Opel Speedster - im Test | 17.12.2002
Suchtgefahr
111 cm hoch, 945 Kilogramm, 147 PS, Mittelmotor, Heckantrieb. Und zwischen der Straße und deinem Hintern ungefähr 5 Zentimeter. Alles klar?
Manfred Wolf
Der Opel Speedster würde sich auch mit 50 Diesel-PS verkaufen. Selbst damit fiele der Lenker von Welt mehr auf als mit jedem Ferrari. Was beim Lotus Elise – dessen Chassis auch den Speedster trägt – zu rund und pummelig geriet, haben die Opel-Designer mit dem Lineal nachgezogen.
Herausgekommen ist ein Auto wie ein Handkantenschlag. Aber klar, 5,9 Sekunden von Null auf Hundert, da soll es auch danach aussehen. Übung geglückt. Du verursachst zahllose Chiropraktiker-Besuche aufgrund verrenkter Hälse und unzählige Chiptuned-Dieselpiloten fahren an der Ampel schon bei Rot los, um dich zu versägen – und versagen.
Vielleicht lag es auch an der Farbe, die vortrefflich auf den Namen „rabiatrot“ hört. Oder aber, weil viele gar nicht wissen, dass Opel so was baut. Offensichtlich hat man in Rüsselsheim gut daran getan, sich ein Beispiel an der Medizin zu nehmen:
Die homöopathische Dosierung ist ja oft gesünder, als der pharmazeutische 1000 Gramm-Hammer. Im Falle des Opel Speedster beschränkt sich das aber dankenswerterweise auf die Produktionszahl, denn beim Fahren hast du den sprichwörtlichen Hammer im Kreuz.
Dafür zeichnet der 2.2 16V-ECOTEC-Vierzylindermotor verantwortlich, der komplett aus Aluminium gefertigt ist und lediglich 138 Kilogramm wiegt. Aber nicht nur das geringe Gewicht zeichnet den Motor aus.
Das maximale Drehmoment von 203 Newtonmeter steht nämlich schon bei 1.900 Umdrehungen zur Verfügung. So faucht dir also das Alu-Kraftwerk von hinten ins Genick und tritt dir schon beim Anfahren gleichzeitig dermaßen ins Kreuz, dass Rennwagen-Feeling aufkommt.
Und der erste Eindruck täuscht nicht. Der Speedster zeigt in jeder Sekunde, dass er ein kompromissloser, straßentauglich gemachter Rennwagen ist, da schreckt uns der Listenpreis von 34.910,- Euro nicht besonders. Wer einen will, sollte allerdings nicht trödeln: Mehr als 10.000 Stück gibt’s weltweit nicht.
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