
VW bringt eine 10-Gang-Automatik | 13.04.2015
Einen Gang höher
VW überrascht nicht nur mit dem Match Piëch vs. Winterkorn, man trumpft auch mit einer Technik-Neuheit auf: einem 10-Gang-DSG für den Touareg.
Georg Koman; mid/wop
Gerade überraschte VW-Mastermind Ferdinand Piëch mit dem Satz: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn". Dabei galt der Aufsichtsratchef - die Familien Porsche und Piëch sind Mehrheitseigentümer des VW-Konzerns - immer als ein Herz und eine Seele mit seinem "Ziehsohn", Vorstandschef Martin Winterkorn.
Für gewöhnlich zieht Piech seine Strategien panzergleich durch - und gewinnt immer. Diesmal kamen aber sogleich Widerworte von Cousin Wolfgang Porsche, dem Minderheits-Eigner Land Niedersachsen und dem VW-Betriebsrat.
Objektiv kann man Martin Winterkorn wenig vorwerfen: Bestenfalls schwächelnden US-Verkauf und verbesserbare Gewinnmargen bei der Hauptmarke VW. Dennoch steht der Konzern am Sprung zur weltweiten Nummer eins unter den Autoherstellern.
Abseits dieses harten Matches wird bei VW zum Glück aber noch gearbeitet - soeben überraschte man mit der Ankündigung einer Doppelkupplungs-Automatik mit zehn Gängen. Dadurch soll etwa 20 Prozent weniger Spritverbrauch gegenüber einer 6-Gang-Automatik möglich sein. So erlaubt das neue Getriebe der Wolfsburger das Fahren mit niedrigen Drehzahlen im Bereich des sparsamsten Motorbetriebs: dem sogenannten "Downspeeding", knapp über der Leerlaufdrehzahl des Motors.
So wird zum Beispiel bei fast gleichbleibender Motordrehzahl von 1.000/min vom ersten bis zum zehnten Gang auf 70 km/h beschleunigt. Das ermöglicht ein "Fliehkraftpendel", das seit 2008 in Premium-Autos von Audi, BMW, Mercedes und Porsche zu finden ist.
Das intern "DQ511" bezeichnete 10-Gang-Getriebe für Motoren bis maximal 550 Newtonmeter Drehmoment will VW laut Konzeptentwickler Wolfgang Voege, frühestens im nächsten Jahr in einem Allrad-SUV einführen. Klarerweise im edlen Touareg.
Bisher hat ZF mit dem "9HP" und einer Spreitzung von 9,8 den besten Wert bei Getriebe erzielt. Und jetzt legt VW mit der 10-Gang-DSG mehr als einen Gang zu und bietet mit der Spreizung von rund 11 noch mehr Spritspar-Potenzial.
Tatsächlich verfügt das DQ511 sogar über zwölf Gangstufen. Davon werden zehn ohne Zugkraftunterbrechung automatisch geschaltet, erklärt Voege: "Bei den beiden zusätzlichen Gängen handelt es sich um einen extrem kurzen Kriechgang mit einer Getriebeübersetzung von über 20 und einem Super-Overdrive, einem besonders langen Gang zur weiteren Drehzahl-Absenkung bei hohen Geschwindigkeiten".
Die Ingenieurs-Kunst liegt in der neu entwickelten Schaltstrategie. Durch elektronische Steuerung sowie zwei neue Schalt-Elemente und einem sogenannten "Rücklauf" gelingt die Umlenkung des Leistungsflusses innerhalb des Getriebes.
Basis der Neuentwicklung war die bekannte 7-Gang-DSG, wobei die neue Schaltbox weder größer wird, noch ernsthaft an Gewicht zunimmt. Das Resultat: Mit rund 95 kg ist sie nur 5 kg schwerer und hat die gleichen Maße wie das 7-Gang-DSG.