
Audi A3 1,9 TDIe Attraction - im Test | 18.03.2008
Askese ohne Reue
Da die ganze Welt momentan auf dem Spartrip ist, springt auch Audi auf den fahrenden Zug auf und beschert uns den A3 1,9 TDIe. Sparen ohne Verzicht heißt die Devise.
BlueMotion, Efficient Dynamics oder einfach nur „e“ heißen sie, die diversen Anstrengungen der nachhaltig denkenden Hersteller, aus dem Dreckspatz Automobil einen Saubermann zu zaubern. Dem Auspuff sollte am besten nur mehr Frühlingsduft entweichen – schlagen zumindest die Grünen vor.
Diesem Ideal ist man momentan zwar noch meilenweit entfernt, was sich jedoch in den letzten Monaten am Markt getan hat, kann sich durchaus sehen lassen. VW ist mit seinen BlueMotion-Modellen eindeutig auf dem richtigen Weg.
Geringer bis gar kein Aufpreis, durch bessere Aerodynamik, länger übersetzte Getriebe, angepasste Motorsteuerungen und Schaltempfehlungen im Cockpit sinkt der Verbrauch messbar um einige Zehntel Liter.
„e“: Hier wird Sparsamkeit kleingeschrieben
Auch bei Audi gibt es ab sofort ein dediziertes Sparmobil. Gänzlich ohne Krankenkassatouch, wie man nicht müde wird zu betonen. Die Technik gab’s schließlich schon fertig aus dem VW Regal. Lediglich auf Änderungen der Karosserie hat man verzichtet, diese Maßnahme käme gemessen am Verbrauchsvorteil schlicht zu teuer.
Ein tiefer gelegtes Fahrwerk und rollwiderstandsoptimierte Reifen sind die einzigen (und obendrein schwer) erkennbaren Unterschiede zur herkömmlichen Attraction-Version. Im Gegensatz zu den USA muss man hierzulande nämlich nicht mit Händen und Füßen auf seinen Spartrieb hinweisen.
Um € 24.170,- ist der A3 Attraction 1,9 TDI e der günstigste Diesel-A3. Der herkömmliche 1,9 TDI mit ebenfalls 105 PS ist nämlich um genau € 50,- teurer. Grund: Durch den geringeren Verbrauch hält Vater Staat bei der NoVA die Hand nur für 5 % anstatt für 6 % auf.
4,5 Liter Diesel (statt 4,9) sollen im Schnitt über 100 km durch die Einspritzdüsen gepresst werden. Das entspricht in neuer Währung 119 Gramm CO2 und ist damit ziemlich rekordverdächtig.
Ebenfalls rekordverdächtig ist die Aufpreispflicht für eine Klimaanlage: Knappe € 1.000,- wollen für diesen „Luxus“ berappt werden. Diese Politik ist leider von gestern. Dafür ließ man sich beim Thema Sicherheit nicht lumpen und packte neben sechs Airbags auch ESP sowie ABS mit EBD mit ins Auto. ISOFIX-Halterungen sind nur gegen € 80,- erhältlich.
Unterwegs im Zeichen der Sauberkeit
Im motorline.cc-Test musste der Saubermann beweisen, was wirklich in ihm steckt. Eines gleich vorweg: Das größte Sparpotenzial steckt zweifelsfrei im Fahrer, wenn er vorausschauend unterwegs ist, den (zu kleinen) Schaltbefehlen im Multifunktionsdisplay die nötige Aufmerksamkeit schenkt und nicht unbedingt immer der erste an der nächsten roten Ampel sein muss.
Die 105 PS und das bärige Drehmoment von 250 Nm ab 1.900 U/min verleiten zwar hin und wieder zum flotteren Fahren, der Spargedanke holt einen im Endeffekt doch wieder auf den Boden zurück.
Dann schaltet man bereits bei 1.400 Touren in den nächsten Gang und rollt gemütlich dahin. Die längere Übersetzung der Gänge 3 – 5 stört den „Drive“ keineswegs, der Motor bietet in jeder Lebenslage genügend Reserven. 11,4 Sekunden für den Standardsprint und 194 km/h Spitze (im Vergleich zu 187 km/h ohne „e“!) sprechen eine gar nicht asketische Sprache.
Auch das tiefer gelegte Fahrwerk macht den A3 e noch eine Spur agiler als seinen „e“-losen Bruder. Der Komfort leidet glücklicherweise nicht darunter. Ganz im Gegenteil: Der A3 ist zwar immer noch straf gefedert, Audi hat aber seit Beginn der Produktion im Jahre 2004 die Federung um einige Stufen weicher gemacht. Ganz entgegen aller Markttrends. Ganz nach unserem Geschmack!
Jetzt verraten wir sie auch schon, die Verbrauchswerte: Über die gesamte Testdistanz von 1200 Kilometern (30 % Stadt, 40 % Autobahn, 30 % Überland) errechneten wir einen Schnitt von 4,8 Litern Diesel pro 100 km. Das sind zwar nicht ganz die versprochenen 4,5 Liter, aber immerhin ein sehenswertes Ergebnis.
Wer es wirklich darauf anlegt, möglichst sparsam unterwegs zu sein, drückt den Verbrauch auf unter vier Liter. Als Beweis hierfür dient ein Foto im Album, das keineswegs gestellt oder sonstwie bearbeitet ist.
Auch stellten wir für diese Werte sicherlich kein Verkehrshindernis dar. Einzig das Gaspedal wollte sehr sanft gestreichelt werden und die Drehzahl stieg selten über fünfzehnhundert Touren.
Wieviel ein herkömmlicher A3 1,9 TDI bei gleicher Fahrweise konsumieren würde, muss noch überprüft werden. Da das Spar-„e“ jedoch nichts kostet, ja im Gegenteil noch günstiger ist, können wir in jedem Fall zum Geiz-A3 raten. Und wenns nur für das gute Gewissen ist.
Testurteil
Plus
+ äußerst sparsamer Motor
+ perfekte Verarbeitungsqualität
+ geringerer Preis als „normal“ A3
+ spritzige Fahrleistungen
Minus
- Heftige Aufpreispolitik
Unser Eindruck
Verarbeitung: 1
Ausstattung: 3
Bedienung: 1
Komfort: 1-2
Verbrauch: 1
Fahrleistung: 1-2
Sicherheitsausstattung: 1
Resümee
Mit dem A3 1,9 TDI e hat Audi ein ganz dem Markttrend entsprechendes, sparsames Auto im Talon. Mit vergleichsweise geringem Aufwand erzielte man ein merkliches Sparpotenzial. Da der „e“ zudem weniger kostet als sein normaler Bruder, geht unsere Kaufempfehlung eindeutig zur politisch korrekten Version.
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