über den Verbrennungsmotor beim Bremsen oder im Schubbetrieb aufgeladen wird.
Dieses System lässt sich variieren und ergänzen. Die ambitionierteste Version setzt zurzeit der Toyota-Konzern in mehreren Modellen ein. Bei seinem so genannten "Vollhybriden" fährt der E-Motor nicht nur an, sondern kann das Auto über kurze Strecken auch alleine antreiben - und das komplett ohne Lärm- oder Schadstoffemissionen. Zudem tritt der Elektromotor dem Ottotriebwerk während des Beschleunigens zur Seite. Den elektrischen Strom liefert eine Bremskraftrückgewinnung.
Neben dem kompakten Prius werden bei der Toyota-Tochter Lexus die Limousine Lexus GS 450h und das SUV Lexus RX 400h von einem solchen Hybridantrieb in Fahrt gebracht. Neu auf dem Markt ist bei uns auch der Luxus-Liner LS 600h.
Vor- und Nachteile
Besonders im städtischen Stop-and-go-Verkehr kann der Hybridantrieb seinen Verbrauchsvorteil ausspielen, da dort das energieaufwendige Anfahren häufig nötig ist und auch die Bremskraftrückgewinnungs-Anlage viel Energie-Futter bekommt.Auf langen Autobahn-Etappen hingegen liegen die Verbrauchswerte des Hybriden auf dem Niveau eines normalen Benziners, da der E-Motor dort kaum zum Zuge kommt und zudem durch sein Gewicht den Durst des Autos in die Höhe treibt. Dort ist ein konventioneller Diesel deutlich sparsamer, wenn auch bei höherem Stickoxid- und Rußausstoß.
Auch die relativ hohen Preise verhindern bislang den durchschlagenden Hybrid-Erfolg in Österreich und Umgebung: Günstigstes Modell ist zurzeit der Honda Civic Hybrid für 24.750,- Euro. Für Fahrzeuge unterhalb der Kompaktklasse ist die Technik zudem noch zu sperrig, obwohl gerade dort enormes Einsparpotential läge, da Kleinwagen meist im Stadtverkehr unterwegs sind.
Zukunftschancen
Doch der Hybridantrieb hat durchaus noch Potential. In der Entwicklung sind unter anderem neue Lithium-Ionen-Batterien, die deutlich leichter und leistungsfähiger sein sollen als die zurzeit verwendeten Nickel-Hydrid-Akkus. Peugeot und Citroen arbeiten zudem an einer Kombination des sparsamen Dieselmotors mit einem Elektromotor, Marktstart soll unter Umständen bereits im neuen kompakten Peugeot 308 sein.Die von US-Exporten abhängigen Hersteller BMW und DaimlerChrysler entwickeln gemeinsam Elektro-Benzin-Antriebskonzepte für heckgetriebene Fahrzeuge, zusammen mit GM wird zudem an einem Antrieb für große Geländewagen geforscht. VW will unter anderem den Golf mit einem zusätzlichen Elektromotor zum Sparmobil machen, ab 2008 soll er in den USA als Jetta auf den Markt kommen.
Und nicht zu vergessen sind die Nebenprodukte aus der Hybrid-Entwicklung: der konventionell motorisierte kompakte Einser-BMW etwa ist mit Bremskraftrückgewinnung für die Bordelektronik und der aus dem Hybrid entlehnten Start-Stopp-Automatik eine Art Micro-Hybrid geworden; auch der Einfluss auf die eventuelle Zukunft rein elektrisch betriebener Autos darf nicht unterschätzt werden.
Trotzdem bleibt abzuwarten, ob der Hybridantrieb dem Diesel in Europa Marktanteile abjagen kann, oder ob er ein amerikanisches Phänomen bleibt. Ein Umwelt-Allheilmittel ist er auf jeden Fall nicht.