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Der 911 GT3 RS muss sich warm anziehen

Ford mag zwar ambitionierte Elektrifizierungspläne haben, doch das hält sie nicht davon ab, mit benzinbetriebenen Bubenträumen aktuell quasi nur so um sich zu werfen. Der neuste Streich: Der Mustang GTD. Also quasi ihr GT3 Rennwagen samt Pushrod-Fahrwerk und Transaxle-Getriebe, nur noch um Technik erweitert, die im Rennsport verboten ist. Angepeilt werden also neben einer Leistung von über 800 PS vor allem eine "Sub-Sieben-Minuten-Zeit" auf der Nordschleife.

Der kommende Ford Mustang Dark Horse ist schon ein richtig ernst zu nehmender Sportwagen. Doch im Vergleich zum nun vorgestellten GTD wirkt er fast "lieb". Statt über 500 PS im dunklen Pony will Ford im GTD über 800 PS aus ihrem 5,2 Liter-V8 kitzeln, der hier sodann von einem Kompressor zwangsbeatmet wird und bis auf 7.500 Umdrehungen gejagt werden kann. Jener wird wie gewohnt vor dem Fahrer sitzen und seine Kraft allein über die Hinterräder in den Asphalt drücken, allerdings mit einem feinen Unterschied. Die hier verbaute Achtgang-Doppelkupplung sitzt nicht mehr direkt hinter dem Motor, sondern – verbunden durch einen Karbon-Antriebswelle – bei der Hinterachse. "Transaxle" nennt das der Fachmann sodann und freut sich über die sich somit mögliche und auch hier ergebende 50:50 Gewichtsverteilung. Das ist aber lange nicht alles, was Ford am GTD umgekrempelt hat. Wobei: Davon zu reden, dass hier der "normale" Mustang umgekrempelt wurde, trifft es eigentlich gar nicht. In Wahrheit liefert die Basis für diesen Wagen nämlich nicht das Straßenauto, sondern der GT3-Rennwagen, mit dem Ford ab nächstem Jahr antreten möchte - wir haben berichtet.

Folgerichtig ist auch das Fahrwerk ein ganz anderes Kaliber als das des Straßenwagens. Der Wagen steht auf einem, wie Ford es nennt, semi-aktiven Fahrwerk, das sowohl die Fahrzeughöhe wie auch die Federraten elektronisch verändern kann. Zusätzlich setzt man bei der Vorderachse auf ein short-long arm Layout an der Vorderachse und eine aufwändige Integrallenker-Pushrod- und Kipphebel-Architektur, bei der die innenliegenden Adaptive Spool Valve-Stoßdämpfer und Schraubenfedern in einem horizontalen Kreuzmuster angeordnet und in einen starken, steifen und gewichtseffizienten Hilfsrahmen im Motorsport-Stil integriert sind. Unter anderem dadurch fällt im GTD übrigens auch der Kofferraum weg. Dafür sind im Heck hier deutlich wichtigere Dinge untergebracht. Das hydraulische Steuersystem und das Transaxle-Kühlsystem etwa. Folgerichtig sind die Lufteinlässe vor den hinteren Radkästen hier ebensowenig bloße Show wie die beiden Lüfter hinter dem Karbon-Gitter zwischen den Rücklichtern, sondern allesamt Teil der Kühllösung für diese Komponenten. Wer zudem das Gefühl hat, dass der Wagen auch deutlich tiefer und breiter wirkt als die anderen 'Stangs, hat absolut recht: Im Track-Setting – also mit maximal abgesenktem Fahrwerk – ist der GTD noch einmal stolze 40 mm tiefer als der Dark Horse, während seine Spur um ebensoviel breiter wurde.

Auch bei den Reifen macht Ford wenig überraschend keine halben Sachen. 325 mm breite Vorder- und 345 mm breite Hinterreifen sollen für Grip sorgen. Montiert werden sie auf 20-Zoll-Schmiederäder aus Aluminium. Optional gäbe es auch noch einen Satz Magnesium-Schmiederäder. Diese haben Y-förmige Speichen mit einem ähnlichen Design wie die des GT3-Rennwagens. Für adäquate Verzögerung sorgen sodann Brembo Karbon-Keramik-Bremsen; ab Werk.

