Lancia Musa 1,9 Multijet Platino - im Test | 13.06.2005
Fahren & Tanken
Bei der Abstimmung des Musa haben die Ingenieure von Lancia eher an die Anhänger des gemütlichen Cruisens als an rasante Fahrer gedacht. Die angepeilte Zielgruppe legt mit Sicherheit auch mehr Wert auf komfortabel ausgebügelte Straßenschäden als auf Rundenrekorde auf der Rennstrecke.
Dementsprechend kommod gefedert gleitet der kleine Italiener auch über die übelsten Unebenheiten und wiegt seine Insassen auf langen Bodenwellen sanft in den Schlaf.
Flotteres Fahren quittiert er mit starker Seitenneigung der Karosserie und gutmütigem Untersteuern in zu schnell angegangenen Kurven.
Die Dual-Drive Lenkung bietet mit der bereits bekannten „City-Funktion“ eine willkommene Unterstützung für verwinkelte Altstädte, in dem sie die notwendigen Lenkkräfte auf nahezu Null reduziert.
Auf der Landstraße wirkt die Lenkung jedoch in allen Betriebsarten sehr synthetisch und bietet keinerlei Rückmeldung von der Straße. Durch ihre starke Servounterstützung wirkt das ganze Fahrzeug bei höheren Geschwindigkeiten nervös und mahnt zu gemächlicherer Gangart.
Ebenfalls verbesserungswürdig: Die Hill-Holder-Funktion des ESP. Sie sollte durch automatisches Halten der Bremse am Berg das Anfahren erleichtern. Leider kam das System seiner Aufgabe bisweilen allzu gewissenhaft nach und bremste nach kurzen Stopps auch auf ebener Fahrbahn den Musa zu lange ein, was wiederum unweigerlich zum Absterben des Motors führte.
Bis auf sein etwas aufdringliches, aber dennoch weiches Laufgeräusch gibt es nur Positives über den 1,9L Multijet Common-Rail-Diesel zu berichten: Mit seinen 74 kW/100 PS und den bulligen 260 Nm bei nur 1.750 U/min treibt er den 1.275 kg leichten Van munter und willig voran.
Spontan reagiert er auf Gasbefehle, ein Turboloch scheint er nicht zu kennen. Das leicht schaltbare 5-Gang-Getriebe überzeugt zusätzlich durch seine gekonnte Abstimmung.
Mit nur 5,8 Litern Diesel auf 100km zeigte er sich obendrein von seiner asketischen Seite. Selbst bei flotter Fahrt auf der Autobahn erreichte man nur mit Mühe Werte über sieben Liter.
Bravissimo!