Honda Civic 1,6i-DTEC Executive - im Test | 01.10.2014
Fahrverhalten, Verbrauch & Preis
Man erwartet eine enge Rennsemmel, weil der Civic mit seinen alfa-mäßig versteckten hinteren Türgriffen danach ausschaut. Ist dann trotzdem überrascht von der Kopffreiheit, zumindest vorne. Im Fond ist neben dem Kopf-, auch der Fußraum beengt, weil sich der Tank unter den Vordersitzen versteckt.
Genau deshalb ist der Civic das große Raumwunder seiner Klasse. Das gilt auch für sein Handschuhfach, das vom Volumen her mittelgroße Handtaschen versteckt.
Tatsächlich: vom drückenden Luftraum abgesehen ist er sehr geräumig. Legt man die Rücksitze flach, könnte man 1.210 Einliter-Tetrapack einpacken. Einer mehr plus Zubehör passt unter die mittlere Armlehne. Stellt man die hinteren Sitzflächen wie Kinosessel auf (daher der Trick mit dem Tank unter den Vordersitzen), passt beinahe ein Fahrrad quer hinein. Wer bis zu 1.668 Liter Laderaum braucht, nimmt zum moderaten Mehrpreis von nur 900 Euro den Civic Tourer mit Langheck.
Ein Cockpit, wie es sich der große Kevin im Raumschiff gerne vorstellt. Dabei aber überraschend klar und übersichtlich. Die oberste Display-Reihe mit dem Digital-Tacho in ihrer Mitte ist augenfreundlicher als manches Head Up-Display.
Bei der Sitzverstellung lässt sich Honda auf nur zweitbeste Lösungen ein. Lehnenneigung mit Hebel statt Rändelrad, das passt nie optimal. Auch die Bandscheibenstütze und Seitenwangen-Aufblasung mittels Stellmotor überzeugt nicht wirklich.
Ebenso die Klimasteuerung mit Tastensalat tief unten in der Mittelkonsole, kleinteilig und kaum ablesbar. Nicht ohne, wenn bei Regen öfters Luftrichtung und Ventilator zu verändern sind und man blind kaum die richtigen Tasten trifft.
Übersichtlichkeit ist nicht Sache der Karosserie. Beim Parken und Rangieren kommt man dank Piepsomat und (träge erwachender) Rückfahrkamera - beim "Executive" beides serienmäßig - einigermaßen zurecht.
Ebenso serienmäßig sind die 17-Zöller unseres Testwagens, sie schauen toll aus. Schönheit, die erlitten werden will. Die großen Reifen rollen unsanfter ab und errumpeln mehr Geräusch und Unruhe, als das im Alltagsstraßenleben angenehm wäre.
Der Schalthebel greift ideal zur Rechten. Bekommt aber wenig zu tun, was am Motor liegt. Dieser 1600er ist einer der feinsten Diesel breit und weit. Mit 300 Nm von der Ziffer 2.000 im runden Drehzahlmesser an. Bei 3.500 verliert er die Freude am Drehen. Bei 4.000 lägen 120 PS an, die man selten braucht. Start-Stopp könnte den Motor schneller wieder anwerfen.
Der Laborwert von 3,6 Liter dürfte sich auf das Volumen des großen Handschuhfaches beziehen. Im Alltagsverkehr kamen wir dort nicht hin, aber auf immer noch respektable 5,4 Liter.
Plus
+ Sehr laufruhiger, durchzugsstarker Motor
+ Mutiges Design außen wie innen
+ Sehr variable Rückbank
+ Straßenlage
+ Qualität, Präzision, Finish
Minus
– Rundum unübersichtlich
– Kopffreiheit im Fond
– Abrollgeräusch präsent
Resümee
Käme Lamborghini in die Golf-Klasse, müsste so ein Civic dabei rauskommen. Hondas Gegenentwurf zum Premium-Biedermeier wird nie fad, ist allenfalls ein wenig eigensinnig.