Nachdem ein solches Auto natürlich auch nicht übermäßig schwer sein darf, wird bei der brutal aussehenden Außenhaut viel mit Kohlefaser gearbeitet. Der Frontsplitter, die Motorhaube, die Kotflügel, die Türschweller, das Dach, den Kofferraumdeckel und der Heckdiffusor bestehen allesamt schon ab Werk aus Karbon, für die Front- und Heckschürze sind entsprechende Ausführungen optional erhältlich. Außerdem wartet ein Aerodynamik-Paket in der Aufpreisliste, das hydraulisch gesteuerte Frontklappen, einen Unterbodenschutz aus Kohlefaser und einen aktiven Heckflügel hinzufügt. Lackiert werden kann das gute Stück durch seine künftigen Besitzer in jeder beliebigen Farbe; sogar einen vom Kunden bereitgestellten Farbton.

Der Innenraum des GTD ist mit einer Mischung aus Miko-Wildleder, Leder und Karbonfaser ausgestattet. Die Insassen werden von Recaro-Sitzen in Position gehalten, eine Rückbank gibt es nicht mehr. Richtig cool und irgendwie "echt amerikanisch": Optional steht ein Paket zur Verfügung, mit dem 3D-gedrucktes Titan für die Schaltwippen, den Drehschalter und das Seriennummernschild zum Einsatz kommt, das von ausgemusterten Lockheed Martin F-22-Titanteilen stammt.

"Der Mustang GTD zerschlägt jede vorgefasste Meinung über einen Supersportwagen", sagte Jim Farley, Präsident und CEO von Ford. "Das ist ein neuer Ansatz für uns. Wir haben keinen Straßenwagen für die Rennstrecke entwickelt, sondern einen Rennwagen für die Straße. Der Mustang GTD bedient sich der Renntechnologie unseres Mustang GT3-Rennwagens, verpackt sie in eine Mustang-Karosserie aus Kohlefaser und macht sie für die Straße erlebbar", so Farley weiter. "Wir sind bereit, alle anderen auf die Probe zu stellen. Ich werde auf der Rennstrecke in einem Mustang GTD gegen jeden anderen Autoboss in seinem besten Straßenauto antreten."

Und wem genau dieser Fehdehandschuh vor die Füße geworfen werden soll, ist ziemlich klar: Oliver Blume vom Porsche. Blendet man den AMG One nämlich mal aus, ist der Porsche 911 GT3 RS genau das Auto, das der Mustang schlagen muss, wenn er den großen Zielen hinter seiner Entstehung gerecht werden will. Heißt: Während Ford sagt, sie wollen mit dem GTD auf der Nordschleife "unter sieben Minuten" schaffen, können wir das gerne noch etwas konkretisieren: Sie müssen "unter 6:49.328 Minuten" schaffen. Das ist nämlich die aktuelle Rekordzeit des GT3 RS (6:35,183 Minuten waren es übrigens beim AMG One).

Bis wir allerdings wissen werden, ob der Mustang es tatsächlich mit dem Porsche aufnehmen kann, ist noch etwas Geduld von Nöten. Der Wagen soll erst 2025 auf den Markt kommen. Und übrigens: Einen zu bekommen dürfte schwierig werden. Nicht nur, weil man dafür wohl über 300.000 Dollar locker machen muss - was nach Mustang-US-Standards WIRKLICH viel ist - sondern auch, weil Ford für den GTD auf ein handverlesenes Verkaufsmodell setzen wird. Ganz so, wie man es schon beim GT gemacht hat. Heißt: Interessenten werden sich bewerben können, werden dann von Ford evaluiert und dürfen den Wagen vermutlich nur unter gewissen Auflagen - etwa ihn nicht sofort wieder ums Doppelte zu verkaufen - erwerben.

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